Bremen kämpft Gladbach nieder

Gladbachs erste Chance des Spiels: Raffael scheitert an Werder-Keeper Wiedwald
© getty

Der SV Werder Bremen hat das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht. Die Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik gewann bei Borussia Mönchengladbach ein verrücktes Spiel mit 4:3 (0:1).

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Vor 53.106 Zuschauern im Borussia-Park gingen die Fohlen durch Lars Stindl in Führung (32.). Janek Sternberg glich sechs Minuten nach der Pause für Bremen aus. Für den Linksverteidiger war es das erste Tor für Werder im 22. Pflichtspiel.

Nur sieben Minuten später traf Jannik Vestergaard und drehte die Partie zugunsten der Gäste. Gladbach kam aber zum Ausgleich, der eingewechselte Branimir Hrgota traf zum 2:2 (73.).

Bremen ließ aber nicht locker und zeigte eine sofortige Reaktion: Claudio Pizarro brachte die Norddeutschen wieder in Front (75.). Wiederum nur drei Minuten später machte Anthony Ujah den Bremer Auswärtssieg perfekt. Hrgotas 3:4 (90.+4) war nur noch Ergebniskosmetik.

Gladbach kassierte damit erstmals überhaupt seit dem Bundesligaaufstieg 1965 in drei Pflichtspielen in Folge mindestens vier Gegentore.

Werder dagegen traf seit 2003 in jedem seiner 27 DFB-Pokal-Auswärtsspiele - das schaffte noch nie eine Mannschaft zuvor.

Aufgrund hohen Verkehrsaufkommens rund um das Stadion wurde die Partie mit einer Verspätung von 15 Minuten angepfiffen. Das Viertelfinale wird am Mittwoch im Rahmen der ARD-Sportschau (23.15 Uhr) ausgelost.

Die Reaktionen:

Ande Schubert (Trainer Gladbach): "Wir sind enttäuscht, dass wir es nicht geschafft haben. Bei zwei, drei Gegentoren haben wir Fehler gemacht, die wir so nicht machen dürfen. Insgesamt war das zu wild nach vorne, wir waren nicht ruhig genug. Trotzdem haben die Jungs Moral bewiesen und bis zur letzten Sekunde gekämpft."

Viktor Skripnik (Trainer Bremen): "Wir sind natürlich überglücklich, so eine gute Mannschaft zu schlagen. Und dann noch auswärts mit vier Toren, das ist Wahnsinn für uns. Die Mannschaft hat an sich geglaubt und in der zweiten Halbzeit sehr gut und effektiv gespielt. Solche Spiele bringen uns weiter."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schubert verändert seine Gladbacher nach dem 0:5 in Leverkusen auf drei Positionen: Hazard, Raffael und Johnson spielen anstelle von Drmic (Bank), Traore (angeschlagen) und Jantschke (Knieverletzung). Erstmals steht der 18-jährige Sow im Profi-Kader der Fohlen.

Auch bei Werder gibt es drei Änderungen zum letzten Ligaspiel (1:1 gegen Köln): Lukimya, Pizarro und Sternberg beginnen anstelle von Santiago Garcia, Galvez und Bartels (alle Bank). Erstmals seit 811 Tagen steht Pizarro in einem DFB-Pokalspiel wieder in der Startelf.

10.: Gebre Selassie köpft einen Diagonalball in den Lauf von Pizarro, der rechts im Strafraum abzieht. Sommer wehrt ab, den Rebound bekommt Gebre Selassie. Doch auch diesen Schuss wehrt der Keeper ab.

11.: Fast die Bremer Führung! Fritz marschiert durchs Mittelfeld bis an den Strafraum. Sein flacher Linksschuss geht nur knapp rechts am Tor vorbei.

14.: Bremen weit aufgerückt, so dass Xhaka die Kugel zu Raffael bringt und dieser frei durch ist. Der Brasilianer läuft zwei Gegenspielern davon, zieht in den Strafraum und scheitert am lange stehen gebliebenen Keeper Wiedwald.

32., 1:0, Stindl: Dahoud rennt an Fritz vorbei und passt dann aus dem Zentrum auf den halbrechts gestarteten Hazard. Der legt sofort in die Mitte ab zu Stindl. Der hat freie Schussbahn und netzt aus 14 Metern flach unten rechts ein.

51., 1:1, Sternberg: Lange Flanke von rechts auf die linke Seite. Korb klärt nicht, der Ball landet bei Pizarro. Der Peruaner legt zurück ans linke Strafraumeck zu Sternberg. Der haut die Kugel flach mit links an den linken Innenpfosten und ins Tor.

57.: Bremen aufgerückt, so dass Raffael einen Ball in die Tiefe zu Hazard spielen kann. Der Belgier kommt rechts völlig frei zum Abschluss und setzt diesen an den linken Innenpfosten.

58., 1:2, Vestergaard: Freistoß Werder halbrechts. Grillitsch schlenzt den Ball rechts an der Mauer vorbei, Sommer rettet stark und wehrt gegen den rechten Pfosten ab. Den Abpraller versenkt Vestergaard vor Xhaka im leeren Tor.

59.: Hazard hat aus dem Getümmel am Strafraum der Gäste heraus sofort die Chance auf den Ausgleich. Sein flacher Linksschuss wird aber noch abgefälscht und streicht Zentimeter rechts am Tor vorbei.

65.: Hazard mit der nächsten Gelegenheit, nachdem der Belgier auf halbrechts Gegenspieler Sternberg im Laufduell anhängt. Doch Wiedwald ist am Fünfer schnell unten und wehrt den Schuss aufs linke Eck zur Ecke ab.

73., 2:2, Hrgota: Stindl gewinnt an der Mittellinie den Ball gegen Garcia und gibt sofort ab an Raffael. Der legt rechts raus auf den eingewechselten Hrgota. Der Stürmer trifft rechts im Strafraum am herausgeeilten Wiedwald vorbei ins Tor.

75., 2:3, Pizarro: Öztunali flankt von der rechten Grundlinie in die Mitte. Der Ball rutscht auf den halblinks acht Meter vor dem Tor lauernden Pizarro durch. Dessen Schuss findet unter Sommer hinweg den Weg in den Kasten.

78., 2:4, Ujah: Korb verliert auf Höhe der Mittellinie den Ball an Grillitsch. Der zieht drei Gegenspieler auf sich und hat das Auge für den links gestarteten Ujah. Der tanzt im Sechzehner Christensen und Nordtveit aus und trifft ins linke Eck.

90.+3, 3:4, Hrgota: Nach einem abgefälschten Freistoß ist Hrgota alleine durch und verwandelt von halbrechts gegen Wiedwald.

Fazit: Die beste Leistung seit vielen Wochen beschert Werder nach einem verrückten Spiel einen verdienten Sieg. Gladbach enttäuschte vor allem in der Defensive.

Star des Spiels: Levin Öztunali. Hervorragende Partie am rechten Flügel, ständig in Bewegung und im Dribbling kaum zu kontrollieren. Bereitete das 3:2 vor und hatte auch beim 1:1 seine Füße im Spiel. Ebenfalls stark bei Werder: Grillitsch und Pizarro.

Flop des Spiels: Julian Korb. Verteidigte vorm 1:1 viel zu lasch gegen Pizarro, stand auch bei dessen 2:3 nicht gut und leistete sich den Ballverlust, der Bremen das 2:4 ermöglichte. Dazu mit einer schwachen Zweikampfquote von weniger als 30 Prozent gewonnener Duelle.

Der Schiedsrichter: Günter Perl. Hatte in einer hitzigen Partie viele Zweikämpfe zu bewerten. Lag mehrfach richtig, einige Male aber auch deutlich daneben. Richtige Entscheidung, beim Zupfer von Xhaka an Gebre Selassies Arm im Gladbacher Strafraum nicht auf Elfmeter für Werder entschieden zu haben.

Das fiel auf:

  • Werder fächerte im Spiel gegen den Ball sein 4-4-2 breit auf und stand mit seiner gesamten Formation enorm hoch im Feld. Die Gäste attackierten die Hausherren sehr mannorientiert. Ujah und Pizarro bewachten die Gladbacher Außenverteidiger, Bargfrede oder Fritz stellten Aufbauspieler Xhaka zu. Selbst Vestergaard rückte weit heraus und presste mit.
  • Das Bremer Pressing funktionierte zunächst gut. Gladbach gelang kein Kombinationsspiel in die Offensive über mehrere Stationen. Die Tiefe im Spiel fehlte komplett, da Xhaka Probleme hatte, sich aus der Umklammerung zu lösen.
  • Werder legte durch seine weit aufgerückte Truppe allerdings besonders auf der ballfernen Seite große Räume offen. Die Borussia fand mit zunehmender Spieldauer zu einem verbesserten Passspiel und fand häufiger die Schnittstellen im Bremer Abwehrverbund.
  • Gladbach in der Defensive teilweise sehr fahrig und lethargisch. Die Borussia mehrfach viel zu weit von den Gegenspielern entfernt und daher vor allem im zweiten Abschnitt mit großen Problemen, die Gegenstöße der Gäste zu kontrollieren.

Gladbach - Bremen: Die Statistik zum Spiel