"Man kann auch mit Burgern im Bauch gewinnen"

Von Interview: Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Hand drauf: Rene van Eck hat seinen Vertrag bei Carl Zeiss Jena bis 2011 verlängert
© Getty

Der Typ kommt gut an: Trainer Rene van Eck hat seinen Vertrag beim Drittligisten FC Carl Zeiss Jena vozeitig bis 2011 verlängert.

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exklusiv "Rene van Eck hat die Mannschaft in einer schwierigen sportlichen Situation übernommen und auf den richtigen Weg geführt. Dabei spielt Kontinuität eine große Rolle", sagte Präsident Peter Schreiber zur vorzeitigen Vertragsverlängerung.

"Viele Vereine nehmen gern das Wort der 'großen Familie' in den Mund. Hier in Jena wird nicht darüber geredet, sondern es wird vorgelebt. Die Unterstützung und Offenheit des gesamten Vereins und der Fans hat mich seit meinem ersten Tag in Jena stets begleitet", schwärmte van Eck am Donnerstag.

Im Interview mit SPOX spricht der Trainer über seine Liebe zur Stadt, die fußballverrückten Deutschen und über Ernährungstipps für fußballspielende Finnen.

SPOX: Vertrag verlängert - Sie fühlen sich wohl in Jena?

Rene van Eck: Ja, ich fühle mich enorm wohl und der Verein ist mit meiner Arbeit zufrieden. Man merkt, dass hier jeder den Verein nach vorne bringen will. Wir haben im Trainingslager gesprochen, und anschließend hat mir der Verein ein Angebot vorgelegt. Ich will hier noch lange arbeiten.

SPOX: Über Ihre Trainingsmethoden wurde ja bereits berichtet - Stichwort: Poposchießen. Zudem lassen Sie fast ausschließlich mit dem Ball arbeiten - eine typisch holländische "Angewohnheit". Was halten Sie von den deutschen Tugenden Kratzen, Grätschen, Beißen?

Van Eck: Es heißt immer, dass das die deutsche Schule ist - aber dieses Klischee ist doch veraltet. Gucken Sie sich doch mal an, wie die deutsche Nationalmannschaft Fußball spielt. Ich gebe Ihnen insofern Recht, als dass die kämpferische Einstellung in Deutschland vorbildlich ist. Bei großen Turnieren heißt es immer, dass die deutsche Mannschaft Glück hat. Mit Glück hat das aber nichts zu tun. Die Deutschen geben von der ersten bis zur letzten Minute immer Gas. Das hat mich am deutschen Fußball immer schon fasziniert. Im Endeffekt hat Deutschland inzwischen sogar zwei Eigenschaften vereint: Sie können Fußball spielen und kämpfen, sind also vielen anderen Nationen inzwischen weit überlegen.

SPOX: Sie waren mal in Finnland, einem eher exotischen Land auf der Fußballweltkarte, Trainer. Was haben Sie außer dem Poposchießen noch mitgenommen?

Van Eck: Finnland wollte ich als Erfahrung mitnehmen. Heutzutage wird viel über Ernährung gesprochen. Ich erzähl ihnen mal eine nette Geschichte.

SPOX: Sehr gerne.

Van Eck: Zu unserem ersten Auswärtsspiel mussten wir sieben oder acht Stunden fahren. Wir haben dann bei einer Autobahnraststätte angehalten, um etwas zu essen. Meine Spieler haben sich Teller genommen und sich in der Schlange angestellt. Was auf den Tisch kam, war nicht wirklich das, was man normalerweise vor einem Fußballspiel essen würde. Nur fettiges Essen. Für die restlichen drei Stunden Fahrt hat sich die Mannschaft dann auch noch mit Schokolade und Chips eingedeckt.

SPOX: Und das war für Sie in Ordnung?

Van Eck: Ich war gerade angekommen und wollte nicht gleich alles ändern. Ich habe mir das dann auf dem Platz angeschaut. Wir haben 2:0 gewonnen. So what?

SPOX: Und nach dem Spiel gab es dann Hamburger?

Van Eck: Fast. Es gab Schnitzel mit Pommes und die meisten haben noch ein Bier getrunken. Wir waren morgens um drei oder vier Uhr zu Hause. Aber um neun Uhr standen die Spieler wieder auf dem Platz und haben Vollgas gegeben. Ich habe dann gar nicht erst versucht, die Essgewohnheiten zu ändern. Man kann auch mit Burgern im Bauch Spiele gewinnen.

SPOX: Demnach stellen Sie in Jena also keine Ernährungspläne auf.

Van Eck: Wieso soll man die Menschen ändern? Ich denke, dass sie am besten sind, wenn sie sich wohlfühlen. Ich zwinge doch niemanden etwas zu essen, was er nicht mag. Am Schluss zählt nur die Leistung. Soll er doch einen Hamburger essen, wenn er trotzdem so gut ist wie der Salatesser.

SPOX: Wieso haben Sie den Schritt in die deutsche 3. Liga gemacht?

Van Eck: Als Spieler hatte ich meine schönste Zeit in Nürnberg. Für mich war immer klar, dass ich als Trainer bei einem Traditionsverein in Deutschland arbeiten will. Und Jena ist so ein Klub. Nirgendwo auf der Welt wird Fußball so geliebt und gelebt wie hier in Deutschland.

SPOX: Der Niveau-Unterschied zur 2. Liga scheint nicht allzu groß zu sein. Immerhin haben sie im DFB Pokal zwei Zweitligisten rausgekegelt, bevor Sie Schalke unterlagen. Was fehlt Ihrer Mannschaft noch, um in der 3. Liga oben mitzuspielen?

Van Eck: Wir hatten einen schlechten Start und haben zu viele Gegentore kassiert. Aber die Serie vor der Winterpause war sehr positiv. Wir sind topfit. Das hat den Jungs zu Beginn der Saison gefehlt.

SPOX: Sie haben 13 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz zur 2. Bundesliga. Können Sie nochmals oben angreifen?

Van Eck: Wir werden noch mal Gas geben. Ich bin immer zuversichtlich, dass wir mit einem optimalen Start in die Rückrunde vielleicht sogar noch mal oben mitmischen können.

Rene van Eck im Steckbrief