Club-Fans vergällen Fürth die Freude am Triumph

SID
Fans des 1. FC Nürnberg drangen nach der Derby-Niederlage in den Innenraum ein
© spox

Mit dem 72. Sieg im 254. Lokalderby gegen den 1. FC Nürnberg erreichte die SpVgg Greuther Fürth das Viertelfinale im DFB-Pokal. Ein Fürther erklärte sich danach zur Legende, Trainer Mike Büskens dagegen war erst mal traurig. Zudem gab es nach Ausschreitungen sieben Verletzte.

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Mike Büskens hätte über die bemerkenswerte Woche von Edgar Prib reden können, über jenen jungen Mann, der sich nach seinem Siegtreffer im 254. fränkischen Derby beim 1. FC Nürnberg in aller Bescheidenheit den Status einer Legende zusprach.

Büskens hätte erwähnen können, dass es der SpVgg Greuther Fürth, deren Trainer er ist, trotz einer Gelb-Roten Karte gegen Bernd Nehrig (66.) doch erstaunlich problemlos gelungen war, das Viertelfinale im DFB-Pokal zu erreichen.

Doch Mike Büskens, der sich selbst einen "Fußball-Romantiker" nennt, wurde nach dem bemerkenswerten 1:0 (1:0) des Zweitligisten beim Erstligisten erst mal von Szenen umgetrieben, die sich nach dem Schlusspfiff ereignet hatten.

Ultras stürmen Innenraum

Büskens und seine glückseligen Spieler feierten gerade mit ihren knapp 5000 Anhängern im südöstlichen Eck des Nürnberger Stadions, als von links eine schwarze Wand auf sie zukam - etwa 150 Ultras des Club hatten es in den Innenraum geschafft, nun hetzten sie auf den Block zu, in dem die Treuesten aus Fürth standen.

Die Sache lief noch glimpflich ab, nach einer Minute war der Spuk vorbei. Nach Angaben der Polizei vier der zunächst völlig überforderten Ordner "vermutlich durch Stöße und Tritte" leicht verletzt. Letztlich waren es sieben Menschen, die dabei verletzt wurden. Ein Nürnberger Rowdy konnte später festgenommen werden. Er wurde wegen Körperverletzung angezeigt. Ein Sprecher der Nürnberger Polizei nannte die Vorfälle einen "Wermutstropfen".

Der Großteil der Randalierer war über die sogenannten Paniktore in den Innenraum des mit einer Laufbahn ausgestatteten Nürnberger Stadions gelangt. Elke Schönwald, Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, bestätigte dem "SID", dass diese Paniktore von Club-Ultras, die zunächst über den Zaun geklettert waren, geöffnet worden waren: "Davon ist nach den bisherigen Erkenntnissen auszugehen", sagte sie am Mittwochmittag.

Büskens: "Beängstigend"

Inzwischen hat der Kontrollausschuss des DFB ein Ermittlungsverfahren gegen den 1. FC Nürnberg eingeleitet. Dies bestätigte der stellvertretende Mediendirektor Jens Grittner dem "Sport-Informations-Dienst".

Büskens brachte seine Betroffenheit zum Ausdruck, noch ehe er über das Spiel sprach. "Ich finde das beängstigend", sagte er, "solche Szenen haben wir in den letzten Monaten zuhauf gesehen." Das sei "nicht mein Verständnis von Fußball", es mache ihn "traurig, was sich im deutschen Fußball abspielt." Das, betonte der 43-Jährige, müsse er mal loswerden, "bei aller Freude über den Sieg."

Edgar Prib der Held des Tages

Diesen Sieg, den 72. für das "Kleeblatt" gegen den Club, ermöglichte unter anderem ein Mann, der acht Tage zuvor nationale Berühmtheit erlangt hatte - für einen Treffer, den er nicht erzielte.

Am Montag der vergangenen Woche stiefelte Edgar Prib im Spitzenspiel der 2. Bundesliga den Ball völlig unbedrängt an den Pfosten des leeren Tores von Eintracht Frankfurt. Mehr als eine Million Mal ist dieser schier unglaubliche Schuss des 22 Jahre alten "Vollpfostens" ("Nürnberger Zeitung") seitdem allein bei YouTube aufgerufen worden.

Diesmal wirkte Prib wie von Glückshormonen geflutet. Das Gefühl, nach dem Missgeschick in Frankfurt ausgerechnet im Derby den Siegtreffer (15.) erzielt zu haben, "das war einfach unglaublich, ein wunderbares Gefühl, so etwas erlebt man nicht jeden Tag", sagte er.

Prib: "So entstehen Legenden"

Dieses Tor, selbstverständlich das "wichtigste meiner Karriere", wird ihn zumindest regional zur Berühmtheit machen. "Sich in so einem traditionsreichen Spiel in die Legendenliste einzutragen, ist schon etwas Besonderes", sagte Prib: "So entstehen Legenden."

Prib war dank seines Treffers schließlich der herausragende Spieler einer Fürther Mannschaft, die, wie der Torschütze bestätigte, "einfach geil war aufs Derby". Der Tabellenzweite der 2. Bundesliga war weitaus engagierter, insgesamt spielerisch besser und hätte nach der ersten Halbzeit noch höher führen können.

Auch nach der Pause und nach dem Platzverweis von Nehrig "haben wir keinerlei Schwäche gezeigt", betonte Büskens, der Vorsprung sei gegen einen anrennenden Club "mit sehr viel Leidenschaft und Herzblut verteidigt" worden.

Hecking: "Nicht zwingend genug"

In der Tat benötigten die Nürnberger nach einer prima Gelegenheit zum Führungstreffer durch Tomas Pekhart schon in der 2. Minute weitere 48 Minuten, um wenigstens einen Eckball ausführen zu dürfen.

Der Club rannte, drückte und schlug Ball um Ball in den Fürther Strafraum, drei-, viermal hätte daraus auch etwas werden können, aber alles in allem, sagte Trainer Dieter Hecking, "waren wir nicht zwingend genug." Und den Treffer von Philipp Wollscheid (80.) wollte Schiedsrichter Knut Kircher (Rottenburg) wegen Foulspiels nicht anerkennen.

Nürnberg - Fürth: Daten und Fakten

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