Offenbach rüstet sich für den Aufstieg

Von Daniel Reimann
Wolfgang Wolf ist seit dem 9. Februar 2010 der neue Trainer bei den Kickers Offenbach
© Getty

In Offenbach rüstet man sich auf allen Ebenen für die zweite Liga. Der Stadion-Neubau ist längst beschlossen, eine neue GmbH soll den Verein von Schulden befreien. Einzig im sportlichen Bereich fehlte es zuletzt an der Zweitligatauglichkeit. Doch unter Neu-Trainer Wolf macht das Team mittlerweile deutliche Fortschritte.

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Der neue Trainer Wolfgang Wolf ist seit dem neunten Februar im Amt. Sein Vorgänger Steffen Menze musste nach sieben sieglosen Spielen und dem Absturz von der Tabellenspitze auf Platz Vier den Platz räumen.

Wolfs Auftrag liest sich leicht, ist aber umso schwerer zu verwirklichen: Aufstieg in die zweite Liga. Bei seinem Amtsantritt kündigte er an, er wolle die Vergangenheit vergessen und sich auf die Zukunft konzentrieren. Und die soll heißen: Kurzpassspiel, Pressing, Stellungsspiel und Teamgeist.

Um die Kommunikation auf dem Platz zu optimieren, ernannte Wolf den erst 21-jährigen Steffen Haas zum Kapitän. "Das ist ein Junge, der dirigieren kann, er wird eine entscheidende Rolle spielen", so das Urteil des Trainers.

Fortschritte unter Wolf

Seine Prophzeihung bewahrheitete sich zuletzt am vergangenen Spieltag, als Haas die zweite Mannschaft von Werder Bremen per Doppelpack nahezu im Alleingang besiegte. Zudem waren beim 4:0 gegen Bremen auch spielerische Fortschritte erkennbar. In den ersten beiden Spielen unter Wolfs Leitung war das nur teilweise der Fall.

Bei Wolfs Debüt gegen Burghausen war trotz eines 3:0-Sieges noch reichlich Unsicherheit im Spiel, vor allem in der ersten Hälfte ließ Offenbach dem Gegner zuviel Raum zum kombinieren.

Eine Woche später zeigte sich die Mannschaft beim 0:0 in Braunschweig zwar stabiler in der Defensive, doch im Spielaufbau offenbarten sich altbekannte Probleme: "Wir hatten zu viele Abspielfehler, haben den Ball zu lange gehalten und waren oft zu hektisch." Die Analyse von Trainer Wolf trifft den Nagel auf den Kopf.

Punktgleich mit Platz drei

Gegen Bremen fanden die Kickers schließlich den richtigen Kompromiss aus konsequentem Defensivverhalten und Zielstrebigkeit im Spiel nach vorne. Das Ergebnis: Ein sowohl überlegt als auch überlegen erspielter Sieg, der zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr geriet.

Infolge dessen ist der OFC zwar punktgleich mit dem Drittplatzierten FC Ingolstadt, doch die Bayern haben bisher zwei Spiele weniger bestritten.

Und im Rücken lauert mit Erzgebirge Aue ein weiteres Team mit erst 24 Partien auf dem Konto. Deren Rückstand auf die Kickers beträgt allerdings (noch) drei Punkte.

Stadion-Umbau für 2. Liga

Während die Mannschaft noch um den Aufstieg kämpfen muss, ist das Stadion der Kickers bereits auf bestem Wege Richtung Zweitligatauglichkeit. Vor Saisonbeginn wurde vom Offenbacher Magistrat ein Neubau der Kultstätte am Bieberer Berg beschlossen.

Grund: Die Arena im momentanen Zustand wäre von der DFL wohl nicht für die 2. Liga zugelassen worden. Nun hofft man, im Falle des Aufstiegs, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten und den Umbau des Stadions während des laufenden Spielbetriebes in nur einer Saison realisieren zu können.

Bei der Finanzierung des 25 Millionen Euro schweren Projekts erhält der Verein Unterstützung des Bundeslandes Hessen. Allerdings war diese Hilfe an die Bedingung geknüpft, dass der OFC seine Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausbaut.

Schuldenfrei dank "Kickers GmbH"

So entstand die Planung der "OFC Kickers 1901 GmbH". Am 26. März soll die Gründung der neuen Gesellschaft bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen werden.

Diese GmbH spielt jedoch nicht nur im Hinblick auf das neue Stadion eine wichtige Rolle. Denn sie würde auch sämtliche Verbindlichkeiten des Vereins übernehmen, somit wäre Offenbach schuldenfrei und finanziell für die 2. Liga gerüstet.

Neben diesen Planungen zur Gründung einer Kapitalgesellschaft wurden am vergangenen Freitag auch die Lizenzunterlagen bei DFL und DFB eingereicht. Selbstverständlich für die 3. und 2. Liga.

Pfiffe und Hoffnung

Denn, auch wenn der Aufstieg bei Schuldenfreiheit nicht mehr so dringend notwendig wäre wie zuvor, die Ansprüche der Fans bleiben die gleichen. Beim 0:0 in Braunschweig gab es zum Ende der Begegnung Pfiffe von den Rängen. Zumindest von den Zuschauern, die das Stadion nicht schon vorzeitig verlassen hatten.

Sowohl die Aufstiegsambitionen als auch die Enttäuschung nach dem mageren Unentschieden im Braunschweig-Spiel sind verständlich, stand man doch zwischenzeitlich sechs Spieltage in Folge an der Spitze der 3. Liga. Es folgte der Absturz auf Platz vier, doch nun zeigt die Formkurve auch dank Neu-Trainer Wolf wieder steil nach oben.

Mit sieben Punkten aus drei Spielen im Rücken gibt man sich optimistisch: "Ich bin überzeugt davon, dass wir aufsteigen"; verkündete Neu-Kapitän Steffen Haas. Und auch Wolfgang Wolf stellte von Beginn an klar: "Wir spielen um den Aufstieg."

Falls der Sprung in die Zweitklassigkeit verpasst wird, könnte auch der Stuhl des neuen Trainers wackeln. Denn Wolfs Vertrag läuft nur bis Saisonende, die Option einer Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr gilt - wie auch sonst - nur im Falle des Aufstiegs. Schließlich hat man sich in Offenbach extra für dieses eine Ziel gerüstet.

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