Abbruch in Osnabrück

SID
Die Führung für den VfL ist nun nichts mehr wert, RB gewinnt das Spiel am grünen Tisch
© imago

Skandal in Osnabrück: Das DFB-Pokalspiel der ersten Runde zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig ist nach einer Verletzung von Schiedsrichter Martin Petersen durch ein Feuerzeugwurf in der 71. Minute abgebrochen worden.

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Der Unparteiische aus Stuttgart wurde am Kopf getroffen und konnte das Spiel nicht mehr fortsetzen. Zum Zeitpunkt des Abbruchs stand es nach einem Treffer von Halil Savran nach 23 Sekunden 1:0 für Osnabrück, über die Wertung des Spiels wird nun das DFB-Sportgericht entscheiden.

"Der Kontrollausschuss hat die Ermittlungen bereits aufgenommen. Über die Spielwertung wird dann das DFB-Sportgericht entscheiden. Daneben geht es um die sportrechtliche Sanktion gegen den Verein, dem der Vorfall zuzurechnen ist", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker in einer Stellungnahme am Montagabend.

Die Osnabrücker Spieler und Verantwortlichen zeigten sich tief enttäuscht. "Wir sitzen alle in der Kabine und sind total erschüttert und traurig. So etwas habe ich noch nie erlebt. Wir sind uns sicher, dass wir das Spiel gewonnen hätten. Was jetzt passiert, weiß ich auch nicht", sagte VfL-Spieler Nicolas Feldhahn.

"Das ist eine bittere Stunde"

Osnabrücks Präsident Hermann Queckenstedt ergriff nach dem Abbruch das Mikrofon. "Das ist eine bittere Stunde. Ich entschuldige mich im Namen des VfL Osnabrück bei Schiedsrichter Petersen", sagte Queckenstedt und forderte die Fans auf, "das Stadion in Ruhe zu verlassen".

Wie schwer Petersen verletzt wurde und ob der Wurf ihm oder dem neben ihm stehenden Leipziger Davie Selke galt, war zunächst unklar. Der 30-Jährige wurde zur Untersuchung in eine Klinik gebracht, in den Krankenwagen stieg er aber aus eigener Kraft ein.

"Bei dem Vorgang in Osnabrück handelt es sich um einen tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter. Der Spielabbruch ist dann die logische und notwendige Konsequenz", sagte Herbert Fandel, Vorsitzender der Schiedsrichterkommission.

Wortgefecht als Initialzündung

Vor dem Wurf des roten Feuerzeugs war es vor dem Osnabrücker Block zu einem Wortgefecht zwischen Acht-Millionen-Mann Selke und VfL-Ersatzspieler Michael Hohnstedt gekommen, der sich hinter dem Tor der Gastgeber aufwärmte. Schiedsrichter Petersen wollte die Situation schlichten und wurde am Kopf getroffen. Das zeigten die TV-Bilder.

"Ich spüre Frust, Wut und Enttäuschung. Die Gesundheit des Schiedsrichters geht vor. Im Sinne des Fußballs hatte ich gehofft, dass der Vierte Offizielle übernehmen könnte", sagte VfL-Coach Maik Walpurgis.

2006 war das Zweitrundenspiel zwischen den Stuttgarter Kickers und Hertha BSC nach einem ähnlichen Vorfall abgebrochen worden. Beim Stand von 2:0 für die Hertha war ein Schiedsrichter-Assistent von einem gefüllten Bierbecher am Nacken getroffen worden. Die Partie wurde zugunsten der Berliner gewertet, die allerdings auch 2:0 führten.

RB enttäuscht auf ganzer Linie

Die mitgereisten Leipziger Fans in Osnabrück zeigten sich unterdessen nach dem Abbruch siegessicher. Sie feierten trotz des Rückstands in ihrer Kurve und skandierten lautstark "Sieg". Betretene Gesichter gab es derweil bei den Osnabrückern Spielern und beim VfL-Anhang.

Dabei sah alles nach einer Überraschung durch den Drittligisten aus, die Osnabrücker hatten ihrem Ruf als Favoritenschreck einmal mehr alle Ehre gemacht. In der Saison 2009/10 waren die Lila-Weißen als Drittligist ins Viertelfinale vorgedrungen und hatten dabei auf dem Weg die Bundesligisten Hamburger SV und Borussia Dortmund eliminiert. Drei Jahre davor hatten die Niedersachsen das Achtelfinale erreicht.

Der zweitligaerfahrende Savran erzielte für den Außenseiter den schnellen Führungstreffer. In der Folgezeit entwickelte sich eine hitzige und turbulente Partie mit vielen harten Zweikämpfen und weniger Torszenen, in der die Gastgeber dem zweiten Treffer die meiste Zeit näher waren als Leipzig dem ersten. Die von Ralf Rangnick trainierten Gäste enttäuschten auf ganzer Linie.

Die erste Runde im Überblick