Bayern schickt den BVB nach Berlin

Von Andreas Lehner, Jochen Tittmar und Christoph Köckeis
Bayern war gegen Dortmund bis zum Ausgleich klar überlegen
© getty

Borussia Dortmund hat seine letzte Chance auf einen Titel in dieser Saison gewahrt und ist ins Finale des DFB-Pokals eingezogen. In einem verrückten und dramatischen Spiel setzte sich das Team von Jürgen Klopp mit 3:1 nach Elfmeterschießen beim FC Bayern durch (1:1, 1:1, 0:1).

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Vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena brachte Robert Lewandowski den überlegenen Titelverteidiger in Führung (30.). Pierre-Emerick Aubameyang gelang eine Viertelstunde vor Schluss der überraschende Ausgleich, nachdem die Bayern zuvor eine Reihe guter Chancen ungenutzt ließen und ihnen ein Handelfmeter verweigert wurde.

In der Schlussphase hatte dagegen der BVB gute Möglichkeiten zum Siegtreffer, scheiterte dabei aber am überragenden Manuel Neuer und das Spiel ging in die Verlängerung. Dort sah Dortmunds Kevin Kampl nach zwei taktischen Fouls die Gelb-Rote Karte (108.).

Im Elfmeterschießen leistete sich der FCB eine historische Fehlleistung. Alle vier Elfmeterschützen Lahm, Alonso, Götze und Neuer scheiterten. Zwei verwandelte Elfmeter von Gündogan und Kehl reichten.

Der FCB verlor damit erstmals seit 2002 ein Spiel im DFB-Pokal, das in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen entschieden wurde.

Bei Bayern musste der erst genesene Arjen Robben 16 Minuten nach seiner Einwechslung verletzungsbedingt schon wieder ausgewechselt werden.

Das Finale findet am 30. Mai im Berliner Olympiastadion statt. Der Gegner des BVB wird am Mittwoch zwischen dem Drittligisten Arminia Bielefeld und dem VfL Wolfsburg ermittelt (20.30 Uhr im LIVE-TICKER).

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Reaktionen:

Pep Guardiola (Trainer FC Bayern): "Wir haben alles getan, damit bin ich sehr zufrieden. Wir haben das System gewechselt, hatten dann kurz einige Probleme. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft und gratuliere dem BVB. Beim Elfmeterschießen waren wir ein bisschen müde.

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Das war ein Höllenspiel. Beide Mannschaften haben alles gegeben. Bayern war in der ersten Halbzeit sicherlich überlegen, aber wir haben uns den den Ausgleich in der zweiten Halbzeit mehr als verdient. Es sollte heute sein! Jetzt sind wir weiter und fertig."

Alle Stimmen zum Spiel im Überblick

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Bayern gibt's fünf Änderungen gegenüber dem 1:0 gegen Hertha. Xabi Alonso, Benatia, Thiago, Rafinha und Bernat ersetzen in der Startelf Dante, Götze, Rode, Schweinsteiger (alle Bank) und Gaudino (nicht im Kader).

Klopp nimmt nach dem 2:0 gegen Frankfurt beim BVB zwei Wechsel vor. Gündogan und Reus ersetzen Mkhitaryan und Ginter (beide Bank).

14.: Alonso-Ecke von links. In der Mitte steigt Müller relativ freistehend hoch und drückt den Ball mit der Schulter links am Tor vorbei.

18.: Weiser zieht vom rechten Flügel nach innen, lässt drei Dortmunder stehen, kommt ins Straucheln und im Strafraum zu Fall. Gagelmann lässt zu Recht weiterspielen.

21.: Bayern führt einen Eckball von links kurz aus. Rafinha bringt die Flanke aus dem Halbfeld an den langen Pfosten. Dort köpft Benatia nur knapp am rechten Pfosten vorbei, spielte zuvor allerdings Foul.

30., 1:0, Lewandowski: Konter BVB über Kagawa, der vor Bayerns Strafraum dann einen leichtfertigen Fehlpass spielt. Benatia passt den Ball links raus in den Lauf des startenden Lewandowski. Der überlupft Langerak, trifft den linken Außenpfosten und schiebt dann den Abpraller aus spitzem Winkel durch die Beine von Sokratis flach ins leere Tor.

43.: Müller, Schmelzer und Hummels tauchen an der Mittellinie unter einem langen Ball hindurch. Die Kugel rutscht durch zu Lewandowski, der es aus 40 Metern direkt mit einem Lupfer gegen den weit vor dem Tor stehenden Langerak probiert, doch der Versuch landet knapp neben dem linken Pfosten.

48.: Weiser lässt rechts Schmelzer stehen, geht nach innen und steckt stark für Müller durch. Der scheitert halbrechts am Fünfmeterraum frei vor Langerak an der Hand des BVB-Keepers.

55.: Bernat geht mit Tempo halblinks auf den Dortmunder Strafraum zu. Dann dreht er sich um die eigene Achse und steckt wunderbar durch zu Lewandowski. Der Pole zirkelt das Leder über Langerak hinweg an die Querlatte.

56.: Müller schnappt sich den Abpraller des Lattenschusses und will im Strafraum an Schmelzer vorbei. Dem Dortmunder springt der Ball an den Unterarm. Gagelmanns Pfeife bleibt stumm - Fehlentscheidung!

57.: Müller hebt den Ball stark an den Fünfmeterraum zu Thiago. Der dreht sich sechs Meter vor Langerak um die eigene Achse, doch sein anschließender Flachschuss mit links ist zu unplatziert.

75., 1:1, Aubameyang: Vor dem Strafraum legt Blaszczykowski aus dem Zentrum heraus links zu Mkhitaryan, der direkt in die Mitte passt. Am langen Pfosten grätscht Aubameyang die Kugel hinter die Linie.

80.: Fast das 1:2! Mkhitaryan kommt an der Strafraumgrenze aus der Drehung zum Abschluss. Neuer rettet in höchster Not mit Können und viel Glück zur Ecke.

82.: Reus wird von links in den Strafraum geschickt, spitzelt den Ball auf die rechte Ecke. Neuer ist unten und lenkt die Kugel sensationell um den rechten Pfosten.

84.: Robben hat sich ohne gegnerische Einwirkung verletzt und humpelt 16 Minuten nach seiner Einwechslung wieder vom Feld. Für den Niederländer kommt Mario Götze.

108., Gelb-Rot, Kampl (Dortmund): Kampl verliert bei einem BVB-Konter den Ball und geht dann hinter Schweinsteiger her, senst ihn um und sieht seine zweite Gelbe Karte.

115.: Nach einer Flanke aus dem linken Halbfeld von Boateng kommt Schweinsteiger am kurzen Pfosten völlig frei zum Kopfball. Langerak entschärft seinen Versuch aber sensationell mit dem linken Bein. Das hätte das 2:1 sein müssen!

116.: Nach einer Flanke von links muss Langerak weit aus dem Tor und in einen Luftzweikampf mit Lewandowski. Der Pole geht schwer getroffen zu Boden. Im Nachschuss verfehlt Götze das leere Tor, weil sein Schuss im letzten Moment abgefälscht wird.

Elfmeterschießen:

Lahm schießt über das Tor

1:2 Gündogan

Alonso schießt über das Tor

1:3 Kehl

Langerak hält gegen Götze

Neuer hält gegen Hummels

Neuer schießt an die Latte

Fazit: Eine Partie, die in die Geschichte eingehen wird! Bayern hätte das Spiel längst entscheiden müssen, dann drehte Dortmund auf. Am Ende schwanden die Kräfte und Bayerns Unvermögen vom Punkt half dem BVB ins Finale.

Der Star des Spiels: Mitch Langerak. Bekam in der ersten Halbzeit wegen schwacher Spieleröffnung ein paar Mal klare Ansagen von Klopp, hielt in der Verlängerung aber bravourös gegen Schweinsteiger und im Elfmeterschießen gegen Götze.

Der Flop des Spiels: Kevin Kampl. Erneut ein ganz schwacher Auftritt, der an seiner Eignung für dieses gehobene Niveau zweifeln lässt. War überhaupt kein Faktor im Spiel - selbst in der guten BVB-Phase. Und flog nach zwei dämlichen taktischen Fouls nach 24 Minuten Einsatzzeit zurecht vom Platz. Ebenfalls schwach: Kagawa und Schmelzer.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann. Ganz schwacher Auftritt. Immer wieder mit einigen fragwürdigen Zweikampfentscheidungen und einem gravierenden Fehler, als er Schmelzers Handspiel im Strafraum übersah. Langeraks Einsatz gegen Lewandowski im Sechzehner war grenzwertig, aber weiterspielen noch vertretbar. Bei der Gelb-Roten Karte für Kampl lag er dagegen richtig.

Das fiel auf:

  • Die Bayern stellten sich wie zuletzt immer gegen den BVB mit einer Dreierkette auf, in der Rafinha links, Boateng innen und Benatia rechts spielte. Die Münchner begannen zwar ohne ihre Stars auf den Flügeln Ribery und Robben, aber trotzdem mit der klaren Vorgabe über Außen zu kommen. Weiser auf rechts und Bernat auf links schoben enorm hoch, meist auf eine Linie mit Lewandowski.
  • Beim Aufbauspiel ließ sich Alonso zwischen Boateng und Rafinha fallen und vervollständigte so die Viererkette. Davor war Lahm der bevorzugte Anspielpartner im Zentrum, Thiago bewegte sich in die Halbräume. Das Ziel war immer das gleiche: der erste Ball ins Zentrum und von dort auf außen.
  • Dortmund begegnete den Bayern im 4-3-3, wobei Kagawa im Zentrum der offensiven Dreierreihe wieder verstärkt als Störspieler rund um Alonso und Boateng agieren sollte. Allerdings bekam der BVB so gut wie keinen Druck auf das Aufbauspiel der Bayern, die immer wieder Räume im Zentrum fanden und dann verlagern konnten. Nach der Pause stellte Klopp auf 4-2-3-1 um, an der Unterlegenheit änderte sich nichts.
  • Bei Ballbesitz fehlten dem BVB Mittel und Ideen. Die Bayern stellten Gündogan geschickt zu und zwangen die Dortmunder immer wieder zu langen Bällen, die für die Münchner Defensive aber kein Problem waren oder im Nichts landeten.
  • Der BVB brachte überhaupt keine Aggressivität ins Spiel, die Körpersprache hatte wenig von dem angekündigten Krawall. Die Bayern konnten relativ unbehelligt ihr Kombinationsspiel aufziehen und spielten sich so auch immer wieder durch die Abwehr zu Chancen. Allerdings hielten die Münchner den BVB durch mangelhafte Chancenverwertung im Spiel, was mit dem Ausgleich bestraft wurde.
  • Nach der Auswechslung von Thiago und dem Ausgleich ging bei Bayern auf einmal die Souveränität verloren, das Passspiel wurde fehlerhaft und die Ballverluste nahmen dramatisch zu. Die Dortmunder waren dagegen plötzlich voll da und hatten ihrerseits Chancen auf den Siegtreffer. Die Hereinnahme von Mkihitaryan wirkte sich sehr positiv aus, er brachte Ballsicherheit und Tempo im Spiel nach vorne.
  • In der Verlängerung Bayern mit Viererkette, wieder sicherer im Passspiel und mit mehr Kontrolle über die Partie. Nach Kampls Platzverweis nahm der Druck auf den BVB weiter zu, aber das entscheidende Tor fiel nicht mehr, weil weiter die Chancenverwertung nicht passte.

Bayern - Dortmund: Daten zum Spiel

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