Elfmeterkrimi: Dortmund im Viertelfinale

Von Stefan Moser / Eugen Epp
Jakub Blaszczykowski (l.) und Johannes van den Bergh im spektakulären Luftkampf
© Getty

Fortuna Düsseldorf verpasst die Sensation, Borussia Dortmund steht im Viertelfinale des DFB-Pokals! Nach großem Kampf gewann der deutsche Meister am Mittwoch seine Achtelfinal-Partie beim Tabellenführer der 2. Liga mit 5:4 im Elfmeterschießen.

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Vor 54.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Düsseldorf hatte Borussia Dortmund große Mühe gegen die leidenschaftliche und mutige Fortuna. Zumal Patrick Owomoyela bereits nach 35 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde.

Seinen dramatischen Höhepunkt aber fand der intensive und unterhaltsame Pokalfight nach torlosen 120 Minuten erst im Elfmeterschießen. Dort hielt BVB-Torhüter Roman Weidenfeller den entscheidenden Elfmeter gegen Thomas Bröker.

Beim Elfmeterschießen machte auch Schiedsrichter Manuel Gräfe auf sich aufmerksam, als er gleich zwei Elfmeter nacheinander wiederholen ließ. Zuerst musste Jakub Blaszczykowski einen verwandelten Elfmeter nochmals ausführen, weil Gräfe den Ball noch nicht freigegeben hatte. Unmittelbar danach durfte Andreas Lambertz einen bereits verschossenen Elfmeter wiederholen und traf dann im zweiten Versuch.

Am Ende gewinnt Dortmund im vierten Anlauf zum ersten Mal ein Pokalspiel in Düsseldorf und zieht ins Viertelfinale ein.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Die Jungs sind unglaublich. Es war unglaublich, was die Mannschaft geleistet hat. Über die Einstellung brauchen wir nicht zu reden - du bekommst so früh die Rote Karte, alles läuft gegen dich und du kämpfst dir so einen zurecht, das ist einfach unfassbar! Alle gehen auf dem Zahnfleisch, ich weiß nicht, was wir für Verhärtungen und Zerrungen haben. Und dann auch noch diese Entscheidungen beim Elfmeterschießen: Damit auch noch richtig umzugehen, ist verrückt. Ein unglaublicher Abschluss für dieses Jahr! Auch was unsere beiden Innenverteidiger, Kevin Großkreutz und Mats Hummels heute gespielt haben: Hut ab!"

Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Es waren zu viele Provokationen, man kann sich auch mal auf dem Platz zusammenreißen. Rösler war bei den ersten sieben Entscheidungen gegen Düsseldorf jedes Mal beim Schiedsrichter. Irgendwann ist auch mal gut. Bayern und wir sind zusammen mit dem Sieger von Gladbach - Schalke der Favorit im Pokal."

Michael Ratajczak (Fortuna Düsseldorf): "Man bereitet sich auf so ein Spiel vor und will natürlich jeden Ball fangen und auch kein Gegentor kassieren. Natürlich macht man sich am Ende ein paar Gedanken zum Elfmeterschießen, aber heute hat es leider nicht gereicht."

Andreas Lambertz (Fortuna Düsseldorf): "Das Spiel war richtig hart und richtig anstrengend. Das werden wir noch ein paar Tage in den Knochen haben."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund mit Personalproblemen in der Viererkette. Santana ist verletzt, dafür muss Owomoyela in der Innenverteidigung aushelfen. Auch Schmelzer fehlt, Löwe ersetzt ihn links hinten. Dazu musste Kagawa noch kurz vor der Partie wegen Magenproblemen passen, für ihn kommt Barrios ins Team.

Fortuna Düsseldorf dagegen läuft in Bestbesetzung auf, auch die fraglichen Ratajczak und Langeneke können im Spiel des Jahres auflaufen.

9.: Erste Chance für Dortmund: Löwe flankt von links auf den langen Pfosten. Kuba steigt am Fünfer hoch, bringt aber keinen Druck hinter den Kopfball. Ratajczak packt sicher zu.

26.: Lewandowski zieht überraschend aus gut 25 Metern ab. Nimmt den Ball aus der Luft - Vollspann auf die rechte Ecke. Aber Ratajczak macht sich lang und rettet zur Ecke.

29.: Rösler bekommt zu viel Platz und passt direkt auf Beister am linken Strafraumeck. Schuss mit rechts, doch der Ball geht knapp über den Kasten.

35.: Gelb-Rot für Owomoyela (BVB): Nur acht Minuten nach der ersten Verwarnung (taktisches Foul) kommt Owomoyela kurz vor dem Sechzehner gegen Rösler deutlich zu spät. Klare Gelb-Rote Karte.

36.: Der folgende Freistoß aus 20 Metern halblinks: Rösler mit einem starken Flachschuss aufs kurze Eck. Weidenfeller hat alle Mühe, klärt aber.

50.: Rösler bekommt den Ball herrlich in den Lauf gespielt und kommt aus spitzem Winkel nahezu unbedrängt zum Kopfball. Knapp über das Tor.

51.: Fink setzt sich links durch und marschiert zur Grundlinie. Sein Pass landet bei Beister, der aus 16 Metern abzieht. Weidenfeller ist in der Ecke und hält.

57.: Beister holt sich aggressiv den Ball gegen Großkreutz, spielt ihn sofort rechts raus auf den durchstartenden Rösler. Der ist im Strafraum, macht es gefühlvoll mit einem Lupfer - knapp am Tor vorbei!

92.: Levels setzt sich gegen Großkreutz durch, flankt prima von links. Den Kopfball von Rösler aus acht Metern lenkt Weidenfeller mit einer Hand über die Latte.

98.: Dum flankt von links, Piszczek segelt in die Flugkurve und köpft aufs eigene Tor - Weidenfeller bewahrt seinen Kollegen mit einem Reflex vor einem Eigentor!

Elfmeterschießen: 1:0 Jovanovic, 1:1 Hummels, 2:1 Langeneke, 2:2 Kuba, 3:2 Lambertz, 3:3 Kehl, Weidenfeller hält gegen Bröker, 3:4 Gündogan, 4:4 Rösler, 4:5 Perisic.

Fazit: Ein klassischer Pokalfight! Dortmund gewinnt glücklich, aber nicht unverdient. Die Komplimente aber gehen auch nach Düsseldorf.

Der Star des Spiels: Sascha Rösler. Der 34-Jährige steht stellvertretend für den Mut und die Leidenschaft, mit der sich Düsseldorf gegen den deutschen Meister wehrte. Überzeugte mit Spielfreude, Laufbereitschaft und Selbstbewusstsein. Gewann bärenstarke 75 Prozent seiner Zweikämpfe und war in den regulären 90 Minuten an neun von 15 Torschüssen beteiligt. Aus Dortmunder Sicht war Roman Weidenfeller mit dem gehaltenen Elfmeter der Matchwinner der Partie.

Der Flop des Spiels: Lucas Barrios. Rutschte durch die Magenprobleme von Shinji Kagawa erst kurzfristig in die Startelf, begann eigentlich auch ordentlich, verlor nach gut zehn Minuten aber komplett den Faden. Bewegte sich schlecht, fand keine Räume als Anspielstation, sah im Duell gegen Assani Lukimya kein Land und konnte in die Spitze die Bälle nicht halten. Sorgte somit in Unterzahl auch kaum für Entlastung und wurde nach 75. Minuten ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Hatte das intensive und phasenweise durchaus schwierige Spiel sehr gut im Griff. Lag bei den wesentlichen Entscheidungen richtig, zeigte gutes Gespür für persönliche Strafen und eine angenehme Zurückhaltung in der Körpersprache. Die Wiederholungen im Elfmeterschießen waren kleinlich, aber regelkonform.

Analyse: Dortmund nahm die Favoritenrolle an, dominierte früh das Spiel und versuchte, die zwei eng stehenden Viererketten der Hausherren vor allem über die Außen zu knacken. Häufige Seitenwechsel und der agile Löwe über links sorgten dabei auch immer wieder für gefährliche Szenen.

Düsseldorf verteidigte diszipliniert und kompakt, spielte die Kontergelegenheiten aber selbstbewusst und aggressiv aus und bot damit eine offene und temporeiche Anfangsphase.

Nach gut 20 Minuten bekam die Fortuna sogar ein leichtes Übergewicht in den Zweikämpfen und kam häufiger selbst zum Abschluss, während der BVB zuerst Biss und Präzision - und schließlich auch Owomoyela (Gelb-Rot) - verlor.

In der Pause reagierte Klopp auf die Unterzahl, indem er hinten auf eine Dreierkette umstellte. Damit hatte Dortmund zwar wieder einen Mann mehr im Mittelfeld, doch Düsseldorf blieb aggressiver, strukturierter und vor allem gefährlicher: Fünf zu Null Torschüsse in der Viertelstunde nach dem Seitenwechsel.

Erst nach gut einer Stunde kam der BVB mit viel Einsatz und Leidenschaft zurück, die Partie wurde allerdings hektisch und zerfahren. Es entwickelte sich ein klassischer Pokalfight, der aber ohne weitere Torszenen in die Verlängerung ging.

Auch dort blieb das Spiel extrem intensiv und offen: Erst drückte Düsseldorf, dann der BVB, beiden aber fehlte nach einem kräftezehrenden Kampf die Konzentration für die finale Aktion.

Im Elfmeterschießen hielt der starke Weidenfeller schließlich den entscheidenden Elfmeter. Damit steht Dortmund glücklich, aber nicht unverdient im Viertelfinale.

Düsseldorf - Dortmund: Daten und Fakten

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