"Ich spiele Mario so rund wie früher"

Von Interview: Michael Stricz / Jochen Tittmar
In dieser Saison stand Fabian Götze (r.) auch gegen seinen Ex-Verein auf dem Platz
© imago

Fabian Götze ist der große Bruder von Mario und wohnt mit ihm seit diesem Sommer zusammen in einer WG in München. Götze schloss sich der SpVgg Unterhaching an. Im Interview spricht der 23-Jährige über die Eins-gegen-Eins-Duelle mit Mario, seinen bisherigen Karriereweg und die erste Zigarette.

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SPOX: Herr Götze, Sie wohnen jetzt seit einigen Wochen zusammen mit Ihrem Bruder Mario in München. Haben Sie den Umzugsstress gut hinter sich gebracht?

Fabian Götze: Es geht so. Die richtigen Möbel fehlen noch, daher wohnen wir noch aus Kiste und Koffer. Ein kleines Sofa haben wir immerhin schon. Dazu Internet und einen Fernseher - was braucht man mehr? (lacht) Das ist aber alles kein größeres Problem, ich fühle mich richtig wohl. Auch im neuen Verein passt alles wunderbar.

SPOX: Wie kann man sich das Leben in der Götze-WG vorstellen?

Götze: Tagsüber sind wir jeweils beim Training, daher gehen wir zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Haus und schlafen unterschiedlich. Wir sehen uns aber eigentlich jeden Abend, gehen dann zusammen einkaufen oder kochen etwas. Die Hausarbeit erledigen wir meist immer direkt. Wir haben aber auch eine Haushälterin, die ab und zu vorbeikommt und uns ein bisschen unter die Arme greift. Das tut uns auch ganz gut (lacht).

SPOX: Sie schlossen sich in diesem Sommer der SpVgg Unterhaching an. Welche Rolle spielte denn bei Ihrem Wechsel die Tatsache, dass Sie als gebürtiger Bayer wieder in die Heimat zurückkehren konnten?

Götze: Gar keine. Ich wäre rein theoretisch auch nach Hamburg oder Berlin gegangen. Mir war jedoch wichtig, in der Nähe meines Bruders zu sein. Ich wollte nicht unbedingt alleine sein. Mein Berater und ich haben uns in der 3. Liga umgesehen, parallel dazu ergab sich das mit Mario und den Bayern. Es gab dann zwei, drei Angebote und das Gesamtpaket in Unterhaching passte einfach am besten. Bevor Sie fragen: Ich wusste von Marios Wechsel auch erst kurz bevor er offiziell bekannt gegeben wurde.

SPOX: Im Alter von sieben Jahren stand Ihr erster Umzug an: Von Memmingen nach Dortmund. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Götze: Wir mussten natürlich viele Freunde verlassen und kannten in Dortmund zunächst niemanden. Aber wir waren jung und gingen in die Grundschule, dort haben wir recht schnell Anschluss gefunden. In dem Alter klettert man zusammen auf Bäume und ruckzuck hat man sich angefreundet. Trotzdem haben wir am Anfang alle Schulferien vom ersten Tag bis zum letzten Tag in der Heimat verbracht. Es dauerte nicht lange, dann haben sich in Dortmund richtig gute Freundschaften ergeben, so dass das Nach-Hause-Reisen immer weniger wurde. Mittlerweile sind wir relativ selten in Memmingen.

SPOX: Sie haben als Jugendlicher zunächst im Dortmunder Stadtteil Hombruch gespielt. 2001 ging's gemeinsam mit Mario zum BVB. Wie kam es dazu?

Götze: Beim Tag der Talente wurde das erste Mal unser Name aufgeschrieben - so wurde es mir zumindest erzählt (lacht). Die BVB-Späher sind daraufhin immer mal wieder zu unseren Spielen gekommen. Mich persönlich hat dann der Trainer der Dortmunder D2 angesprochen und gemeint, er würde mich ganz gerne bei ihnen spielen sehen.

SPOX: Wie sah denn damals der Vergleich zu Ihrem Bruder aus: War bei Mario da schon zu sehen, wohin das bei ihm führen könnte?

Götze: Als Mario 13 Jahre alt war, hat unser Trainer in der Westfalenauswahl zu mir gesagt: Ein solches Talent hatte die Auswahl schon seit zwanzig Jahren nicht mehr. Von da an hat sich das so langsam abgezeichnet. Als es dann auch mit der Jugendnationalmannschaft losging, konnte man schon ahnen, dass es bei ihm wohl ganz gut laufen könnte.

SPOX: Sie selbst durchliefen in Dortmund alle Jugendteams. Ab wann haben Sie realisiert, dass es zum Fußballprofi reichen könnte?

Götze: Gegen Ende der B-Jugend habe ich mir die ersten Gedanken darüber gemacht. Da habe ich gemerkt: Wenn Du jetzt richtig Gas gibst, dann könnte der Traum Realität werden. Vorher ist das nicht zu prognostizieren.

SPOX: Wie schwer war es für Sie in dieser Zeit, gerade auch während der Pubertät, diszipliniert zu bleiben?

Götze: Es heißt ja immer, dass man als Fußballprofi auf vieles verzichten müsse. Aber so viel war das damals nicht und so viel ist es auch heute nicht. Klar, wir können uns am Wochenende nicht einfach so volllaufen lassen. Wer das als erstrebenswert ansieht, hat sowieso einiges falsch gemacht. Aber natürlich ist es möglich, mal unter der Woche bis Mitternacht mit einem Kumpel zusammen im Restaurant zu sitzen oder zu Hause einen Film anzuschauen. Solange man keinen Alkohol trinkt und nicht anfängt zu rauchen, spricht nichts dagegen.

SPOX: Das ging Ihnen also leicht von der Hand?

Götze: Ja, ich war bei dem Thema immer relativ entspannt. Wir haben den Fußball immer auch als Spaß angesehen und waren ehrgeizig, aber nicht über alle Maßen diszipliniert. Das wäre in dem Alter auch zu viel verlangt in meinen Augen. Mit 18, 19 Jahren kann man damit anfangen, noch professioneller zu leben, aber nicht als unbedarfter Jugendlicher.

SPOX: War es nicht schwer, Ihren Freunden, die nicht Fußball spielen und um die Häuser gezogen sind, abzusagen? Oder die erste Zigarette auszuschlagen und so weiter?

Götze: Nein. Man ist ja dann auch schon Leistungssportler, identifiziert sich sehr mit der Sache und kann sich nichts anderes mehr vorstellen. Dann bleibt man eben zu Hause und zieht einfach nicht an der Kippe. Ich glaube, es sagt auch kein Trainer etwas, wenn man in diesem Alter einmal Erfahrungen mit Zigaretten oder Alkohol macht. Das ist letztlich menschlich und man sollte nicht so tun, als ob Profifußballer davon ausgenommen wären.

SPOX: Also haben Sie auch an der Kippe gezogen?

Götze: Klar, aber ich bin kein Raucher geworden und ziehe mir auch nicht jeden Abend ein Glas Wein rein. Als Fußballer hat man drei Wochen Urlaub im Jahr und in dieser Zeit lassen wir Fußball auch mal Fußball sein. Da werden dann schon Dinge nachgeholt, auf die man das ganze Jahr über verzichten muss. Und wenn diese Zeit vorüber ist, dann reißt man sich wieder zusammen und arbeitet diszipliniert. Wobei das für mich nicht die ganz große Disziplin ist, ich spiele Fußball ja freiwillig.

Seite 2 - Fabian Götze über Duelle mit seinem Bruder