EM

"Schweini, Özil - come on, das ist überragend"

Von Interview: Thomas Gaber
Peter Schmeichel: "Ich bin stolz, dank Carlsberg, Teil der EURO 2012 sein zu können."
© Getty

Peter Schmeichel war 1992 Kapitän der dänischen Sensations-Europameister. In seiner Funktion als EM-Botschafter des offiziellen EURO 2012-Sponsors Carlsberg wird die Torwart-Legende in Polen und der Ukraine hautnah dabei sein. Mit SPOX sprach Schmeichel vor Turnierbeginn über seinen Turnierfavoriten Deutschland, die Chancen seiner Dänen und Spaniens Probleme. Außerdem verrät Schmeichel, warum Englands Keeper Joe Hart zum EM-Star werden könnte.

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SPOX: Peter, ich falle gleich mit der Tür ins Haus. Welche Mannschaft holt den EM-Titel?

Peter Schmeichel: Deutschland.

SPOX: Was macht Sie da so sicher?

Schmeichel: Das hat mehrere Gründe. Man muss sich nur mal die Ergebnisse der Deutschen bei EM-Turnieren anschauen. Drei Titel, sechs Mal Finale, dazu 1988 Halbfinale. Und es gab vielleicht nie eine deutsche Mannschaft, die besser war. Neuer ist ein fantastischer Torhüter, die Abwehr mit Lahm, Badstuber und Boateng spielt auch im Verein so zusammen. Das Mittelfeld mit Schweinsteiger, Kroos, Podolski, Özil, Müller - come on, das ist überragend! Das Mittelfeld muss sich nicht hinter den Spaniern verstecken und auch vorne hat Deutschland mit Klose und Gomez eine hohe Qualität. Ich denke, es ist auch ein Vorteil, dass viele Bayernspieler dabei sind, die meisten sind ja auch für die Startelf vorgesehen.

SPOX: Aber könnte gerade das nicht von Nachteil sein? Die Bayern haben noch das Champions-League-Finale zu verdauen.

Schmeichel: Nein. Das Finale war natürlich eine große Enttäuschung für die Bayern und so ein Erlebnis lässt sich nicht so einfach abschütteln. Aber das sind Profis und Profis müssen damit zurechtkommen. Den Bayernspielern kommt dabei die deutsche Mentalität zugute. Wenn sie ein Finale verlieren, gewinnen sie das nächste. Deutschland hat das EM-Finale 1976 verloren, 1980 haben sie es gewonnen. Deutschland hat das EM-Finale 1992 verloren, 1996 haben sie es gewonnen. Erst machen die Deutschen ein Bogey, dann machen sie ein Birdie. Und außerdem: So viel Pech wie die Bayern in diesem Spiel hatten, ist kein zweites Mal möglich.

SPOX: In unserem letzten Interview im März sagten Sie, Manuel Neuer sei der beste Torhüter der Welt. Fühlen Sie sich durch seine Leistungen in den entscheidenden CL-Spielen bestätigt?

Schmeichel: Absolut. Er hat in Madrid zwei Elfmeter in außergewöhnlicher Manier pariert und im Finale sogar einen Elfmeter geschossen. Das kann man als Torhüter nur machen, wenn man mental voll auf der Höhe ist. Torhüter sind dazu da, Elfmeter zu halten. Manuel hat den dritten Elfmeter geschossen, nicht den achten oder neunten. Er muss psychisch unglaublich stark sein. Ich habe in meiner Karriere auch den einen oder anderen Elfmeter geschossen, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Aber eine Sache aus dem CL-Finale kann ich immer noch nicht verstehen.

SPOX: Bitte...

Schmeichel: Wie konnte Arjen Robben nur diesen Elfmeter schießen? Petr Cech hat mit einem einzigen Bayernspieler bei Chelsea zusammengespielt, mit Robben. Und dann schießt ausgerechnet der den Elfmeter. Die Wahrscheinlichkeit, dass Cech Robbens Elfmeter hält, war deutlich größer, als wenn er irgendeinem anderen Bayernspieler gegenüber gestanden hätte. Ich habe nicht verstanden, warum kein Bayernspieler Robben von diesem Schuss abgehalten hat.

SPOX: Robben kann es ja bei der EM besser machen. Gehört Holland zu den Titelfavoriten?

Schmeichel: Zum erweiterten Kreis auf jeden Fall. Aber welches Teilnehmerland eigentlich nicht? Ich glaube, wir werden die beste EM aller Zeiten erleben. Es gibt keine Mannschaft, die von vornherein chancenlos ist. Jedes Team kann das Viertelfinale erreichen.

SPOX: Aber ist es einer Mannschaft zuzutrauen, einen Coup zu landen wie Dänemark 1992?

Schmeichel: Warum denn nicht? Wir haben damals das Momentum gehabt. Während des Turniers bekamen wir allmählich das Gefühl, keiner kann uns aufhalten. Wir hatten sicher im Halbfinale gegen Holland auch Glück, aber wir haben immer an unsere Chance geglaubt.

Teil 2: Schmeichel über Spaniens Probleme und seine persönlichen Player to watch

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