Gündogans Glücksschuss bringt BVB ins Finale

Von Stefan Rommel
Fürths Mergim Mavraj brachte Gegenspieler Kevin Großkreutz weg von Gerald Asamoah
© Getty

Borussia Dortmund steht im DFB-Pokal-Finale. Der deutsche Meister setzte sich im Halbfinale bei Zweitligist Greuther Fürth dank eines Glückstreffers von Ilkay Gündogan mit 1:0 (0:0) nach Verlängerung durch.

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Vor 15.500 Zuschauern in Fürth erzielte Ilkay Gündogan mit der letzten Aktion des Spiels den Siegtreffer (120.) - vom Rücken des kurz davor erst eingewechselten Ersatzkeepers Jasmin Fejzic sprang der Ball ins Tor.

Der BVB träumt weiter den Traum vom ersten Double der Vereinsgeschichte. Für die bärenstarken Fürther endet dagegen das Märchen vom Finale in Berlin und einem möglichen Einzug in die Europa League in der kommenden Saison.

Streit zwischen Großkreutz und Asamoah

Für Aufregung sorgte ein Streit zwischen Kevin Großkreutz und Gerald Asamoah unmittelbar nach dem entscheidenden Tor, der zu kleineren Tumulten auf dem Spielfeld führte, in die selbst die beiden Trainer Mike Büskens und Jürgen Klopp involviert waren.

Fürth-Coach Büskens erhob danach schwere Vorwürfe gegen Großkreutz: "Es gibt Vertreter, die tragen den Bundesadler. Was die sich erlauben, wie man da tituliert wird, nur weil man eine 18-jährige blau-weiße Vergangenheit hat, das finde ich eigentlich beschämend. Was in meine Richtung gekommen ist, das ist einfach nur peinlich. Derjenige ist bekannt dafür, dem wird das egal sein. Das ist einfach traurig. Weil man muss auch in der Niederlage Größe zeigen, aber sollte das auch im Siegesfall machen."

Auch Fürths Mergim Mavraj, der Großkreutz und Asamoah trennte, sah den Dortmunder klar in der Rolle des Verursachers. "Das waren Beleidigungen von Großkreutz wegen der Hautfarbe Asamoahs. So etwas hat auf dem Platz nichts zu suchen!"

Großkreutz selbst sagte, er habe lediglich gejubelt. Kontrahent Asamoah darauf: "Zu so einem Typen brauch ich nicht viel sagen, er ist es nicht wert, darüber zu reden. So ein Typ interessiert mich gar nicht."

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Ilkay Gündogan ist so ein fantastischer Fußballer, er schießt nur zu selten aufs Tor. Ich habe ihm in der Pause der Verlängerung gesagt, dass er noch mindestens einmal schießen soll. Fürth hat sich zwei Minuten zu früh auf das Elfmeterschießen eingestellt. Das fand ich dann schon lässig, dass wir da nochmal aufs Tor geschossen haben und der Ball auch noch reingegangen ist, das ist geil."

Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund) über das Spiel: "Das hat Nerven gekostet, es war ein absoluter Abnutzungskampf. Es war grausam. Das ist Wahnsinn, war an Dramaturgie nicht zu toppen."

Mike Büskens (Trainer SpVgg Greuther Fürth): "Natürlich ist es bitter.Wir müssen jetzt wieder aufstehen, uns aufrappeln. Das sind Nackenschläge, die gehören zum Fußball. Da musst du Charakter zeigen. Und wenn du so ein Spiel gegen den amtierenden Deutschen Meister abgeliefert hast, da kann man stolz drauf sein."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Fürth mit exakt derselben Elf, die am Wochenende 4:1 gegen 1860 München gewonnen hatte. Also erneut mit Klaus für den verletzten Schröck im rechten Mittelfeld.

Dortmund wieder mit Bender in der Startelf. Gündogan muss dafür zunächst auf die Bank.

17.: Kagawa auf Großkreutz, der den Ball Lewandowski in den Lauf spitzelt. Der zögert einen Tick zu lange vor Grün, Kleine rettet zur Ecke.

31.: Flanke Bender auf den zweiten Pfosten. Großkreutz legt per Kopf zur Mitte. Kagawa steht da am Fünfer komplett frei, köpft den Ball aber überhastet aus vier Metern drüber.

36.: Kuba flankt von rechts flach zur Mitte. Kagawa lässt durch, Lewandowski scheint überrascht. Der Pole schließt nicht sofort ab und vertändelt den Ball dann am Fünfer.

56.: Lewandowski dreht sich geschmeidig um Nehrig und flankt dann von rechts an den Fünfer zurück. Großkreutz bekommt den Kopfball, scheitert aber aus fünf Metern am stark haltenden Grün.

58.: Konter BVB. Kuba flankt auf Großkreutz, der auf Kagawa zurücklegt. Der Japaner trifft den Ball mit links nicht richtig und verzieht knapp.

60.: Schmidtgal flankt von links an den Elfmeterpunkt. Hummels nicht nah genug bei Occean, der das Tor per Kopf aber um einen Meter verfehlt.

73.: Dicker Bock von Kleine, der Großkreutz den Ball am Sechzehner förmlich auf den Schlappen köpft. Großkreutz aus 15 Metern, knapp drüber.

78.: Schmelzer lässt Nehrig zu viel Platz. Dessen Flanke köpft Occean von Subotic bedrängt knapp drüber.

96.: Schmidtgal zieht einen Freistoß von rechts scharf aufs Tor. Weidenfeller fliegt durch die Gegend, am langen Pfosten verpasst Occean aber hauchdünn.

111.: Prib setzt sich links durch, bedient Occean in der Mitte. Der braucht etwas zu lange und knallt dann aus acht Metern weit drüber.

117.: Kehl legt ab auf Barrios, der weiter zu Kuba spitzelt. Der Pole zielt aus der Drehung aber zwei Meter zu hoch.

118.: Kurioser Wechsel bei Fürth: Torhüter Grün geht runter. Elfmeterkiller und -spezialist Fejzic geht ins Tor.

120., 0:1, Gündogan: Gündogan kommt irgendwie am Sechzehner zum Schuss. Mit der Pieke zieht er ab. Der Ball prallt an den linken Pfosten, von dort Fejzic an die Schulter und vom Keeper ins Tor. Erster Ballkontakt von Fejzic...

Fazit: Schmeichelhafter Sieg für den BVB, der Mitte der zweiten Halbzeit immer mehr abbaute und am Ende durch eine Glücksaktion weiterkam.

Der Star des Spiels: Sercan Sararer machte auf dem Flügel ein tolles Spiel, war stark im Passspiel und im Dribbling, ging 120 Minuten volles Tempo. Dazu dämmte er Piszczek und Schmelzer in deren Offensivdrang nahezu komplett ein.

Der Flop des Spiels: Christopher Nöthe war komplett abgemeldet und förmlich unsichtbar. Hatte kaum Ballkontakte, keine Torszene, war im Gegensatz zu Sturmpartner Occean auch nicht ins eigene Spiel eingebunden.

Der Schiedsrichter: Florian Meyer mit einer gewohnt sachlichen Leistung und ohne gravierende Fehler. Pfiff Dortmund einen einmal tollen Vorteil weg (36.) und war etwas schnell mit Gelben Karten zur Hand.

Analyse: Fürth begegnete dem deutschen Meister in den ersten 15 Minuten auf Augenhöhe. Die Gastgeber schoben mit der Viererkette sehr weit nach vorne und machten das Spielfeld für den BVB so extrem klein.

Dortmund hatte in der Anfangsphase zu viele technische Fehler und fand erst nach 20 Minuten besser zu seinem Spiel. Bis zur Pause hatte der BVB fast zwei Drittel Ballbesitz und auch zwei dicke Chancen.

Fürth kam offensiv gar nicht zum Zug, weil zwischen den beiden Spitzen und dem Rest der Mannschaft immer wieder ein viel zu großes Loch klaffte und der BVB vor dem eigenen Tor dadurch stets klar in der Überzahl war. Fürth kam so zum keinem einzigen Torschuss.

Nach dem Wechsel änderte sich am Gesamtbild zunächst kaum etwas. Der BVB kontrollierte das Spiel und hatte die Chancen, scheiterte aber einmal mehr an einer ungenügenden Verwertung der Möglichkeiten. Mitte der zweiten Halbzeit hing Dortmund dann plötzlich durch, Fürth traute sich mehr zu.

Von da an war es ein ausgeglichenes Spiel, in dem Fürth sogar die leicht bestimmende Mannschaft war. Dortmund wirkte überraschend früh etwas müde.

In der Verlängerung blieb Fürth frischer und kombinierte flüssiger nach vorne, der BVB kam bis auf die letzte Aktion des Spiels überhaupt nicht mehr richtig gefährlich vor's Tor. Dann kam Gündogan und Ersatzkeeper Fejzic' Schulter...

Fürth - Dortmund: Daten und Fakten

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