Eintracht Frankfurt steht nach Sieg auf Schalke im Pokalfinale: Das Wie ist völlig egal

Die Spieler von Eintracht Frankfurt feierten nach dem gewonnenen Pokalhalbfinale ekstatisch.
© getty

Eintracht Frankfurt hat der Drucksituation rund um die Kovac-Querelen standgehalten und steht zum zweiten Mal in Folge im DFB-Pokalfinale. Spieler und Verantwortliche beschwören den Geist der Eintracht und loben die Fans. Trotz der scheinbar unmöglichen Aufgabe gegen Kovacs künftigen Arbeitgeber FC Bayern im Finale sind Spieler und Verantwortliche zuversichtlich, den Pokal diesmal nach Frankfurt holen zu können. Wie der 1:0-Sieg beim FC Schalke 04 zustande kam, ist unter dem Strich irrelevant.

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Der Abpfiff sorgt für die Eruption. Spieler lassen sich auf den Rasen fallen, gehen auf die Knie, ballen die Fäuste. Trainer, Betreuer und Auswechselspieler rennen im Vollsprint auf den Platz. Im Gästeblock spielen sich ekstatische Szenen ab.

"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", schmettern die Frankfurter Fans minutenlang durch die Arena auf Schalke. Es sind pure Emotionen, als es feststeht: Die Eintracht steht zum zweiten Mal in Folge im DFB-Pokalfinale in Berlin.

"Heute hat man den Verein Eintracht Frankfurt gesehen", schwärmte Niko Kovac etwa eine halbe Stunde später auf der Pressekonferenz im Bauch der Arena: "Vom Präsidenten, über den Vorstand, über das Team zu den Fans. Das war der absolute Wahnsinn. Was das Team aus sich herausgeholt hat, unterstreicht dessen unglaubliche Moral. Wir stehen jetzt zum zweiten Mal in Folge im Finale. Was dieses Team geleistet hat, dafür hätten sie eigentlich einen Nobelpreis verdient."

Erleichterung für Niko Kovac und Eintracht Frankfurt

Dem Noch-Trainer der Eintracht stand in diesem Moment so vieles ins Gesicht geschrieben. Der Druck vor dem Halbfinale beim FC Schalke 04 war aufgrund der jüngsten Ereignisse immens. Durch die dubiose Zeitlinie, die Kovac bezüglich seines bevorstehenden Wechsels zum FC Bayern München kommunizierte, litten seine Glaubwürdigkeit und die Sympathiewerte enorm.

Sogar Spekulationen, die Eintracht könne sich im Fall eines Ausscheidens im Pokalhalbfinale vorzeitig von Kovac trennen, waren hochgekocht.

Russ über Frankfurt: "Wir sind ein eingeschworener Sauhaufen"

"Es ist so, dass wir das nicht ausblenden können. Jeder von uns hat ein iPhone, jeder nutzt Medien. Natürlich bekommt man das eine oder andere mit", gab Marco Russ nach dem Sieg in der Mixed Zone der Arena zu: "Aber wir sind so ein eingeschworener Sauhaufen. Wenn es ins Training und in die Spiele geht, ist es uns Latte. Wir hatten ein Ziel mit dem Trainer, mit den Betreuern, mit dem Busfahrer, mit allen: Wir wollten nach Berlin. Das haben wir geschafft."

Geschafft. Berlin. Nach dem Wie fragte im Eintracht-Lager später niemand mehr. Es war völlig egal. Und diese Irgendwie-Rückkehr ins Pokalfinale hatte Methode. Bereits im Vorfeld hatte Kovac gesagt: "Mich interessiert nicht, wie wir weiterkommen. Und sei es mit Betonfußball. Hauptsache, wir kommen ins Finale. Nur das zählt."

Eintracht-Weg ins Finale war schmutzig

Tatsächlich war der Weg ins Finale schmutzig. In einer lange ereignisarmen Partie standen beide Mannschaften tief, hatten Angst davor, den ersten Fehler zu machen und dann gegen ein stabiles Defensivbollwerk anlaufen zu müssen. Am Ende war die Partie "kein Schmankerl" (Christian Heidel), die 18 Torschüsse sind Negativrekord in dieser Pokalsaison.

Statt Torraumszenen gab es harte Zweikämpfe, Diskussionen und ohrenbetäubende Lautstärke. Beide Fanlager verwandelten die Arena in einen Hexenkessel. Es war kein Leckerbissen, aber eine Pokalschlacht.

Während sich Schalke in der zweiten Halbzeit zahlreiche Torchancen erspielte, jedoch immer wieder am starken Lukas Hradecky scheiterte, ging die Eintracht durch ein kurioses Tor in Führung: Nach einer Ecke von Jonathan de Guzman beförderte Luka Jovic den Ball mit der Hacke ins Tor. Irgendwie. "Wenn er den so gewollt hat, Hut ab", sagte Schalkes Heidel später. Die Partie schien so ein krummes Ding zu brauchen, um einen Sieger zu ermitteln.

Schiedsrichterpech für den FC Schalke 04

Der fade Beigeschmack dabei: Vor dem Eckstoß hatte Frankfurts Marco Fabian seinen Gegenspieler Benjamin Stambouli gefoult. Es hätte Freistoß für Schalke statt Ecke für die Eintracht geben müssen.

Doch Schalke steckte nicht auf. In Überzahl (nach der berechtigten Roten Karte gegen den eben erst eingewechselten Gelson Fernandes) drückten die Königsblauen auf den Ausgleich. In der Nachspielzeit eskalierte das Schiedsrichterpech aus Schalker Sicht schließlich.

Robert Hartmann nahm den späten Ausgleichstreffer von Franco Di Santo wegen eines angeblichen Handspiels zurück. Eine Fehlentscheidung, bei der der Videoassistent nicht eingreifen durfte, weil der Schiedsrichter bereits abgepfiffen hatte, bevor der Ball im Netz war. Ergo war es kein Tor, also durfte die Situation nicht untersucht werden.

Die Beschwerden der Schalker blieben ohne Ertrag. Der Pfiff war zwar falsch, doch er war da. Tatsachenentscheidung. Blöd gelaufen.

Eintracht Frankfurt holt sich Glück beim Fußballgott zurück

Die Eintracht holte sich beim Fußballgott eine dicke Portion eben jenes Glücks zurück, das ihr in Partien wie gegen den BVB, Werder Bremen oder die TSG Hoffenheim fehlte. Es kam für die Hessen zur rechten Zeit und ermöglichte den achten Pokalfinaleinzug der Vereinsgeschichte. Trotz Verletzungspech, trotz der Kovac-Querelen.

"Es war ein Sieg des Willens. Heute hat man gemerkt, dass sich die Mannschaft von der Stimmung im Umfeld nicht beeinflussen lassen, sondern einfach nach Berlin fahren möchte. Hier auf Schalke zu gewinnen, ist nicht einfach, aber wir haben es uns erarbeitet und letztlich auch verdient", sagte Bruno Hübner.

Der Sportdirektor stellte insbesondere den Support der Fans heraus: "Es ist Wahnsinn. Die Unterstützung war einfach hervorragend heute. Wenn man sich dann noch ausrechnet, was unsere Fans in Berlin machen werden, hat man jetzt schon wieder Gänsehaut."

Letztes Kovac-Spiel als Eintracht-Trainer gegen FC Bayern

Die Abschiedstournee von Kovac und Hradecky, dessen Abgang Fredi Bobic am Mittwoch offiziell bestätigte, geht also in eine Ehrenrunde.

Und als wäre das Drehbuch rund um den Noch-Trainer nicht schon wild genug, wird Kovac sein letztes Spiel als Eintracht-Trainer am 19. Mai gegen seinen künftigen Arbeitgeber, den FC Bayern, coachen. "Da kann er gleich mal zeigen, was er draufhat", sagte Hübner mit einem Grinsen. "Auch wenn es gegen seine zukünftige Mannschaft geht, bin ich sicher, er will gewinnen", stimmte Hradecky zu.

Eintrachts Hübner: FC Bayern ein "übermächtiger Gegner"

Doch unabhängig von dem Ausgerechnet-Charakter des Endspiels zeigten die Frankfurter großen Respekt vor der sportlichen Aufgabe: "Wir treffen auf einen übermächtigen Gegner, aber in einem Spiel ist immer alles drin. Wir waren letztes Jahr gegen Dortmund schon nah dran. Dieses Jahr wollen wir den Pokal gewinnen." Die Worte von Hübner stehen stellvertretend für den einhelligen Frankfurter Sprech an diesem Abend.

Zu diesem Sprech gehörte auch, erst einmal nicht auf das Duell mit den Überbayern zu blicken. Stattdessen wolle man den "Abend genießen" (Kovac).

Die Frankfurter Fans taten dies schon über die 98 Minuten und umso mehr beim ekstatischen Jubel nach dem Abpfiff. Die Eruption eines Vulkans, der zuletzt bedrohlich gebrodelt hatte. Im Revier ging an diesem Abend noch der eine oder andere Liter über die Theken.

Feuchtfröhlich wurde es auch in der Eintracht-Kabine. Auf die Frage, ob das Team den Erfolg mit Wasser oder Äppler begießen werde, grinste Marco Russ und sagte: "Ich denke Bier. Lukas ist ja eben schon im Vollsprint rein. Ich denke, dass er schon auf einem Kasten sitzt."

Eintracht Frankfurt: Das Restprogramm im Überblick

WettbewerbHeim/AuswärtsDatumAnstoßGegner
BundesligaH21.04.15.30 UhrHertha BSC
BundesligaA28.04.15.30 UhrFC Bayern München
BundesligaH05.05.15.30 UhrHamburger SV
BundesligaA12.05.15.30 UhrSchalke 04
DFB-PokalN19.05.20.00 UhrFC Bayern München
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