Dortmunder Arbeitssieg nach Zitter-Stunde

Matchwinner unter sich: Pulisic, Schürrle und Dembele
© getty

Im Nachholspiel des DFB-Pokal-Viertelfinals ist Borussia Dortmund verdient ins Halbfinale eingezogen. Gegen Drittligist Sportfreunde Lotte siegte der BVB mit 3:0 (0:0).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 16.000 Zuschauern im Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück hielt Lotte gegen den großen Favoriten aus Dortmund beinahe eine Stunde lang stark dagegen, eher Christian Pulisic nach 57 Minuten für die BVB-Führung sorgte. Für den US-Boy war es die 5. direkte Torbeteiligung in den letzten vier Pflichtspielen der Dortmunder.

Nach dem Gegentor hatte Lotte nur noch wenig Gegenwehr zu bieten, der BVB durfte sich Chance um Chance erspielen. Andre Schürrle traf in der 67. Minute, Marcel Schmelzer stellte per Freistoß den 3:0-Endstand her (83.).

Schmelzer bestritt bei den Dortmundern sein 30. Pokalspiel und erzielte sein erstes Pflichtspieltor der laufenden Saison, Alexander Isak stand erstmals im Kader der BVB-Profis und feierte nach 86 Minuten als Joker gleich sein Debüt.

Im Halbfinale erwartet den BVB der FC Bayern am 25. oder 26. April in der Allianz Arena.

Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer Borussia Dortmund): "Ich bin sehr zufrieden. Der Platz war unglaublich schwer zu bespielen, der Gegner hat es sehr gut gemacht. Es ist gekommen, wie wir es erwartet haben, gerade in den ersten Minuten. Wir wollten uns nicht beeindrucken lassen und seriös spielen, das haben wir geschafft und am Ende verdient gewonnen."

Gonzalo Castro (Borussia Dortmund): "Schöner könnte es nicht sein. Mund abputzen, jetzt das Halbfinale gegen Bayern."

Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund) über Bayern-Los: "Das ist nicht die beste Auslosung. Aber wenn man den Pokal gewinnen will, muss man ohnehin irgendwann gegen Bayern gewinnen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Ismail Atalan tauscht Lotte im Vergleich zum 2:0 gegen Hansa Rostock auf zwei Positionen durch: Wendel und Rosinger ersetzen Sane und Heyer, die beide auf der Bank sitzen.

BVB-Coach Thomas Tuchel reagiert auf die 1:2-Pleite gegen die Hertha mit drei Wechseln: Dembele, Pulisic und Piszczek beginnen statt Erik Durm, der auf der Bank sitzt, sowie Julian Weigl und Pierre-Emerick Aubameyang, die beide gar nicht im Kader stehen.

11.: Der BVB rückt nach einer Ecke zu blauäugig raus und wird von einem Kopfball Richtung Bürki kalt erwischt. Der landet links beim komplett blanken Wendel, der den Ball aber unsauber annimmt und aus acht Metern an Bürki scheitert. Riesenchance!

15.: Dortmund nach einer zügigen Kombination in Überzahl: Kagawa schickt Schürrle rechts in die Box, der lockt Keeper Fernandez raus und flankt dann in die Mitte. Dembele fehlen ein paar Zentimeter Körpergröße, um den Ball per Kopf kontrolliert aufs leere Tor bringen zu können.

24.: Lotte verliert den Ball beim Rausspielen aus der Defensive, Guerreiro darf aus 18 Metern abziehen - hauchzart rechts vorbei!

49.: Ein hektischer BVB-Angriff landet links bei Kagawa, der es aus spitzem Winkel aus kurzer Distanz versucht - aber Fernandez hat den Fuß draußen! Bei der folgenden Ecke klärt Rahn einen guten Kopfball von Ginter.

57., 0:1, Pulisic: Dembele schmeißt den Turbo an, dribbelt sich aus der eigenen Hälfte bis an den Lotte-Sechzehner und zieht alle Weißen auf sich. Pass nach links auf den eingelaufenen Pulisic, der Fernandez die Kugel durch die Hosenträger schiebt.

66., 0:2, Schürrle: Der BVB spielt sich am Strafraum der Gastgeber fest. Kagawa flankt von links an den zweiten Pfosten, Guerreiro legt per Kopf in den Rückraum, Schürrle bolzt ihn aus wenigen Metern in die Maschen - die Entscheidung!

76.: Dembele ist links frei durch, wartet lange und zieht ab. Fernandez taucht ab und klatscht den Schuss weg.

83., 0:3 Schmelzer: Der BVB-Kapitän drischt einen Freistoß aus 25 Metern fest aufs Torwarteck. Fernandez ist dran, kann die Kugel aber nur an den Innenpfosten boxen, von da schlägt's ein!

Fazit: Eine Stunde viel Krampf beim Favoriten aus Dortmund, mit der verdienten Führung war der verdiente Arbeitssieg gegen zu einfallslose Sportfreunde besiegelt.

Der Star des Spiels: Ousmane Dembele. Mit Abstand der eifrigste BVB-Akteur an diesem Abend. In Halbzeit eins bemüht, aber oft unglücklich, wie bei seinen drei Abseitsstellungen. Nach dem Seitenwechsel aber zielstrebiger und mit dem Löwenanteil am spielentscheidenden Führungstreffer, den er mit Tempo, Klasse und Übersicht vorbereitete (57.).

Der Flop des Spiels: Tim Wendel. Stach bei den am Schluss in allen Belangen überforderten Sportfreunden mit den meisten Ballverlusten und einer schwachen Passquote von nur 43 Prozent noch einmal heraus. Ließ im Mittelfeld den Abstand zur Abwehr immer wieder zu groß werden und verdaddelte nach elf Minuten die Großchance zur Führung für den Underdog.

Der Schiedsrichter: Dr. Felix Brych. Unrunde Vorstellung des Unparteiischen. Wurde mehrmals von seinen unsicheren Assistenten im Stich gelassen. Schürrles vermeintliche Führung (3.) wegen Abseits abzupfeifen war fraglich. Auch die frühe Gelbe Karte gegen Guerreiro (7.) war eine Fehlentscheidung. Lag in der Zweikampfbewertung hier und da daneben.

Das fiel auf:

  • Der BVB stellte Lottes 4-2-3-1 ein 3-4-3 mit Ginter als zentralem Mann in der defensiven Dreierkette und der Sturmreihe Dembele/Schürrle/Pulisic entgegen. Prozentual gesehen präsentierte sich Dortmund im Angriffsdrittel sehr ausgeglichen, auch wenn von Dembele auf rechts klar mehr Gefahr und Kreativität ausging.
  • Lotte spielte eine freche und furchtlose Anfangsphase. Immer wieder fing der Drittligist schnell Bälle ab und spielte rasch in die Spitze. Die Bilanz nach 20 Minuten: 6:1 Torschüsse - darunter eine Hundertprozentige Chance durch Wendel.
  • Erst Mitte der ersten Halbzeit schafften es die Gäste, Kontrolle in das Spiel zu bringen und sich nicht mehr von den Sportfreunden überrumpeln zu lassen, deren eindimensionales Angriffsspiel mit langen Bällen nur in den euphorischen Anfangsminuten für Unruhe sorgen konnte.
  • So engagiert Lotte auch dagegen hielt - im Laufe der zweiten Halbzeit baute der Drittligist rapide ab und ließ die Räme viel zu groß werden, was der BVB mit der vorentscheidenden Führung nach einer knappen Stunde gnadenlos ausnutzte.

Sportfreunde Lotte - Borussia Dortmund: Die Statistik zum Spiel