Effizienter HSV schießt sich in Halle weiter

Der HSV zeigte sich in Halle vor dem Kasten enorm effizient
© getty

Nach mehreren tristen Wochen in der Bundesliga hat der Hamburger SV mal wieder für ein sportliches Ausrufezeichen gesorgt. In der 2. Runde des DFB-Pokals gewann die Mannschaft erstmals unter Trainer Markus Gisdol und siegte beim Drittligisten Hallescher FC mit 4:0 (2:0).

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Vor 14.004 Zuschauern im Erdgas-Sportpark ging der HSV früh durch Bobby Wood in Führung (8.). Es war der erste Pflichtspieltreffer der Rothosen seit 580 Minuten.

Der US-Amerikaner erhöhte kurz vor der Pause auf 2:0 (43.). Damit erzielte Wood vier der jetzt insgesamt nur sieben Pflichtspieltore der Norddeutschen in dieser Saison.

In der 57. Minute machte Pierre-Michel Lasogga mit seinem ersten Pflichtspieltor in dieser Saison alles klar.

Der eingewechselte Luca Waldschmidt setzte nur Sekunden nach seiner Hereinnahme noch den vierten Treffer oben drauf.

Damit gelang dem zuvor in acht Spielen sieglosen HSV (allesamt in der Bundesliga) mal wieder ein Erfolg in einem Pflichtspiel. In Halle erzielten die Hamburger am Ende mehr Treffer als in den letzten neun Pflichtspielen zusammen (3).

Halle dagegen scheitert auch im dritten Versuch daran, erstmals in seiner Pokal-Historie ins Achtelfinale einzuziehen. Bereits 1991/92 und 2010/11 war gegen den HSV II bzw. den MSV Duisburg Schluss in Runde 2.

Reaktionen:

Rico Schmitt (Trainer Halle): "Wir wollten das Spiel nutzen, um einen tollen Fußballabend zu zeigen. Wir sind aber nicht richtig ins Spiel gekommen. In der Summe haben wir es dem HSV zu einfach gemacht, unsere Fehler sind brutal ausgenutzt worden. Wir konnten die Pokalatmosphäre nicht so herstellen, da hat uns etwas gefehlt."

Markus Gisdol (Trainer HSV): "Wir waren uns bewusst, welch schwere Aufgabe es ist, als Bundesligist bei einem Drittligisten anzutreten. Halle ist für mich einer der Aufstiegsfavoriten. Wir waren nicht mit dem allergrößten Selbstvertrauen ausgestattet, aber wir haben das Spiel genauso gespielt, wie man es spielen muss. Es war eine sehr konzentrierte Leistung und ein verdienter Sieg."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nach dem Ligaspiel in Paderborn (0:0) am Wochenende gibt es in Halles Startelf nur eine Änderung: Aydemir beginnt anstelle von Röser.

Der HSV gegenüber dem 0:3 gegen Frankfurt dagegen mit vier Neuen: Cleber (in der Bundesliga gesperrt), Wood, Ostrzolek und Sakai dürfen von Beginn an ran. Holtby und Müller sitzen zunächst auf der Bank, während Spahic (verletzt) und Halilovic nicht im Kader stehen.

8., 0:1, Wood: Bärenstarker Konter des HSV! Lasogga setzt Kostic wunderbar ein, der spielt direkt weiter auf Wood. Der Amerikaner spielt seine Schnelligkeit aus und lupft die Kugel über den herauseilenden Bredlow hinweg ins Tor.

40.: Halle kombiniert sich hervorragend durch das Zentrum. Am Ende legt Pintol zurück auf Gjasula, der den gestarteten Aydemir mit einem präzisen Steilpass nach rechts auf die Reise schickt. Den Schuss des HFC-Offensivmanns aus spitzem Winkel kann Adler aber abwehren.

43., 0:2, Wood: Wieder schaltet der HSV nach einem Ballverlust schnell. Ostrzolek passt flach auf Wood, der die Kugel schön abschirmt und am Strafraumrand mit einem präzisen Abschluss halbhoch ins linke Eck erfolgreich abschließt.

57., 0:3, Lasogga: Dritter Schuss, drittes Tor! Sakai nutzt zentral vor dem Sechzehner den großen Raum, setzt zum Solo an und schießt. Bredlow lässt abklatschen und Lasogga staubt aus kurzer Distanz ab. Baumgärtel hatte das Abseits aufgehoben.

65.: Wood passt auf Kostic, der es aus rund 16 Metern per Linksschuss probiert. Diesmal packt Bredlow sicher zu.

82., 0:4, Waldschmidt: Nach einem gewonnenen Kopfballduell im Mittelfeld leitet letztlich der eingewechselte Gregoritsch in den Lauf des vor wenigen Sekunden eingewechselten Waldschmidt weiter. Der umkurvt Bredlow und schießt ein.

90.+2: Hunt steckt in den Strafraum zu Gregoritsch durch, dessen Tunnelversuch landet aber hauchdünn rechts neben dem Pfosten.

Fazit: Hamburg zeigte sich defensiv verbessert, eiskalt vor dem Kasten und schoss die Tore zum richtigen Zeitpunkt. Halle zeigte eine sehr ordentliche Leistung und gute Mentalität, wirklich gefährlich wurde man allerdings nur äußerst selten.

Der Star des Spiels: Bobby Wood. Ohne seine Tore sähe es für den HSV noch düsterer aus als ohnehin schon. Guter Laufweg und eiskalter Abschluss beim Führungstreffer, auch sein Durchsetzungsvermögen vor dem 2:0 war klasse. Zudem kämpferisch stark, Wood führte die meisten Zweikämpfe aller HSV-Spieler.

Der Flop des Spiels: Tobias Schilk. In seinen 45 Minuten Spielzeit kaum einmal wirklich auf der Höhe. Verlor zu viele direkte Duelle und erwischte oft auch ein schwaches Timing. Dazu mit einer schlechten Passquote. Blieb nach der Pause in der Kabine.

Der Schiedsrichter: Christian Dingert. Unter dem Strich mit einer guten Leistung, seine persönlichen Strafen waren allesamt in Ordnung. Das Handspiel von Ekdal nach Schuss von Pintol als unabsichtlich zu werten, war korrekt (5.). Auch das Duell zwischen Sakai und Fennell im Hamburger Strafraum nicht zu ahnden, war richtig, da beide Akteure gleichermaßen gehalten haben (51.). Adler hatte nach seinem Einsteigen gegen Ajani kurz nach der Pause aber Glück, nur Gelb gesehen zu haben.

Das fiel auf:

  • Gisdol wählte für den HSV ein relativ flexibles System, das je nach Situation zwischen einem flachen 4-4-2 und einem 4-3-3 variierte sowie in Jung und Sakai zwei klare zentrale Mittelfeldakteure beinhaltete. Mit sieben von Haus aus defensiven Spielern erreichte der Coach damit auch eine gewisse Stabilität, Dominanz bei Ballbesitz erreichten die Gäste trotz der frühen Führung jedoch nicht.
  • Halle hielt ein 4-2-3-1 entgegen, wobei Fennell immer wieder eine Linie höher rückte und dort half, die aufgerückten Außenverteidiger zu unterstützen. Beiden Teams war gemein, im Spiel nach vorne häufig den langen Ball auf Pintol bzw. Lasogga zu versuchen und dann geschlossen aufzurücken. Beide Angreifer machten dies auch ordentlich und gewannen zahlreiche Zweikämpfe.
  • Auch wenn die Hausherren ungeachtet des Spielstandes nicht aufsteckten und immer wieder über die Flügel zu Durchbrüchen kamen, blieben sie vor dem HSV-Gehäuse viel zu harmlos. Das vorletzte Zuspiel passte häufig, das letzte jedoch blieb meist in der gegnerischen Defensive hängen.
  • Ganz anders die Rothosen, die vor dem Kasten eine ungeahnte Effektivität an den Tag legten und aus ihren ersten drei Torschüssen drei Treffer erzielten. Auch wenn den Norddeutschen im letzten Drittel nicht alles gelang, wird diese Partie ohne Gegentreffer für neues Selbstvertrauen sorgen.

Die 2. Runde des DFB-Pokals in der Übersicht