BVB nach Aus im DFB-Pokal: Weshalb Dortmund ausgebremst wurde

Lange Gesichter beim BVB: Maxi Philipp (2.v.r.) und Paco Alcacer (3.v.r.) scheiterten im Elferschießen.
© getty

Der BVB ist aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Bei der Niederlage im Achtelfinale gegen den SV Werder Bremen (5:7 nach Elfmeterschießen) bremsten die teils erzwungene Rotation und der damit einhergehende Qualitätsverlust den BVB aus.

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"Rotation ist obligatorisch", sagte Lucien Favre eindringlich auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gegen Bremen. Der Trainer von Borussia Dortmund belegte seine These mit einem Beispiel aus dem Herbst: Als die englischen Wochen nicht abrissen, setzte der Schweizer meist auf dieselbe Formation - und beklagte später in Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou zwei wochenlange Ausfälle.

Dies solle jetzt, wenn der Drei-Tages-Rhythmus wieder beginnt und die Saison nach und nach in die vorentscheidende Phase geht, tunlichst nicht mehr vorkommen. Für die Partie gegen Werder musste Favre dann aber aus einem anderen Grund nicht lange überlegen, wie seine Startformation aussehen würde: Eine Krankheitswelle hatte Dortmund erfasst.

Die nahm die beiden Torhüter Roman Bürki und Marwin Hitz aus dem Spiel, auch der wohl ohnehin nur für die Bank eingeplante Jadon Sancho fehlte wegen des grassierenden Infekts, zudem musste Lukasz Piszczek mit Problemen am Fuß pausieren. Zur Halbzeit fasste sich auch Kapitän Marco Reus an den Oberschenkel und konnte aufgrund von muskulären Problemen nicht mehr weitermachen.

BVB in ungewohnter Formation: Sand im Getriebe

Es war also auch obligatorisch, dass Favre all jene Spieler ins Rennen schickte, die noch übrig waren und die verwaisten Positionen auffüllen konnten. So kam eine Viererkette zum Einsatz - Zagadou und Akanji fehlen weiterhin beziehungsweise wieder -, mit der Dortmund bislang noch nie aufgelaufen war. Durch Reus' Fehlen nach der Pause kam es auch erstmals vor, dass Mario Götze als Zehner hinter Stürmer Paco Alcacer agierte.

Es zeigte sich schon früh in der Partie: Diese Art der teilweise erzwungenen Rotation bremste den BVB erheblich aus. Der Siegeszug der Borussia in der Bundesliga fußt in erster Linie auf einer eingespielten Startformation, die höchstens punktuell verändert wird. Wird diese aufgebrochen, flutscht das Dortmunder Spiel deutlich weniger.

Gegen den SVW zeigten sich die Probleme vor allem beim effektiven Bespielen der tiefen 5-3-2-Formation der Gäste. Den Hausherren fehlte gegen eine vor allem im Zentrum sehr kompakt organisierte Bremer Mannschaft vieles, um selbst gefährlich zu werden.

Der BVB tat sich schwer, eine Lücke in den Bremer Defensivverbund zu reißen, weil es dem vielen Dortmunder Ballbesitz an Tempo und Inspiration mangelte. So dominierte Schwarzgelb zwar die Partie, benötigte aber eine Standardsituation zum 1:1-Ausgleichstor und konnte sich erst in der dramatischen Phase der Verlängerung ein paar brauchbare Torchancen erspielen.

Toprak und Keeper Oelschlägel mit Licht und Schatten

Im (theoretischen) Idealfall bringt eine größere Rotation keinen Qualitätsverlust mit sich, am Dienstagabend war dieser der Dortmunder Elf jedoch zu häufig anzumerken. Abdou Diallo ist als Linksverteidiger um Längen schwächer als Achraf Hakimi, der auf der rechten Seite zudem deutlich weniger Vorwärtsdrang an den Tag legte als auf der Gegenseite.

Ömer Toprak erledigte seinen Job an der Seite des Aushilfsverteidigers Julian Weigl zwar lange solide, bestritt 2019 jedoch seine ersten Minuten und bewies beim Bremer 2:2 kein glückliches Stellungsspiel. Der glücklose Christian Pulisic lieferte - freilich bis auf die Situation seines selbst eingeleiteten Treffers zum 2:1 - den Beweis dafür, weshalb ihm Sancho den Stammplatz weggeschnappt hat. Und BVB-II-Torhüter Eric Oelschlägel zeigte zwar starke Paraden, sah bei den beiden letzten Bremer Treffern aber nicht gut aus.

BVB-Trost: Ausgeruht ins Spiel der Spiele gegen Bayern

So hielt dann auch eine gewisse Naivität Einzug ins BVB-Spiel, als man sich nach den beiden Führungen in der Verlängerung zu sehr zurückzog und weder auf Ballbesitz, noch auf einen weiteren Treffer spielte. Eine Dortmunder Elf in bewährter Mannstärke hätte mit dem Selbstbewusstsein der souveränen Tabellenführung in der Bundesliga in diesen Spielphasen womöglich eine höhere Abgeklärtheit an den Tag gelegt und weniger Dramatik zugelassen.

Mit dem Ausscheiden aus dem Pokal ist damit nicht nur das jährlich gleichbleibende Saisonziel, sich für das Endspiel in Berlin qualifizieren zu wollen, dahin. Auch die vor der Partie geäußerte Hoffnung von Sportdirektor Michael Zorc, eine Verlängerung vermeiden zu wollen, blieb unerhört.

Am Wochenende steht der BVB gegen ausgeruhte Hoffenheimer somit unter Druck, damit der Start in die erste Champions-League-Woche des neuen Jahres nicht von einer ersten Delle gekennzeichnet ist. Trotz 120 absolvierter Minuten in den Knochen muss die Borussia eine Reaktion zeigen.

Anfang April, diesen Vorteil bringt das Ausscheiden nun immerhin mit sich, wird es dann in jedem Fall weniger anstrengend für die Borussen. Denn das Pokal-Viertelfinale in der Woche vor dem Liga-Rückspiel beim FC Bayern München kann der BVB nun aus dem Terminkalender streichen.

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