EM

Die Angst vor einem kroatisch/spanischen Keks

SID
Giovanni Trapattoni will seiner Heimat keine Schützenhilfe gewähren
© Getty

Auf die Frage nach möglicher Schützenhilfe für sein Heimatland konnte Irlands italienischer Nationaltrainer Giovanni Trapattoni nun wirklich nicht mehr auf Englisch antworten.

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"Ich kann nicht gegen Italien die Zukunft beginnen. Wenn ich drei, vier, fünf Spieler tausche, sieht es so aus, als will ich meiner Heimat helfen", schimpfte der aufgebrachte irische Nationaltrainer auf Italienisch.

Doch den Italienern würde selbst ein Sieg im Spiel am Montag in Posen (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) das Weiterkommen nicht garantieren. Die Situation in der Gruppe C ist vertrackt. Sollten sich am letzten Spieltag Spanien und Kroatien im zweiten Gruppenspiel 2:2 oder 3:3 trennen, können die Italiener noch so hoch gewinnen - sie wären raus.

Erinnerungen an 2004

Eine solche Situation gab es bereits bei der EM 2004. Damals schieden die Italiener - wie heute mit zwei Unentschieden aus den ersten beiden Partien - trotz eines Sieges im letzten Gruppenspiel aus. Dänemark und Schweden spielten damals zeitgleich 2:2 und zogen damit gemeinsam in die nächste Runde ein.

Italienische Medien schüren nun die Angst, dass es zwischen den Spaniern und den Kroaten im anderen Spiel am Montag eine entsprechende stillschweigende Übereinkunft - auf italienisch "biscotto" (deutsch: "Keks") - geben könnte.

Eine Befürchtung, die zumindest auf Basis der Erfahrungen im eigenen Land durchaus plausibel erscheint. Schließlich wird der italienische Fußball zum zweiten Mal innerhalb von nur sechs Jahren von einem massiven Manipulationsskandal erschüttert.

"Bar-Geschwätz und Mutmaßungen Mittelmäßiger"

"Wir haben eine Kultur des Misstrauens", sagt Coach Cesare Prandelli angesichts dieser Spekulationen und versucht, soweit wie möglich den Druck von der Mannschaft zu nehmen:

"Wir müssen unsere Partie gegen Irland gewinnen. Das ist unsere Pflicht. Über andere Resultate spekuliere ich nicht."

Noch deutlicher wird Torhüter und Kapitän Gianluigi Buffon, der auf seiner Facebook-Seite seinem Ärger richtig Luft macht: "Biscotto hier, biscotto da ..., also ob wir schon gegen Irland gewonnen hätten ... Wir denken an uns und versuchen zu gewinnen. Der Rest ist heiße Luft, Thekengeschwätz, das sind Mutmaßungen Mittelmäßiger und Argumente der Verlierer."

Von drei bis vier möglichen Umstellungen hat Prandelli vor dem Spiel gegen die Iren gesprochen. Am wahrscheinlichsten ist, dass Stürmer Mario Balotelli, der zuletzt nicht überzeugte und zudem leicht angeschlagen ist, eine Denkpause erhält. Für ihn würde Antonio Di Natale stürmen. Möglich auch, dass der Ex-Wolfsburger Andrea Barzagli nach seiner Verletzung wieder ins Team rückt, was weitere Umstellungen in Abwehr und Mittelfeld nach sich ziehen würde.

Iren wollen würdigen Abschied

Bei den Iren geht es dagegen darum, sich mit Anstand aus dem Turnier zu verabschieden. Mindestens einen Punkt will man holen, um sich nicht in die Liste der schlechtesten EM-Teilnehmer aller Zeiten einzureihen.

Vor der EM hatten die Iren 14 Spiele am Stück nicht verloren. Ohne Druck wollen sie jetzt zeigen, dass sie nicht so schlecht sind, wie es in den ersten beiden Spielen gewirkt hat. Personell kann Trapattoni dabei aus dem Vollen schöpfen. Und bei den irischen Fans hat er ohnehin schon gewonnen. In einem ihrer Lieblingsgesänge heißt es: "Uuuuuuh, Trapattoni, he used to be Italian, but he's Irish now."

Die Gruppe C im Überblick