EM

Berti Vogts' Zweitwohnsitz bleibt vorerst Baku

SID
Wird seinen Vertrag trotz der Vorfälle in Aserbaidschan erfüllen: Berti Vogts (l.)
© Getty

Seit April 2008 ist Berti Vogts Nationaltrainer von Aserbaidschan. Der 64-Jährige steht am Kaspischen Meer noch bis Ende November unter Vertrag. Nach der 1:3-Niederlage gegen Deutschland kündigte er an, dass er trotz der Anfeindungen gegen seine Person seinen Vertrag in Aserbaidschan erfüllen und eventuell sogar verlängern wolle.

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Baku statt Korschenbroich: Entgegen ersten Überlegungen blieb Berti Vogts nach dem EM-Qualifikationsspiel zwischen Aserbaidschan und seinem Heimatland Deutschland (1:3) am Dienstagabend doch noch in Baku, wo er bis Donnerstag seine Zukunft als Nationaltrainer beim aserbaidschanischen Verband AFFA klären will.

Die Rückkehr in sein Haus am geliebten Niederrhein, auf die er sich nach den chaotischen Tagen am Kaspischen Meer so gefreut hatte, wurde von dem ehemaligen Bundestrainer noch einmal verschoben.

Vogts will den Vertrag erfüllen

"Ich habe hier noch einen Vertrag bis zum Ende des Jahres, den werde ich erfüllen. Danach sehen wir weiter", sagte Vogts, der nach einem tätlichen Angriff auf seine Person kurz zuvor noch ernsthaft überlegt hatte, ob er die Brocken hinschmeißen soll.

"Wenn drei Verrückte auf einen einstürmen, dann fühlt man sich bedrängt. Ich hatte Angst", sagte Vogts und bekräftigte nach dem Abpfiff noch einmal, dass er diese Attacke nicht herunterspielen werde. "Sie waren nicht dabei, ich habe aber einen Zeugen", so Vogts, der bei der Pressekonferenz am Dienstagabend mal wieder einem medialen Spießrutenlauf durch die einheimischen Reporter ausgesetzt war.

Janßen: "Diese Journalisten sind dumm"

Co-Trainer Olaf Janßen sagte dem "Kölner Express" in der Donnerstag-Ausgabe: "Wir werden unseren Vertrag definitiv erfüllen und die Qualifikation für die EM zu Ende spielen. Wir haben uns mit den Vertretern des Verbandes dann auf Gespräche im Spätherbst vertagt. Die Entscheidung, ob wir die WM-Qualifikation für Brasilien mit Aserbaidschan angehen, wird dann fallen." Der Verband stehe "wie eine Eins hinter Berti", so der Ex-Profi.

Über die jüngsten Vorkommnisse äußerte Janßen: "Diese Journalisten sind dumm und ahnungslos. Total Banane. Manche Pressekonferenz war ein unangenehmes Erlebnis und gehört ins Gruselkabinett. Was ein Berti Vogts mit seinen Erfolgen sich hier für Fragen gefallen lassen muss - in welch repektloser Art - ist schon abenteuerlich."

Vogts: "Liebenswerte Leute"

Ob er sich schon bei seinem Kollegen Joachim Löw dafür bedankt habe, dass die Deutschen so schwach gespielt hätten, wurde Vogts gefragt und musste dann vor laufenden Kameras gute Miene zum bösen Spiel machen.

"Man spielt immer so gut, wie der Gegner es zulässt", konterte der einstige Terrier, der versicherte, dass er trotz der viele Steine, die man ihm in den Weg lege, noch "viel Spaß an der Arbeit mit den jungen Leuten" habe.

Zudem hob der 64-Jährige noch einmal hervor, dass die Einwohner von Aserbaidschan "liebenswerte Leute" seien. "Idioten gibt es überall", sagte Vogts, der nach dem Spiel von Bodyguards bewacht wurde.

Mit Gießkanne und Toilettenpapier

Zudem kontrollierten vor dem Pressezelt Sicherheitskräfte die Taschen der Medienvertreter, nachdem Vogts im Abschluss an eine Pressekonferenz am Sonntag von drei Personen angegriffen worden war - unter anderem mit Toilettenpapier und einer Gießkanne.

"Ich bin seit vier Jahren hier und weiß, was mich hier erwartet. Ich habe die Aufgabe, hier mit Hilfe des Verbandes Strukturen zu schaffen. Unser Ziel ist es, in einigen Jahren den Anschluss ans europäische Mittelmaß zu finden", berichtete Vogts, der dann aber eingestand, dass dieser Prozess aus allerlei Gründen auch für ihn "zu langsam" verlaufe.

Zukunft noch offen

Andererseits wollten die Aserbaidschaner aufgrund ihrer Mentalität den schnellen Erfolg. "Das geht vielleicht beim Ringen, aber in einer Mannschaftssportart ist das nicht möglich. Wir werden aber weiterarbeiten und noch einige Spiele gewinnen", sagte Vogts und verwies auf den Entwicklungsprozess der deutschen Mannschaft: "Da ist über Jahre etwas herangewachsen. Daran sieht man, dass ein Langzeitprojekt Erfolge bringt."

Ob er an diesem Langzeitprojekt noch länger in führender Position teilhaben will, ließ Vogts zunächst offen. Darüber kann er ja in Korschenbroich nachdenken, wohin er am Donnerstag zurückkehren will.

Der Steckbrief von Berti Vogt

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