EM

Polen: Europas beste rechte Seite?

Von Haruka Gruber
Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek (r.) im Duell gegen Cristiano Ronaldo
© Imago

Zu befürchten war ein EM-Debakel, aber Polen hat Grund zur Zuversicht. Dank der starken Bundesliga-Legionäre und einem talentierten Torwart-Trio ist der Mit-Gastgeber im Vergleich zum letzten SPOX-Power-Ranking zur EM der Aufsteiger des Monats. Deutschland verliert Boden auf Spanien - und die Niederlande müssen sich die Qualitätsfrage stellen.
 
 
 

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16. Tschechien (15.)

Die letzten vier Ergebnisse: 1:1 Irland (A), 1:0 Montenegro (A), 2:0 Montenegro (H), 4:1 Litauen (A)

Es ist bezeichnend für den Zustand des tschechischen Fußballs: Lafata und Stajner sind die besten Stürmer der Liga und daher auch Teil der Nationalmannschaft. Lafata (Jablonec) ist bereits 30 Jahre alt, spielte wenig erfolgreich in Griechenland sowie Österreich - und führt die Torjägerliste mit 20 Treffern an. Stajner (Leberec) kann zwar auf eine illustre Karriere zurückblicken - aber was heißt es, wenn einem 35-Jährigen noch 12 Tore und 6 Assists gelingen und dieser als Stütze für die EM eingeplant ist?

Es mangelt den Tschechen schlichtweg an Klasse: Entweder stehen die Nationalspieler in der drittklassigen heimischen Liga unter Vertrag - oder sie sitzen im Ausland, hauptsächlich in Deutschland, auf der Bank (zuletzut Jiracek, Pekhart), verlieren sich im Mittelmaß (Kadlec, Hubnik, Polak, Hlousek) oder sind verletzt (Pospech).

Ähnlich durchwachsen das Bild bei den anderen Leginären: Baros lieferte zwar eine gute Saison bei Galatasaray, wartet seit der Rot-Sperre Anfang Februar auf ein weiteres Tor. Rosicky fehlt noch immer der letzte Schub, um bei Arsenal vom Rollen- zum Führungsspieler aufzusteigen, mit seiner Vertragsverlängerung jedoch hat er zumindest Sicherheit. Unverzichtbar mittlerweile: Achter/Sechser Plasil, der in Bordeaux mit Beständigkeit überzeugt.

 

15. Kroatien (Platzierung zuvor: 16.)

Die letzten vier Ergebnisse: 1:3 Schweden (H), 0:0 Türkei (H), 3:0 Türkei (A), 2:0 Lettland (H)

Das Bilic-Team gab im Power Ranking den letzten Platz an die Tschechen ab - jedoch nur, weil angesichts vergleichsweise ähnlich schlechter Ausgangslage die individuelle Qualität für Kroatien spricht. Im Vergleich zu den Vormonaten ist allerdings keine Besserung eingetreten. Im Gegenteil: Um Bilic selbst gibt es Unruhe, weil Besiktas ihn als neuen Trainer in Betracht zieht und er nicht abgeneigt scheint.

Die Mannschaft selbst gibt weiter Anlass zur Sorge: Die meisten Leistungsträger sind bei ihren Klubs nur Reservisten oder bei ihren Klubcoaches umstritten. Das trifft auf Olic, Mandzukic, Klasnic, Perisic, Rakitic, Pranjic, Ilicevic oder Eduardo zu. Die Einzigen, die bei einem europäischen Klub von ordentlichem Format zu überzeugen wissen, sind Tottenhams Modric, Schachtjors Srna und der junge Innenverteidiger Lovren (Lyon). Ihn plagen aber seit Wochen Achillessehnenprobleme. Ebenfalls von einer Verletzung gestoppt wurde Leverkusens Winter-Zugang Corluka, der Hoffnung machte auf mehr.

Angesichts dessen fast nur eine Randnotiz: Wegen finanzieller Probleme wurden in der heimischen Liga drei Vereine suspendiert, darunter der Top-Klub Hajduk Split.

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14. Ukraine (14.)

Die letzten vier Ergebnisse: 3:2 Israel (A), 2:1 Österreich (H), 3:3 Deutschland (H), 2:0 Estland (A)

Die Vertragsverlängerung von Nationaltrainer Blochin mit dem Verband sowie von Führungsspieler Tymoschtschuk beim FC Bayern sollten die Gemüter beruhigen. Trotzdem überwiegen die Ängste: Top-Stürmer Woronin, für viele der beste Spieler der russischen Liga, verlor mit der Jahreswende seine Gefährlichkeit. In den ersten 25 Partien für Dynamo Moskau: 11 Tore, 12 Assists. In den letzten 7 Spielen: 0 Tore, 0 Assists.

Zumindest aber kommt er zum Einsatz, könnte man meinen. Denn: Sturmkollege und Nationalheld Schewtschenko pausiert seit Anfang Dezember. Der 35-Jährige müht sich mit dem Oberschenkel und dem chronisch schmerzenden Rücken, weswegen die EM-Teilnahme im eigenen Land nicht gesichert ist: "Ich muss mit der Ungewissheit leben." Vertreten könnten ihn die beiden talentierten 22-jährigen Linksaußen Yarmolenko (Dynamo Kiew) oder Konoplyanka (Dnipro) - wobei ihnen die Erfahrung gänzlich abgeht. Devic stürmt zwar für den Europa-League-Viertelfinalisten Charkow - in der Regel nur als Einwechselspieler.

 

13. Irland (12.)

Die letzten vier Ergebnisse: 1:1 Tschechien (H), 1:1 Estland (H), 4:0 Estland (A), 2:1 Armenien (H)

Es ist die Schulter der Nation: Seitdem sich Abwehr-Boss Dunne (Aston Villa) im Februar die rechte Schulter brach, hofft Irland auf eine schnelle Genesung. Doch diese verläuft schleppender als erhofft, weswegen sich Dunne derzeit in die USA zu einer Spezialbehandlung aufhält. Eine valide Prognose ist kaum möglich.

Coach Trapattoni macht eine Nominierung des vielleicht wichtigsten Spielers der Nationalmannschaft davon abhängig, ob Dunne zumindest am letzten Premier-League-Spieltag einsatzfähig ist und sich selbst testen kann.

Über wesentlich mehr Alternativen verfügt Trapattoni, der ein Angebot des ukranischen Topklubs Dnipro Dnipropetrowsk ablehnte, auf den Außen: Neben McGeady (Spartak Moskau), Duff (Fulham) und Hunt (Wolverhampton) bietet sich aus dem Nichts ein 22-jähriger Newcomer für eine der beiden offensiven Flügelpositionen an: James McClen wurde von Sunderland in die Stammelf befördert und verbuchte in 11 Premier-League-Partien 7 Scorer-Punkte.

Die Kellerkinder: Platz 16 bis Platz 13

Das untere Mittelfeld: Platz 12 bis Platz 9

Das obere Mittelfeld: Platz 8 bis Platz 5

Die Top-Favoriten: Platz 4 bis Platz 1