"Die Liga ist ein großer Erfolg"

Von Kevin Bublitz/ Mark Heinemann
Am letzten Spieltag der dritten Liga pilgerten über 51.000 Fans in die Düsseldorfer LTU-Arena
© Getty

Die 3. Liga hat ihre Premierensaison hinter sich gebracht, und dabei bewiesen, dass sie mehr als nur ein Lückenbüßer für die beiden Oberhäuser ist. SPOX lässt die Saison 2008/09 Revue passieren und stößt dabei auf Viel Lob aber auch Kritik.

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Wer diese Saison keinen Spaß an der 3. Liga gefunden hat, der hat entweder nicht hingeschaut, oder Tomaten auf den Augen. Das meint auch Dresdens Trainer Ruud Kaiser gegenüber SPOX: "Hier spielt man teilweise vor 10.000 Zuschauern oder mehr. In Holland kommen selbst in der zweiten Liga teilweise nur bis zu 1.500. Das hat mich schwer beeindruckt."

Langweilig wurde dem neutralen Zuschauer jedenfalls nie. Denn Spiele wie das 4:5 vom 8. Spieltag zwischen Werder Bremen II und dem VfB Stuttgart II, oder auch das 5:5 am 35. Spieltag zwischen Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf, boten Fans und Verantwortlichen den puren Offensivfußball. Insgesamt fielen 956 Tore in dieser Saison - die Zuschauer dankten es den Teams.

"Zahlen können sich sehen lassen"

Denn insgesamt besuchten 2.133.247 Millionen Zuschauer die Stadien der 3. Liga, im Schnitt sind das 5.614 Fans pro Spiel. "Diese Zahlen können sich sehen lassen", meint Helmut Sandrock, Direktor des Spielbetriebs 3. Liga, bei SPOX.

Die guten Zuschauerzahlen seien auf das ausgeglichene Niveau und die damit verbundene Spannung in der Liga zurückzuführen. Der Ligachef prognostizierte bereits nach der Hinrunde Spannung bis zum Schluss, sowohl im Rennen um den Aufstieg, als auch im Kampf gegen den Abstieg. Er sollte Recht behalten.

51.500 Zuschauer in der LTU Arena

Aufsteiger Fortuna Düsseldorf empfing zum Saisonfinale nicht nur die Bremer Reservisten, sondern auch sage und schreibe 51.500 Zuschauer in der LTU Arena! Damit brachen die Rheinländer ihren eigenen Rekord von 27.375 Zuschauern beim Spiel gegen Union Berlin am 19. April. "Anhand der Zuschauerzahlen ist erkennbar, dass die Liga sehr gut angenommen wird", bestätigt auch Marc Arnold, Sportlicher Leiter in Braunschweig, eine positive Entwicklung. Die Löwen hatten mit 13.268 Zuschauern hinter der Fortuna (14.875) den zweithöchsten Schnitt der Liga.

Auffällig ist, dass im Norden der Republik deutlich höhere Besucherzahlen zu verbuchen waren als im Süden - unter den letzten zehn Plätzen, sind lediglich zwei Teams aus dem Norden zu finden. "Möglicherweise sind es die Distanzen. Im Osten ist beispielsweise alles enger zusammen", versuchte Ralf Santelli, dessen Tage als Interimscoach von Wacker Burghausen gezählt sind, bei SPOX einen Erklärungsversuch. Dort gebe es jede Menge Derbys.

"Wir haben hier Unterhaching und München II, da kommen nicht viele Fans zusammen. Traditionsklubs wie Düsseldorf und Braunschweig haben es von der Lage her leichter. Zudem haben sie eine andere Fankultur." Dennoch haben die aktuellen Zuschauerzahlen die Erwartungen des DFB und der Vereine zu großen Teilen erfüllt.

Unschöne Szenen in Dresden

Doch es gab auch unerfreuliche Ereignisse. Denn auch das liebste Kind des DFB wurde von stupiden Aktionen einzelner Gruppierungen nicht verschont. So wurden beispielsweise in Dresden nach einer Niederlagenserie Gräber auf dem Vereinsgelände ausgehoben, und nach Würfen von Leuchtfeuerraketen aus dem Wuppertaler Fanblock stand das Spiel des WSV bei Fortuna Düsseldorf kurz vor dem Abbruch.

Dennoch sei ein positiver Trend zu verbuchen, sagt Helmut Spahn. "Wir haben nicht die Befürchtung, dass sich die 3. Liga mehr und mehr zu einer Bühne für Hooligans entwickelt. Die bisherigen Vorfälle wurden von den Medien sehr gepusht", gab sich der Sicherheitsbeauftragte des DFB im November 2008 gegenüber SPOX gelassen (zum Artikel). Der DFB scheint die Probleme mittlerweile in der Tat gemeinsam mit den Vereinen eingedämmt zu haben - zumindest fielen Unruhestifter zum Ende der Serie hin immer weniger auf. Das lag sicher auch an der guten Präventionsarbeit der Vereine.

3. Liga als Talentschmiede

Gute Arbeit kann den meisten Mannschaften auch in Sachen Nachwuchsförderung konstatiert werden. So gilt die 3. Liga dank Spielern wie Torschützenkönig Anton Fink (21 Tore/Unterhaching) jetzt schon als zukünftige Talentschmiede des deutschen Fußballs.

Das wird laut Werders Nachwuchsmanager Uwe Harttgen dadurch möglich, dass "unsere jungen Spieler in der 3. Liga die optimale Förderung bekommen. Hier können sie deutlich besser an die Herausforderungen im Profifußball herangeführt werden." Zudem sei es eine große Motivation für die Spieler, sich im Schaufenster "3. Liga" gegen Traditionsklubs zu beweisen.

"Ein großer Erfolg"

Auch Thomas Gottschling, Pressesprecher von Jahn Regensburg, ist überzeugt von der 3. Liga: "Die Liga ist zur drittstärksten Sportliga Deutschlands im Bezug auf das mediale Interesse geworden, also beispielsweise noch vor der Deutschen Eishockeyliga (DEL). Das ist schon ein sehr großer Erfolg." Marc Arnold führt diesen Ansatz fort: "Durch die Aufhängung der 3. Liga als Profiliga im DFB, hat sich für die Vereine eine deutliche Verbesserung der organisatorischen Bedingungen ergeben."

Kritik gibt es allerdings auch, besonders seitens der finanziell schwächeren Vereine. "Negativ bleiben der hohe finanzielle Aufwand und die vergleichsweise niedrigen Fernsehgelder für die Vereine. Viele müssen daher bis zuletzt zittern, ob sie eine weitere Saison 3. Liga finanzieren können", so Gottschling weiter.

Auf einem guten Weg

Und auch Harttgen richtet stellvertretend für die U-23-Teams der Bundesligaklubs eine klare Kritik an den DFB: "Wir haben die meisten der jungen Spieler in unseren Reihen, die den Sprung in den Profifußball schaffen werden. Und da wir somit die Hauptlast bei der Talentförderung des DFB tragen, sollte uns mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit zu Teil werden." Wuppertals Trainer Uwe Fuchs hatte hingegen im Interview mit SPOX gefordert, eine Reserveliga einzuführen. Für Harttgen nicht nachvollziehbar, da "die Auftritte der Nachwuchsteams einen großen sportlichen Reiz dieser Liga ausmachen."

Trotz einiger Kinderkrankheiten steht fest, dass Deutschland mit seiner 3. Liga im internationalen Vergleich schon nach einem Jahr die Pole Position eingenommen hat. "Was bedeutet denn die 3. Liga in Holland oder in England? Dort ist das Niveau deutlich niedriger als in Deutschland", fällt Ruud Kaiser sein abschließendes Urteil. Die Liga muss sich natürlich weiter etablieren, ist aber sicherlich auf einem guten Weg.

Zur Abschlusstabelle der 3. Liga