Schalke fliegt bei Keller-Debüt aus dem Pokal

Von Stefan Rommel
Schalkes Marica nimmt es mit den Mainzern Polanski (l.) und Svensson auf
© Getty

Der FC Schalke 04 ist im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden. Bei der Premiere des neuen Trainer Jens Keller verloren die Königsblauen gegen den FSV Mainz 05 mit 1:2 (0:1).

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Vor 61.543 Zuschauern auf Schalke erzielten Marco Caligiuri (30.) und Nicolai Müller (82.) die Tore für die Gäste. Klaas Jan Huntelaar hatte für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt (75.).

Schalke schleppt seine ausgewachsene Krise damit mit in die Winterpause und muss sich einen möglichen Titel schon früh in der Saison abschminken. Für Neu-Trainer Keller hätte der Start in die heikle Mission nicht unglücklicher laufen können.

Mainz dagegen veredelte eine hervorragende Hinrunde mit dem Einzug ins Viertelfinale.

Reaktionen:

Jens Keller (Trainer Schalke 04): "Man hat den Jungs angemerkt, dass sie unbedingt gewinnen wollten. Aber sie waren nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen auch verunsichert. Nach dem Ausgleich dachte ich, dass wir das Ding gedreht haben und uns noch in der regulären Spielzeit fürs Viertelfinale qualifizieren. Doch dann kommt der zweite Fehler. Da haben wir einfach geschlafen, während der Ball gefühlte zehn Sekunden unterwegs ist."

Thomas Tuchel (Trainer FSV Mainz 05): "Wir waren sehr effektiv. In der zweiten Hälfte wurde es zunehmend schwieriger, Schalke von unserem Tor fernzuhalten. Wir haben auf den Ausgleich eine außergewöhnliche Antwort gegeben. Das Tor lag nicht gerade in der Luft, aber wir haben Mannschaftsgeist bewiesen, den Willen zur Verausgabung und Leidenschaft."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Keller nimmt Matip aus der Mannschaft und bringt dafür Metzelder. Noch wichtiger aber: Keller vertraut einem 4-4-2, Marica ist zweiter echter Stürmer neben Huntelaar. Holtby nur auf der Bank. Ebenfalls überraschend: Barnetta spielt für den verletzten Uchida rechts in der Viererkette.

Mainz wieder mit Wetklo im Tor, Müller muss auf die Bank. Kirchhoff, Ivanschitz und Soto ebenfalls zunächst draußen. Polanski auf der Doppel-Sechs, Parker im Angriff neben Szalai.

4.: Draxler setzt sich auf links durch und bringt die Flanke an den zweiten Pfosten, wo Marica zum Kopfball hochsteigt, den Ball aber knapp rechts vorbei setzt.

30., 0:1, Caligiuri: Müller und Jones rasseln im Mittelfeld aneinander. Szalai nimmt den Ball auf und spielt aus der Drehung blind in die Nahtstelle zwischen Metzelder und dem schläfrigen Barnetta. Caligiuri startet schnell und schlenzt den Ball mit dem ersten Kontakt aus 20 Metern ins lange Eck.

66.: Jones springt an der Seitenlinie mit zwei gestreckten Beinen in Caligiuri. Tuchel springt von der Bank auf und geht Jones leicht an. Schiri Fritz zeigt Jones nur Gelb und schickt Tuchel auf die Tribüne.

75., 1:1, Huntelaar: Farfan auf Holtby. Beinschuss gegen Junior Diaz. Marica setzt sich robust gegen zwei Gegner durch. Rückpass an den Fünfer. Huntelaar ist da und drückt den Ball mit etwas Glück über die Linie.

82., 1:2, Müller: Kirchhoff mit dem überragenden Pass aus der eigenen Hälfte, über 50, 60 Meter. Müller startet mit Tempo ein, Barnetta schläft schon wieder. Müller nimmt den schwierigen Ball sauber runter und verwandelt in einer Aktion mit links aus 14 Metern ins linke untere Eck.

85.: Fuchs nagelt aus dem Stand aus 35 Metern einfach mal drauf. Wetklo schon geschlagen, der Ball knallt aber an die Querlatte.

90.+4: Ecke Farfan von rechts. Hildebrand mit vorne, bekommt den Kopfball. Aber direkt in die Arme von Wetklo.

Fazit: Etwas glücklicher Sieg für Mainz. Schalke investierte mehr, war engagierter. Mainz spielte rational und wurde dafür am Ende belohnt - auch weil die Gäste bei ihren wenigen Szenen eiskalt vor dem Tor waren.

Der Star des Spiels: Ciprian Marica gelang nicht alles. Aber der Rumäne war enorm fleißig, kam zum Abschluss und war mit seiner Schnelligkeit und Durchsetzungskraft ein ständiger Unruheherd für die Mainzer Defensive.

Der Flop des Spiels: Shawn Parker hatte keine einzige Szene, dafür ein paar leichte und gefährliche Ballverluste. Nicht umsonst war nach 70 Minuten für Parker auch Schluss. Bei Schalker schwach: Barnetta, der bei beiden Gegentoren total pennte.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz hatte die Partie ganz gut im Griff. Vielleicht hier und da ein wenig kleinlich. Allerdings mit einer Fehlentscheidung bei Jones' Einsteigen gegen Caligiuri, das glatt Rot war. Fritz zeigte nur Gelb und schickte dafür den einschreitenden Tuchel auf die Tribüne.

Die Trainer:

Jens Keller stellte einiges um, insbesondere das gewohnte System. Bis auf wenige Sequenzen fruchtete die Änderung aber nicht. Keller reagierte auf die spielerische Armut im Zentrum und brachte nach gut einer Stunde Holtby. Die Variante mit Barnetta als rechtem Verteidiger floppte total.

Thomas Tuchel wollte sich erstmal anschauen, was der verunsicherte Gegner so zustande bringt und wählte für Mainzer Verhältnisse eine abwartende Strategie. Reagierte Mitte der zweiten Halbzeit auf Holtbys Einwechslung und brachte mit Soto einen dritten zentralen Mittelfeldspieler im neu gestalteten 4-3-2-1.

Das fiel auf:

 

  • Schalke begann ganz vernünftig, zeigte eine hohe Laufbereitschaft und schob mit der Mittelfeldkette beim Mainzer Spielaufbau früh drauf. Besonders Marica war als Störspieler dabei emsig.
  • Mainz dagegen spielte verhalten, abwartend, ökonomisch. Ganz anders also als zuletzt beim Power-Heimspiel gegen den VfB. Tuchel setzte auf Sicherheit im Passspiel, die sich mit zunehmender Spieldauer dann auch durchsetzte. Nach und nach kamen Polanski und Baumgartlinger im umkämpften defensiven Mittelfeld auf Temperaturen.
  • Schalke versuchte das Spiel breit zu machen und kam fast immer über die Flügel, wo Farfan und Draxler an den Außenlinien klebten. Das funktionierte zehn Minuten gut, danach hatte Mainz den Plan aber durchschaut und immer eine Absicherung für den jeweiligen Außenverteidiger zur Stelle.
  • Durch die Mitte ging bei Schalke gar nix - auch eine Folge des Systems ohne einen echten Spielgestalter (Holtby). Jones und Neustädter waren für den Job nicht kreativ genug. Mit Holtbys Hereinnahme wurde es gleich gefährlicher.
  • Mainz war vor dem Tor eiskalt, stellte der Schalker Leidenschaft in der zweiten Halbzeit eine gehörige Portion Abgeklärtheit entgegen. Immerhin aus Schalker Sicht stimmten Einstellung und Moral wieder.

 

 

Schalke - Mainz: Daten und Fakten zum Spiel

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