Deshalb steht es 3:3

Klopp oder Pep - wer der beiden Taktik-Füchse darf den Pott mit nach Hause nehmen?
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12. April 2014, 30. Spieltag

Bayern München - Borussia Dortmund 0:3 (0:1)

Die Aufstellung:

Die Münchner traten trotz der schon entschiedenen Meisterschaft in Bestbesetzung an. Nur Müller und Jerome Boateng mussten auf die Bank, für den Innenverteidiger rückte Martinez an die Seite von Dante. Guardiola trat im 4-2-3-1 an, wobei Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger die Doppelsechs bildeten und Götze als Zehner ran durfte.

Starker BVB siegt bei den Bayern - hier geht's zur Analyse!

Klopp wartete mit einer echten Überraschung auf: Lewandowski stand nicht in der Startelf, auf dem Papier übernahm Pierre-Emerick Aubameyang die Rolle in vorderster Front. Mit ihm bildeten Reus, Jonas Hofmann und Mkhitaryan die enorm schnelle Offensive. Im Gegensatz zum Hinspiel war mit Mats Hummels der Abwehrchef wieder an Bord.

Das Spiel:

Was der BVB an diesem Tag in Sachen Gegenpressing spielte, war schlicht und einfach Weltklasse. Die Gäste störten die Münchner so aggressiv und früh wie noch keine andere Mannschaft in der Allianz Arena - und zogen dem träge agierenden Meister damit den Zahn.

Nuri Sahins durchschnittliche Position gegen Bayern: Trotz des Auswärtsspiels beim Rekordmeister verteidigte der BVB ungemein hoch. Die Heatmap des Deutsch-Türken steht stellvertretend dafür: Der nominelle Sechser hielt sich fast durchgehend auf Höhe der Mittellinie auf.

Dabei war die Rollenverteilung in der Arbeit gegen den Ball ganz klar verteilt: Hofmann lief aus dem Mittelfeld an, wenn Dante an den Ball kam und setzte den Brasilianer nicht nur unter Druck, sondern stellte in seinem Schatten auch die Passwege nach außen zu Alaba und Ribery zu. Reus war im Zentrum stetiger Begleiter von Lahm und störte selbst die Innenverteidigung.

Die Sechser Sebastian Kehl und Nuri Sahin schlossen im Rücken der Offensivreihe die Lücken perfekt und schoben hoch nach vorne, so dass das System vom 4-2-3-1 zu einem 4-1-3-2 mutierte - mit Kehl als tiefstem Mittelfeldspieler. Trotz der abkippenden Sechser und einrückenden Außenverteidiger hatten die Bayern in Ballnähe so keine personelle Überzahl.

Der Aktionsradius des BVB gegen Bayern: Nimmt man das tatsächlich gespielte System des BVB, zeigt sich schnell, dass Sahin auf einer Linie mit Mkhitaryan und Hofmann verteidigte, um das Mittelfeld dicht zu machen. Kehl agierte quasi als alleiniger Sechser.

Der BVB machte das Zentrum dicht und hinderte den Rekordmeister daran, sein Kurzpassspiel aufzuziehen. Das half zum einen, die Münchner Ballzirkulation aus der eigenen Hälfte zu verbannen, zum anderen war der Weg zum Tor nach einem Ballgewinn nicht mehr weit. Die Bayern waren in der eigenen Hälfte isoliert und schafften es selten, direkte Angriffe zu fahren.

Die Pässe von Robben und Ribery: Kein Durchkommen gab's für die bayerische Flügelzange. Fast alle Pässe des Niederländers und des Franzosen gingen die Außenlinie entlang nach hinten oder kurz zur Mitte. Zur Grundlinie kamen die Offensivakteure quasi nicht durch.

"Wenn du gegen Bayern spielst, ist es schwer, in einem 4-2-3-1 zu bleiben, weil du vorne - gegen Dante oder Boateng - die Passwege zustellen musst. Da muss die ganze Mannschaft vorrücken", sagte Reus dem "Kicker" und beschrieb den einen Schlüssel zum Erfolg. "Nur so kannst du gegen sie bestehen. Wenn du dich hinten reinstellst, dann kriegst du irgendwann ein Tor."

Der andere Faktor war die Eiseskälte beim Torabschluss. Verzweifelten die Borussen in der Hinrunde lange Zeit an ihrer Chancenverwertung, so brachte Mkhitaryan die Borussen mit der ersten guten Chance in Front (20.). Reus und Hofmann sorgten kurz nach der Pause (49./56.) für die Vorentscheidung. Die Bayern fanden an diesem Tag keine Mittel gegen die schwarzgelbe Pressingmaschine, zu allem Überfluss leistete sich Rafinha eine Tätlichkeit und flog in der Nachspielzeit vom Platz.

Szene des Spiels:

Das 0:1 mit der ersten Chance der Gäste, dann die verletzungsbedingte Auswechslung von Manuel Neuer - an diesem Tag lief vieles gegen die Bayern. Trotzdem hatten sich die Münchner "in der Halbzeit für die zweiten 45 Minuten einiges vorgenommen", so Thomas Müller nach dem Spiel. "Dann kommst du raus und kriegst sofort das 0:2 nach einem Konter. Damit war das Spiel vom Kopf her durch."

In der Tat war Reus' Treffer nur vier Minuten nach Wiederanpfiff nicht nur die Vorentscheidung, sondern auch die Demonstration der Konterstärke der Borussia. Franck Ribery vertändelte den Ball nach einer Ecke und der Gegenangriff rollte. Mkhitaryan mit einem 50-Meter-Sprint und dem Pass auf den noch schnelleren Aubameyang, der in der Mitte den freien Reus bediente - ein Konter wie aus dem Lehrbuch.

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