Wieder Robben: Berlin ist Rot-Weiß!

Von Stefan Rommel
Arjen Robben - who else?! Der Niederländer erzielte mal wieder den goldenen Treffer gegen den BVB
© getty

Bayern München ist DFB-Pokalsieger 2014. Der Meister setzte sich im 71. Endspiel in Berlin gegen Erzrivale Borussia Dortmund mit 2:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung durch und feiert nach dem Triple in der letzten Saison nun immerhin noch das Double.

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Vor 76.197 Zuschauern im Berliner Olympiastadion erzielte wie schon im Champions-League-Finale vor fast genau einem Jahr Arjen Robben den diesmal vorentscheidenden Treffer in der Verlängerung (107.). Thomas Müller legte dann in der Nachspielzeit noch einen nach (120.+2).

Für die Münchener ist es der 17. Pokalsieg der Vereinsgeschichte. Der BVB bleibt durch die Niederlage im zweiten Jahr in Folge ohne Titel

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Die Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Wir waren ziemlich kaputt. Die große Leichtigkeit war nicht zu erkennen, aber wir haben uns gequält, alle haben alles gegeben. In der Phase, als wir stärker wurden, machen wir ein Tor, das gibt er nicht. Das hätte man auch ohne Torlinientechnik sehen müssen."

Pep Guardiola (Trainer Bayern München): "Wenn eine Mannschaft deutscher Meister wird, war es schon eine gute Saison. Das war der wichtigste Titel. Aber natürlich sind wir sehr glücklich, dass wir das heute auch geschafft haben. Die Kritik zuletzt war durchaus berechtigt. Ich habe Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen. In der Spielweise, in der Taktik habe ich gegen Real Fehler begangen. In so großen Spielen gegen so große Mannschaften kann das passieren."

Matthias Sammer (Sportvorstand Bayern München): "Jetzt würde ich sagen, es war eine herausragende Saison. Arjen Robben ist ein absoluter Vollprofi. Jetzt ist es an der Zeit, den Leuten zu erklären, dass diese Diskussionen über unser Spiel unglaublich sind. Aber unglaublich schlecht."

Roman Weidenfeller (Torhüter Borussia Dortmund): "Wir haben ein ganz klares, reguläres Tor erzielt. Wir hätten das Spiel in der regulären Spielzeit gewonnen, nun stehen wir mit leeren Händen da. Die Saison war immer noch sehr gut, aber auch sehr unglücklich, denn wir hätten einen Titel verdient."

Javi Martinez (Mittelfeldspieler Bayern München): "Im letzten Jahr drei Titel, in diesem Jahr zwei. Wir schreiben weiterhin Geschichte."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff:

Der BVB mit Schmelzer links in der Viererkette, davor Jojic neben Sahin, der seine leichte Verletzung überwunden hat. Großkreutz links im Mittelfeld. Im Großen und Ganzen keine Überraschungen bei der Borussia.

Die Bayern ohne Alaba, der nach Schweinsteiger auch komplett ausfällt. Ribery sitzt nach seiner Verletzung nur auf der Bank. Der junge Hojbjerg rückt ins Team und spielt rechts in der Viererkette. Rafinha rückt deshalb nach links. Lahm beginnt im zentralen Mittelfeld neben Martinez. Götze nimmt Riberys Platz links im offensiven Mittelfeld ein, Müller ganz vorne drin. Alabas Ausfall führt zu der kuriosen Situation, dass bei den Bayern nun sogar ein Platz auf der Bank leer bleibt - Guadiola hat nur 17 statt der üblichen 18 Spieler gemeldet.

4.: Fehlpass BVB im Aufbau. Robben dreht zum Tor auf und bedient Müller. Satter Schuss aus halbrechter Position, Weidenfeller mitten ins Gesicht.

7.: Langer Ball von Lahm auf Robben, den der BVB nicht sauber übergibt und der jede Menge Platz hat. Den Schuss aus halblinker Position und 16 Metern hält Weidenfeller aber sicher fest.

44.: Ein Pass in den Rücken der Abwehr rutscht auf Hojbjerg durch. Der zieht aus 18 Metern ab, knapp am langen Pfosten vorbei.

45.: Großkreutz im Zentrum mal mit etwas Platz, Boateng rückt ein paar Meter zu weit ein und macht die rechte Außenbahn auf. Großkreutz bedient Lewandowski, der einen Haken um Hojbjerg schlägt und dann etwas überhastet aus acht Metern drüberschießt.

55.: Robben gewinnt an der Mittellinie eine einfachen Kopfball und leitet auf Ribery weiter. Sokratis ist irgendwo im Mittelfeld und seine Seite offen. Ribery bringt den Ball flach zur Mitte. Müller ist schneller als Schmelzer am Ball, schießt aus sechs Metern aber Weidenfeller an.

61.: Freistoß Reus aus 17 Metern. Müller macht per Kopf aus dem Schuss eine Bogenlampe. Neuer schaltet komplett ab, verfolgt den Ball nur mit den Augen und ohne Reaktion. Der Ball tropft auf die Oberkante der Latte. Ein Hauch von Piplica...

64.: Freistoß Sahin von links. Neuer kommt raus, aber nicht an den Ball. Lewandowski verlängert. Hummels fliegt am zweiten Pfosten aus Abseitsposition in den Ball und köpft aufs Tor. Dante steht hinter der Linie und schlägt den Ball weg. Der hatte aber schon die Linie überschritten.

75.: Konter Bayern. Götze auf Robben, Hummels muss sich drehen und verliert einen Moment die Orientierung. Robbens Schuss aus 16 Metern wehrt Weidenfeller mit der linken Schulter ab.

91.: Neuer wieder mit einem schwachen Pass, den Aubameyang abfängt. Auf Reus, der klug an den Sechzehner zurücklegt. Aubameyang zieht ab, der Ball fliegt aber hauchdünn rechts vorbei.

107., 0:1, Robben: Ribery im Dribbling, bedient Robben. De scheitert aus fünf Metern an Weidenfeller. Der Keeper wirft den Ball schnell, aber etwas ungenau auf Großkreutz ab. Der geht gegen Boateng ins Dribbling und verliert den Ball. Boateng flankt flach zur Mitte. Piszczek ist nicht rechtzeitig bei Robben, der Weidenfeller aus vier Metern tunnelt.

114: Robben geht alleine auf Weidenfeller zu und versucht den Lupfer. Weidenfeller bleibt lange stehen und wehrt ab.

120.: Sahin legt einen zweiten Ball auf Reus ab, der den schwierigen Ball direkt nimmt. Ein Münchener fälscht noch ab, die Kugel zischt Zentimeter über die Latte.

120.+2, 0:2, Müller: Konter Bayern, Müller schleppt sich mit letzter Kraft auf Weidenfeller zu, umkurvt den und schiebt den Ball ins leere Tor.

Fazit: Die Partie benötigte rund eine Stunde, um so richtig in Fahrt zu kommen. Hatte dann einige gute Phasen und lebte von der Spannung. Die Bayern zeigten in der Verlängerung dann den Tick mehr Entschlossenheit. Der Sieg geht insgesamt in Ordnung.

BVB-Einzelkritik: Hummels stark, Lewy glanzlos

Der Star des Spiels: Javier Martinez spielte eine bärenstarke Partie. Nahezu fehlerfrei im Stellungsspiel, stark im Zweikampf am Boden und in der Luft und abgeklärt auch in Situationen, in denen er stark unter Druck gesetzt wurde. Bemerkenswert auch der Auftritt von Pierre-Emile Hojbjerg auf ungewohnter Position in einem so wichtigen Spiel. Beim BVB stark: Mats Hummels.

Der Flop des Spiels: Henrikh Mkhitaryan war zu keinem Zeitpunkt drin im Spiel. Der Armenier leistete sich viele Schlampigkeiten, Stockfehler, ungenaue Zuspiele. Konnte zusammen mit dem ebenfalls fahrigen Jojic dem Dortmunder Spiel keinerlei Struktur geben und hatte seine wenigen vernünftigen Szenen in der Balleroberung. Wurde deshalb nach einer Stunde zu Recht für Kirch ausgetauscht.

FCB-Einzelkritik: Martinez überragend, Robben als Held

Der Schiedsrichter: Florian Meyer hatte es mit zunehmender Spieldauer einer immer schwieriger zu leitenden Partie zu tun und zeigte im Zusammenspiel mit seinen Assistenten einige gravierende Fehler: Übersah Hummels' Abseits und dass dessen Kopfball hinter der Linie war (64.) Dazu ein paar Fehler in der Zweikampfbewertung, pfiff den Bayern vor der Pause einen guten Vorteil weg. Hätte zudem Lahm bei dessen taktischem Foul an Reus Gelb zeigen müssen (14.). Richtig, Hojbjerg Gelb wegen einer Schwalbe zu geben (63.).

Das fiel auf:

  • Die Bayern in der Abwehr mit einer Dreierkette, die der ballentfernte Außenverteidiger bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Viererkette auffüllte. Hojbjerg rechts und Rafinha links schoben ansonsten hoch ins Mittelfeld auf und hielten konsequent ihre Positionen an der Seitenlinie. In der Spitze tauschten Müller und Robben sehr oft ihre Positionen.
  • Dortmund empfing die Bayern mit drei Angreifern, die relativ früh störten, blieb aber mit allen Feldspielern als Block stets kompakt. Defensiv funktionierte die Ausrichtung bis auf wenige Ausnahmen recht gut.
  • Das Dortmunder Problem in der ersten Halbzeit war das schwache Passspiel. Durch viele leichte Abspielfehler machte sich der BVB immer wieder das Leben schwer und kombinierte sehr selten mal flüssig bis zum gegnerischen Tor. 68 Prozent Passquote in der ersten Halbzeit war der drittschlechteste Wert der gesamten Saison.
  • Der frühe Verlust von Lahm zwang Guardiola zu eine erneuten Rochade: Ribery rückte links ins offensive Mittelfeld, Götze ging neben Kroos auf die Doppel-Sechs. Das grundlegende Problem der letzten Wochen blieb aber auch mit den fast ausnahmslos offensiv orientierten Mittelfeldspielern bestehen: Die Bayern bekamen kein Tempo in ihre Angriffsaktionen und den Gegner so auch nicht ins Laufen. Die drei Chancen der ersten 45 Minuten resultierten aus einem Konter, einem langen Ball und einer Einzelaktion.
  • Die zweite Halbzeit war eine Viertelstunde lang ein Spiegelbild der ersten, dann kam der BVB nach Mkhitaryans Auswechslung und Kirchs Hereinnahme besser ins Spiel und es entwickelte sich eine offenere Partie. Beide Mannschaften offenbarten einige Lücken im Mittelfeld, sodass der Gegner schneller durchkombinieren und zu Torchancen kommen konnte.
  • In der Verlängerung stellte Guardiola nach Hojbjergs Auswechslung Boateng auf dessen Position. Das Spiel wurde immer fahriger, weil beide Mannschaften müder wurden und sich noch mehr Fehlpässe erlaubten. Zudem wurden beide auch vorsichtiger und riskierten nicht mehr so viel wie noch phasenweise in der zweiten Hälfte der regulären Spielzeit. Umso überraschender fiel dann Robbens Tor.

Dortmund - Bayern: Fakten zum Spiel