Sander: "Hier riecht es nach Erfolg"

Von Interview: Kevin Bublitz & Mark Heinemann
Petrik Sander ist als Trainer beim VfR Aalen erfolgreich gestartet
© Getty

Der VfR Aalen überraschte vor zwei Wochen mit der Verpflichtung des ehemaligen Cottbuser Bundesligatrainers Petrik Sander. Der 48-Jährige legte gleich einen ordentlichen Start hin und holte aus den ersten beiden Partien vier Punkte.
 

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Nachdem Jürgen Kohler sein Traineramt wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben musste und nun als Sportdirektor fungiert, wurde Sander am 21. November als neuer Coach des VfR Aalen vorgestellt.

Mit SPOX sprach der Trainer über seine Ziele, die Perspektive des VfR Aalen und seine Zusammenarbeit mit Weltmeister Kohler.

SPOX: Herr Sander, Ihr Einstand war vielversprechend. Wie zufrieden sind Sie mit vier Punkten aus zwei Spielen?

Sander: Ich strebe immer nach dem Optimalen und wäre daher mit sechs Punkten zufriedener. Nichts desto trotz war die Leistung speziell im Spiel gegen Düsseldorf so, dass man auch mit dem Punkt zufrieden sein kann. Da hat die Mannschaft in Ansätzen gezeigt, wie ich mir Fußball vorstelle.

SPOX: Eigentlich galt Markus Schupp als sicherer Nachfolger von Jürgen Kohler. Wieso fiel die Wahl dann doch auf Sie?

Sander: Zu Markus Schupp kann ich nichts sagen. In kürzester Zeit haben Jürgen Kohler und ich allerdings gemeinsame Ideen und Ziele erkannt. Daher meine Entscheidung für den VfR Aalen innerhalb von zwei Tagen.

SPOX: Sie haben sich mit Cottbus in der Bundesliga einen Namen gemacht. Warum jetzt der Schritt zurück in die 3 Liga?

Sander: Ich habe gespürt, dass man mir in Aalen die Zeit gibt, langfristig etwas aufzubauen. Das Vertrauensverhältnis war sofort da.

SPOX: Welche Perspektive hat der VfR?

Sander: Man ist hier gewillt, höherklassige Ziele anzugehen, und dafür alles zu tun. Ich habe in den Gesprächen gemerkt, dass alle an einem Strang ziehen. Das war mir sehr wichtig. Ich weiß, dass hier einiges möglich ist. Die Voraussetzungen, die vorliegen, sind prädestiniert, um etwas aufzubauen, das in höhere Spielklassen führen muss.

SPOX: Nun steht der VfR aber nicht gerade in der Nähe eines Aufstiegsplatzes. Was ist in dieser Saison noch möglich?

Sander: Wir wollen die Saison als Übergangsjahr nutzen. Wir schauen, mit wem wir den Weg gemeinsam gehen können, wer es schafft, wer es kann, und wo man den Hebel ansetzen und die ein oder andere Veränderung treffen muss.

SPOX: Und nächstes Jahr steigen Sie dann auf?

Sander: Das muss definitiv unser gemeinsames Ziel sein. Wichtig ist, dass nicht nur geredet, sondern auch gehandelt wird. Dafür müssen wir noch viel arbeiten. Diesem Ziel unterwerfe ich mich auch.

SPOX: Sie bilden mit Jürgen Kohler ein erfahrenes Gespann.

Sander: Das ist ja das Schöne an der Konstellation. Mit Jürgen habe ich einen Partner an meiner Seite, mit dem ich absolut auf einer Wellenlänge liege.

SPOX: Wodurch zeichnet sich der Weltmeister von 1990 aus?

Sander: Ich habe ihn von der ersten Minute an als sehr bescheidenen, ehrlichen Sportler und verlässlichen Partner kennengelernt. Jürgen ist es nicht wichtig, im Vordergrund zu stehen. Er versucht seine Arbeit aus dem Hintergrund zu machen.

SPOX: Kann er Ihnen Tipps geben?

Sander: Na logisch kann er mir wichtige Ratschläge und Tipps geben. Er kennt diesen Verein besser als ich. Aber ich muss meinen eigenen Weg finden und meine eigenen Entscheidungen treffen. Hinter diesen Entscheidungen steht auch Jürgen Kohler. So wie ich hinter seinen.

SPOX: Ist ihre Philosophie eher Defensiv- oder Offensivfußball?

Sander: Sie versuchen mich gerade in eine Schublade zu stecken. Man kann einen Trainer doch nicht als Offensiv- oder Defensivphilosophen definieren. Das ist der falsche Weg.

SPOX: Als Trainer von Energie Cottbus haben Sie den defensiven Weg gewählt.

Sander: Richtig. Und das Ergebnis hat gezeigt, dass es der richtige Weg war. Wir haben damals 41 Punkte erreicht. Da kann man nicht sagen, mit Offensivfußball hätte man vielleicht 50 geholt. Das wäre damals der falsche Weg gewesen.

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SPOX: Und wie wollen Sie nun mit Ihrer Mannschaft auftreten?

Sander: Um aufzusteigen muss man natürlich offensiver auftreten und dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Das hat aber nichts damit zu tun, welche Spielweise ich bevorzuge.

SPOX: Womit dann?

Sander: Man muss immer gucken, welche Spieler man zur Verfügung hat und wie man mit den vorhandenen Spielerpersönlichkeiten zum Erfolg kommt. Ich kann doch kein System vorgeben, das die vorhandenen Spieler nicht umsetzen können. Dann geht man baden.

SPOX: Sie arbeiten derzeit mit einem 4-4-2. Werden Sie die Winterpause nutzen, um die taktische Ausrichtung zu ändern?

Sander: Wir wollen uns zumindest flexibler aufstellen. Wir werden im Trainingslager sicherlich einiges tun, um auf unsere Gegner besser reagieren zu können.

SPOX: Jetzt haben Sie noch zwei schwere Heimspiele gegen Unterhaching und Sandhausen.

Sander: Ich will das Optimale, also sechs Punkte. Dieser Wille muss sich auf dem Platz zeigen, damit auch die Zuschauer sehen, dass hier eine Entwicklung vonstatten geht, die nach Erfolg riecht. Die Zuschauer sollen gerne ins Stadion kommen.

SPOX: Wo landet Aalen am Ende der Saison?

Sander: (lacht) Das ist eine sehr schöne Frage. Wenn ich die beantworten könnte, dann wäre ich Hellseher und könnte Ihnen die Lottozahlen vorhersagen. Den Gewinn könnten wir uns ja teilen. Wir wollen uns natürlich nach oben orientieren, gar nicht erst in den Abstiegsstrudel hineingeraten. Um sich aus dem zu befreien, verschwendet man zusätzliche Kraft. Diese Kraft wollen wir lieber aufsparen, um sie dann im nächsten Jahr zu investieren.

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