EM

Portugal in der Eduardokrise

Von SPOX
Portugals Keeper Eduardo erlebte zwei rabenschwarze Partien in der EM-Qualifikation
© Getty

Das einstige Bollwerk Portugal bröckelt. Interimscoach Oliveira ist dennoch optimistisch. Russland und Belgien machen den Fehlstart auch an den Schiedsrichtern fest. Beim Vize-Weltmeister Niederlande gibt ein beleidigter Rafael van der Vaart den Spielverderber. Grund zur Freude gibt es dagegen bei Frankreich und England, obwohl die Three Lions den Sieg in der Schweiz mit zwei Verletzten bezahlten.

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Ein Punkt und kein Fado: Wieviele Punkte sollte man aus zwei Spielen gegen Zypern (H) und Norwegen holen (A)? Nun, sicherlich mehr als einen. Portugals Start in die EM-Quali war mies - begünstigt durch die schwachen Auftritte von Keeper Eduardo, der schon beim 4:4 gegen Zypern bei zweieinhalb Gegentoren schlecht aussah und nun mit einem Stockfehler nach einem Rückpass auch die 0:1-Niederlage in Norwegen verschuldete.

Nur ein Punkt, der Keeper außer Form, Cristiano Ronaldo verletzt, Trainer Carlos Queiroz sechs Monate gesperrt - es läuft nicht bei der Seleccao. "Die Situation ist ziemlich beunruhigend", musste auch Interimscoach Agostinho Oliveira gestehen.

Dem Fado wollte er sich allerdings nicht hingeben: "In unserer Gruppe reichen 18 oder 19 Punkte, um Erster zu werden - und wir haben noch sechs Spiele. Sechs mal Drei macht Achtzehn - und wir werden alle Spiele gewinnen, mit absoluter Sicherheit." Wenn da Eduardo mal nichts dagegen hat...

Norwegen - Portugal 1:0 (1:0)

 

Advocaats versaute Heimpremiere: Ebenfalls alles andere als optimal verlief die EM-Quali-Heimpremiere von Russland-Coach Dick Advocaat. Das 0:1 gegen die Slowakei war sicherlich nicht Teil eines höheren Plans.

"Die Slowakei hat sehr destruktiv gespielt. Sie waren sehr defensiv eingestellt, immer mit neun Mann hinter dem Ball. Sie sind einmal vors Tor gekommen und haben getroffen, danach haben sie sich wieder zurückgezogen", nörgelte der Russen-Coach.

Außerdem merkte Advocaat an, dass man durchaus einen Elfmeter hätte kriegen können. Auf die Frage, warum er Juri Schirkow und Dinijar Bilajetdinow spielen ließ, antwortete er sarkastisch: "Ich wollte sie aufgrund ihrer mangelnden Spielpraxis nicht spielen lassen. Aber wenn ich so denken würde, dann hätten wir nur mit sechs Mann gespielt."

Russland - Slowakei 0:1 (0:1)

 

Belgique, zero points: Mit noch weniger Punkten als Portugal und Russland steht Belgien nach dem 2:3 in der Türkei da. "Eine schmerzhafte Niederlage", meinte Trainer Georges Leekens, der sein Team für den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich in Unterzahl lobte.

"Irgendwie lief alles gegen uns", fuhr er fort. "Beim dritten Gegentor hatten wir alles Pech der Welt und der Schiedrichter hat uns auch nicht wirklich geholfen."

Damit meinte Leekens den Platzverweis gegen Vincent Kompany, der eigentlich wenig diskussionswürdig war. Laut Leekens sei Kompany allerdings vor der ersten Gelben Karte geschubst worden, und bei der zweiten "hat der Schiri nur drauf gewartet, ihn vom Platz zu stellen". Wie sagt man so schön? In Würde verlieren geht anders.

Türkei - Belgien 3:2 (0:1)

Van der Vaart beschwert sich: Eigentlich könnte beim Vize-Weltmeister nach zwei Auftaktsiegen alles Friede, Freude, Eierkuchen sein. Ist es aber nicht. Beim knappen 2:1 gegen Finnland wurde Rafael van der Vaart mal wieder ausgewechselt - was dem Neu-Londoner gar nicht schmeckte.

"Ich versuche mich nicht zu beklagen", begann der Mittelfeldspieler sein Statement, nur um gleich darauf kräftig vom Leder zu ziehen: "Ich bin nicht glücklich darüber. (...) Ich habe das nicht verdient. (...) Ich habe gut gespielt. (...) Ich bin gerade sehr sauer. (...) Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal für Oranje 90 Minuten durchgespielt habe. (...) Ich bin immer der erste, der ausgewechselt wird. (...) Die Situation verärgert mich langsam."

Ob Trainer Bert van Marwijk das schmeckte, ist nicht überliefert. Der meinte zum Spiel nur: "Wir hätten zur Halbzeit schon 4:0 führen müssen. Unmöglich, mit diesem Spiel zufrieden zu sein, außer vielleicht mit den ersten zwanzig Minuten."

Niederlande - Finnland 2:1 (2:1)

 

Matchwinner Benzema: Die perfekte Antwort auf das 0:1 gegen Weißrussland fand hingegen die französische Nationalmannschaft. Die drei Punkte aus dem 2:0 in Bosnien kann man durchaus unter der Kategorie "big points" verbuchen.

Garant für den Sieg: Karim Benzema. Sein Führungstreffer, bei dem er den Ball auf engstem Raum mit der Sohle zurück zog und dann aus der Drehung abschloss, war eine Augenweide. "Das war das wichtigste Tor, dass ich je für Frankreich erzielt habe", jubelte der Real-Stürmer hinterher.

Trainer Laurent Blanc war vor allem mit einem taktischen Kniff zufrieden: "Dadurch, dass wir etwas tiefer standen, hatten wir vorne mehr Raum. Karim ist einer, der für sein Spiel Platz braucht." Sein Fazit: "Wir haben ein fantastisches Ergebnis erzielt."

Bosnien-Herzegowina - Frankreich 0:2 (0:0)

 

Gerrard genießt Schweiz-Sieg: Bei England läuft derweil alles nach Plan. Sechs Punkte aus den Spielen gegen Bulgarien und Schweiz bedeuten einen glänzenden Auftakt. Wayne Rooney ließ sich zudem nicht von den Schlagzeilen in der Heimat verunsichern und stellte die Weichen in der Schweiz früh auf Sieg.

"Er war wie schon am Freitag unglaublich. Ich denke, dass er eine großartige Qualifikation für uns spielen wird", sagte Kapitän Steven Gerrard, der das 3:1 gegen die Eidgenossen sichtlich genossen hatte.

"Die erste Halbzeit war perfekt. Alles, was der Trainer von uns verlangt hatte, war von Anpfiff an da. Wir haben die Schweiz auseinandergenommen. Wir hätten auch fünf oder sechs Tore erzielen können", so Gerrard.

Die ersten beiden Treffer bezahlten die Three Lions allerdings mit Verletzungen: Nach dem 1:0 musste Theo Walcott mit einer Knöchelverletzung runter, nach dem 2:0 folgte ihm Jermain Defoe mit einer Knieverletzung in die Kabine. Beide signalisierten aber bereits, dass es nicht so schlimm sei. "Ich habe ihn gefragt: 'Zwei Wochen?' Er sagte weniger", berichtete Trainer Fabio Capello von einem ersten Krankengespräch mit Walcott.

Schweiz - England 1:3 (0:1)

 

EM-Qualifikation: Alle Spiele, alle Torschützen im Überblick