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Das letzte große Halali

Von SPOX
Diese sechs Spieler stehen vor ihrem letzten großen Turnier
© Getty
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Wer in Tallaght, einem stereotypen Working-class-Vorort von Dublin aufwächst, hat in der Regel nur geringe Chancen, ein begnadeter, alle Hindernisse mit Leichtigkeit nehmender Künstler zu werden.

Vielmehr prägt hier die Bleischwere des grauen, körperlich strapaziösen Arbeitsalltags das Leben, dem nur mit besonderer Zähigkeit und Fleiß zu entrinnen ist. Attribute, die sich Robbie Keane, der nie durch überragende fußballerische Begabung Aufsehen erregte, schnell zu Eigen machte.

Keanes Biographie liest sich zunächst wie die klassische Aufsteiger-Mär: Beflissen kämpfte sich der junge Ire von Crumlin United über die Wolverhampton Wanderers und Coventry City bis hin zu Marcello Lippis Inter Mailand und stellte zwei damalige Ablöserekorde für Teenager im britischen Fußball auf.

Immer wieder Karriereknicks

In der Folge erlitt er jedoch immer wieder einschneidende Karriereknicks. Nachdem Lippis Entlassung Keanes Gebrauchswert in der Lombardei drastisch herabgesetzt hatte, floh er nach Leeds, wo ihn nach viel versprechendem Beginn das gleiche Schicksal ereilte: Man veräußerte ihn nach Tottenham.

An der White Hart Lane verlebte der Stürmer seine beste Zeit. Zwischen 2002 und 2008 gelangen ihm in 254 Pflichtspielen 107 Tore. Dreimal wählten ihn die Fans zu Tottenhams Spieler des Jahres. Dennoch gab es selbst dort Trainer, die Keane unterschätzten.

So sortierte Martin Jol ihn zu Beginn der Saison 2005/06 aus. Keane indessen, das Stehaufmännchen, besann sich abermals der Eigenschaften, die ihm die Sozialisation in Tallaght mit auf den Weg gegeben hatte. Klaglos kämpfte er so lange gegen die Missachtung Jols, bis dieser nicht mehr umhin kam, ihn aufzustellen.

2008 erhielt er dann gleich doppelten Lohn für seine Mühen: Im Frühjahr gewann er mit dem Carling Cup seinen ersten Vereinstitel, ehe ihn der FC Liverpool an die Anfield Road lotste.

Ironie des Schicksals, dass er ausgerechnet im vertrauten Arbeitermilieu der Hafenstadt im Nordwesten Englands bei den "Reds", neben Celtic Glasgow Klub seines Herzens aus Kindertagen, kein Bein auf den Boden bekam.

Die Konstante der irischen Nationalelf

Ein halbes Jahr später ging es zurück in den Londoner Norden, wo er jedoch nicht mehr an die Leistungen früherer Tage anknüpfen konnte. Aus dem Stehaufmännchen wurde ein Wandervogel. Denn weder bei West Ham noch bei Celtic hielt es ihn dauerhaft.

Eine Konstante hingegen hat es in Robbie Keanes Laufbahn immer gegeben: die irische Nationalmannschaft. Egal ob unter Mick McCarthy, Steve Staunton oder Giovanni Trapattoni, stets ist er unumstrittener Stammspieler der "Boys in Green" gewesen. Obendrein darf er seit nunmehr fünf Jahren sein Land als Kapitän vertreten und ist unangefochtener Rekordschütze. In 114 Länderspielen markierte er stolze 53 Treffer.

An einen werden sich deutsche Fans bis heute schmerzlich erinnern. In der Nachspielzeit des zweiten Gruppenspiels der WM 2002 überwand er Oliver Kahn zum 1:1-Ausgleich und zelebrierte anschließend mit eingesprungenem Flickflack, der fließend in einen Purzelbaum überging, ehe er nach Sekundenbruchteilen in "John-Wayne"-Haltung wieder auf den Füßen stand. Ein Jubel, der gewissermaßen die Karriere des Kämpfers symbolisierte.

Im kommenden Sommer könnte er ihn letztmals auf der großen Fußballbühne präsentieren. Mit sieben Toren in der Qualifikation zeichnete er hauptverantwortlich dafür, dass Irland erstmals seit besagter WM wieder an einem großen Turnier teilnehmen darf.

Damals staunte Keane ebenso ungläubig wie sympathisch über das ihm Widerfahrene: "Als wir Kinder waren, taten meine Kumpels und ich auf den Hinterhöfen Dublins immer so, als würden wir eine Weltmeisterschaft spielen. Jetzt bin ich tatsächlich dabei." Nun, im Spätherbst seiner Karriere, ist dem oft Unterschätzten sogar noch eine Europameisterschaft vergönnt.

Robert David Keane, der Arbeiterjunge aus Tallaght, hat übrigens auch auf Vereinsebene sein Glück wieder gefunden. Im mondänen Kalifornien gewann er mit Los Angeles Galaxy kürzlich den MLS Cup.

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