Ginczek rettet engagierten VfB

Von Benedikt Treuer
Daniel Ginczek brachte den VfB mit seinem Treffer zum 2:1 auf die Siegerstraße
© getty

Der VfB Stuttgart hat sich in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Drittligist Holstein Kiel knapp mit 2:1 (1:1) durchgesetzt. Trainer Alexander Zorniger feierte damit ein gelungenes Pflichtspiel-Debüt bei den Schwaben.

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Vor 11.522 Zuschauern im Holstein-Stadion brachte Rafael Czichos Holstein Kiel in Führung (37.). Postwendend gelang Daniel Didavi mit einem Lupfer der Ausgleich (42.).

Nach der Pause fand der Bundesligist besser ins Spiel. Stürmer Daniel Ginczek besorgte nach einer Stunde das entscheidende Tor zum 2:1 für die Schwaben.

Nach dem 4:2-Testspielerfolg gegen Manchester City siegte der neue Trainer Alexander Zorniger somit auch bei seinem Pflichtspiel-Debüt mit dem VfB. Die Auslosung der zweiten Pokalrunde findet am Freitag im Anschluss an den Bundesliga-Auftakt zwischen dem FC Bayern und dem Hamburger SV statt (20.30 Uhr im LIVETICKER).

Die Reaktionen:

Alexander Zorniger (Trainer Stuttgart): "Wir sind auf einen sehr engagierten Gegner getroffen. Es war ein Spiel mit vielen Zweikämpfen und einer hoher Intensität. Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis sowie dem damit verbundenen Einzug in die zweite Runde. Aus dieser Partie können wir viele Schlüsse ziehen."

Karsten Neitzel (Trainer Kiel): "Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt, in der wir die Partie offen gestaltet haben. Im zweiten Spielabschnitt haben wir zu viele Aktionen des Gegners zugelassen. Kurz vor Schluss lassen wir dann noch eine große Chance liegen. Am Ende zählt bekanntlich nur das Ergebnis. Wir sind zwar leider ausgeschieden, dennoch bin ich mit meiner Mannschaft zufrieden."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Kiel fehlen mit Kronholm, Janzer und Salem gleich drei Akteure. Deshalb startet Holstein mit der gleichen Startelf, die auch beim 2:0 beim Halleschen FC am 2. Drittligaspieltag auf dem Platz stand.

Auch der VfB kann nicht mit seiner Wunschelf antreten. Coach Alexander Zorniger muss auf Serey Die (Muskelfaserriss) und Martin Harnik (Infekt) verzichten. Ihre Plätze in der 4-4-2-Anfangsformation nehmen Carlos Gruezo und Timo Werner ein. Im Tor steht im ersten Pflichtspiel der Saison Neuzugang Przemyslaw Tyton. Adam Hlousek darf wie schon gegen Manchester City in der Innenverteidigung ran - zusammen mit Timo Baumgartl.

20.: Der erste Torschuss! Gentner setzt sich im Mittelfeld im Luftduell durch und Didavi geht sofort Richtung Tor. Mit der Picke zieht er von halblinks am Strafraum ab, Jakusch hat den Ball im Nachfassen sicher.

23.: Beinahe die Führung für Kiel! Holstein verlagert schön nach rechts zu Herrmann, der mit seiner Flanke am langen Pfosten Heider findet. Dessen Kopfball hat aber nicht genug Wucht, um Tyton zu überwinden.

37., 1:0, Czichos: Die verdiente Führung für den Drittligisten. Nach einer Flanke von links blockt Klein einen Schussversuch von Kegel unglücklich vor die Füße von Czichos, der Didavi tunnelt und links im Strafraum einfach abzieht. Die Kugel schlägt im kurzen Ecke ein und Tyton sieht nicht gut aus.

42., 1:1, Didavi: Der Favorit schlägt zurück! Klein spielt den Ball vom rechten Flügel flach an den Sechzehner, wo Ginczek direkt in den Lauf von Didavi weiterleitet. Der ist am rechten Fünfereck völlig blank und lupft die Kugel herrlich über Jakusch ins Tor.

52.: Um ein Haar die Führung für Stuttgart! Ginczek behauptet den Ball gegen zwei Mann und spitzelt ihn zentral vor dem Sechzehner zu Didavi, der wuchtig abzieht. Jakusch wehrt mit den Fäusten links neben das Tor ab.

60., 1:2, Ginczek: Krause köpft einen hohen Ball an der eigenen Sechzehnergrenze auf die Brust von Werner, der sofort nach innen zu Ginczek gibt. Der zieht aus der Drehung ab und trifft mit Wucht links unten ins Eck.

90.: Wahnsinn! Czichos lässt die Riesenchance zum Ausgleich liegen! Bei einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld ist auch Jakusch mit vorne, doch am langen Pfosten ist es Czichos, der völlig frei aus wenigen Metern am Tor vorbei köpft.

Fazit: Hart erkämpfter Sieg des VfB, der aber vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit völlig in Ordnung geht. Zornigers Plan des hohen Pressings war schon früh erkennbar, wirkte aber erst nach der Pause. Dann rissen die Schwaben die Partie an sich und spielten tapfere Kieler nieder.

Star des Spiels: Daniel Ginczek. War schon in der mauen ersten VfB-Halbzeit der bemühteste Akteur - immer anspielbar und mit starken Weiterleitungen nach Ballbehauptung. War auch nach der Pause der perfekte Wandspieler im VfB-Umschaltspiel. Krönte seine Leistung mit dem wichtigen 2:1.

Flop des Spiels: Tim Siedschlag. In einer mutig und selbstbewusst aufspielenden Holstien-Elf fiel Siedschlag ein wenig ab. Der Außenspieler hatte nicht die Bindung zum Spiel wie die restliche Kieler Offensive. Rückte vor allem in der zweiten Hälfte nicht immer schnell genug zurück und ermöglichte dem VfB einige Konter. Zudem mit schwachen Werten im Zweikampf (16,7 Prozent) und bei Ballaktionen (22).

Der Schiedsrichter: Guido Winkmann. Hatte keine Probleme mit der Spielführung, da ihm die Mannschaften auch kaum diskussionswürdige Szenen boten. Blieb ruhig, war meist auf Ballhöhe und lag richtig, in den Strafraumszenen mit Kegel (64.) und Heider (65.) nicht auf Elfmeter zu entscheiden.

Das fiel auf:

  • Der VfB ging bei Kieler Ballbesitz früh drauf und stellte schnell die Räume zu. Fast immer waren mindestens zwei Stuttgarter in unmittelbarer Ballnähe, um den Gegenspieler direkt zu doppeln. Das extreme Pressing führte dazu, dass die Partie gerade in der Anfangsphase recht hektisch wirkte.
  • Kiel war auf das Stuttgarter Pressing eingestellt und bemühte sich deshalb nach Ballgewinn, so schnell wie möglich vertikal zu spielen. Zwar bot das auf der einen Seite ein größeres Risiko für Ballverluste im Vorwärtsgang, verhinderte zeitgleich aber auch, dass sich der VfB in der Holstein-Hälfte festsetzen konnte.
  • Im Gegenteil: Dadurch, dass Kiel das Spiel nach vorne schnell machte, griff auch das Pressing des VfB nicht immer. So kamen die Gastgeber ein ums andere Mal zu gefährlichen Kontersituationen, vor allem wenn der Bundesligist nicht kollektiv verschob und so vor allem über die Außenbahnen Räume ließ.
  • Im Zentrum stand der VfB kompakt. Da die Außenspieler aber zu sehr mit ins Zentrum einrückten, waren die Schwaben auf den Außen sehr anfällig. Holstein schickte die schnellen Siedschlag und Lewerenz immer wieder steil und überbrückte damit auf einfache Weise gleich mehrere VfB-Ketten.
  • Das Konzept Einsatzbereitschaft scheint der VfB bereits verinnerlicht zu haben. Eine klare Spielidee bei eigenem Ballbesitz ließ Stuttgart über weite Strecken aber vermissen. Die Laufwege in die Spitze wirkten ebenso wenig abgestimmt wie die Zuspiele aus dem Halbfeld. Das führte zu mehreren hohen Bällen, mit denen Krause und Wahl in der Holstein-Innenverteidigung keine Probleme hatten.
  • Erst nach der Pause gelang es dem VfB, das Spiel schneller zu verlagern und die zunehmend erschöpfteren Kieler auszukontern. Das führte zwangsläufig zu mehr Torchancen.

Kiel - Stuttgart: Die Statistik zum Spiel

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