Zurück am Ursprung

Von Daniel Börlein
Die Bayern feierten den Sieg gegen Borussia Mönchengladbach ausgelassen
© Getty

Der FC Bayern München steht im DFB-Pokalfinale. Beim Sieg in Gladbach war Manuel Neuer der Held des Abends. Der Triumph war ein Zeichen an die Konkurrenz und "enorm wichtig" für den ganzen Klub. Wird jetzt wieder geträumt?

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Franck Ribery fühlt sich rundum wohl beim FC Bayern. München ist für den Franzosen mittlerweile zur zweiten Heimat geworden. Im Verein genießt er hohes Ansehen, in der Mannschaft ist er überaus beliebt. Ribery und Bayern, das hat der 28-Jährige längst begriffen, das passt perfekt zusammen.

Nur eines mag der Mittelfeldspieler nicht besonders: Vor einer TV-Kamera stehen und auf Deutsch Interviews geben. Meist lässt er dann nur ein paar wenige Sätze fallen und sieht nicht wirklich glücklich dabei aus.

Am Mittwochabend allerdings blieb Ribery vor fast jeder Kamera stehen. Bereitwillig, bestens gelaunt und in gutem Deutsch sprudelte es nur so aus ihm heraus. Der Bayern-Star schien glücklich wie lange nicht mehr.

Neuer besiegt Gladbach-Fluch

Zusammen mit seinen Kollegen hatte er in Gladbach nach hochklassigen 120 Minuten samt Elfmeterschießen den Einzug ins Pokalfinale perfekt gemacht und im dritten Anlauf in dieser Saison endlich auch "Angstgegner" Gladbach bezwungen.

"Das ist super für uns, das ist super für den Verein", jubelte Ribery. "Und das ist super für Manuel Neuer." Der Bayern-Keeper hatte den Elfmeter von Havard Nordtveit pariert und sein Team schon zuvor mit der einen oder anderen Glanztat im Spiel gehalten.

In der Liga hatte Neuer in beiden Begegnungen gegen die Borussia gepatzt und wurde deshalb zum Hauptverantwortlichen für die Niederlagen gemacht. Nun scheint sein "Gladbach-Fluch" besiegt.

"Man muss Manuel Neuer eine super Leistung bescheinigen. Kurz vor Schluss hat er gegen Marco Reus in hervorragender Manier gerettet und dann hat er den entscheidenden Elfmeter pariert", sagte Coach Jupp Heynckes, der zugab: "Durch das Elfmeterschießen waren wir der glückliche Sieger."

Selbstvertrauen kehrt zurück

Wie schon in den beiden vorherigen Duellen war die Borussia auch im dritten Aufeinandertreffen ein ebenbürtiger Gegner für die Bayern - mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Münchner dieses Mal als Sieger vom Platz gingen.

Eine Tatsache, die das Selbstbewusstsein der Bayern wachsen lassen wird und das oft zitierte Mia-san-mia-Gefühl zurückbringt. Durch die Leistungen zum Rückrundenstart war das ein wenig abhanden gekommen, zwischenzeitlich musste man gar verkünden, sich nicht mehr mit der Meisterschaft zu beschäftigen.

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Nun haben sich die Bayern eindrucksvoll zurückgemeldet. Zum einen mit den Galas gegen Hoffenheim, Basel und Berlin, aber eben auch mit der Erkenntnis des Gladbach-Spiels, sich auch in engen Spielen gegen einen starken Gegner durchsetzen zu können. Und sei es erst im Elfmeterschießen.

"Das war heute psychologisch enorm wichtig, dass man ins Finale kommt und dort einen Titel holen kann", sagte Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld. "Es ist wichtig für das gesamte Umfeld in München zu wissen, dass man noch alle Ziele erreichen kann. Das ganze Umfeld hat sich jetzt beruhigt. Man hat die Ziele vor Augen. Und das gibt Motivation."

Traum vom Triple?

Die Stimmung hat sich gewandelt in München, weil auch noch Luft nach oben scheint, schließlich kehrt mit Bastian Schweinsteiger bald schon der Kopf der Mannschaft zurück.

Wo man ob der schwachen Leistungen nach dem Rückrundenstart nicht mehr wagte, von einem Titel - egal ob Champions League, Pokal oder Meisterschaft - zu sprechen, gilt deshalb nun wieder: Warum nicht vom Triple träumen?

Lucien Favre: "Müssen nach vorne schauen"

Der Traum von einem Titel hat sich in Gladbach dagegen erledigt. Die Stimmung im Borussia Park war nach der Partie dementsprechend gedrückt. "Wir müssen jetzt nach vorne schauen", versuchte Lucien Favre den Blick vorwärts zu richten. Er konnte nicht verbergen, dass auch ihm dies aufgrund der verpassten Chance, Gladbach erstmals seit 1995 wieder ins Pokalfinale zu führen, schwer fiel.

Angst, dass man nun in ein Loch fällt, hat man bei der Borussia allerdings nicht. "Ich glaube nicht, dass wir jetzt in einen negativen Kreis kommen. Wir spielen eine gute Saison und wollen das die nächsten Wochen weiter durchziehen", sagte Kapitän Filip Daems.

Auch gegen die Bayern unterstrich Gladbach, warum die Borussia inzwischen zu den absoluten Top-Teams der Liga zählt. Das Problem: Mit den Münchnern und Dortmund gibt es in dieser Saison zwei Mannschaften, die eben noch einen Tick stärker sind. Zum Trost bleibt wohl immerhin die Teilnahme an der Champions League.

Dante als tragische Figur

Dort muss die Borussia dann sehr wahrscheinlich ohne Dante antreten. Der Innenverteidiger, das gilt als sicher, wird nach dieser Saison zum FC Bayern wechseln. Dass ausgerechnet er nun seinen Elfmeter verschoss, verlieh der Gladbacher Niederlage so noch eine besondere Tragik.

Vorwürfe machte dem Brasilianer deshalb allerdings niemand. Dante selbst flüchtete nach dem Aus in die Kabine. Sagen wollte er nichts. Dafür redete dieses Mal ja auch Franck Ribery.

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