Erst zäh, dann Matchwinner

Von Für SPOX im Olympiastadion: Fatih Demireli
Der Ex-Stuttgarter erzielte im Pokalfinale die Treffer zum 2:0 und 3:0 für den FC Bayern
© getty

Mario Gomez stand etwas überraschend in der Startelf des FC Bayern im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart. Beim 3:2 war Gomez als Doppel-Torschütze maßgeblich am Erfolg und an der Verkündung des Triple beteiligt. Dabei begann der Abend für den Angreifer bei Weitem nicht so erfolgsversprechend, wie es zunächst aussah.

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Für ein paar Sekunden war es nicht das Olympiastadion Berlin, sondern das Metalist-Stadion in Charkow. Der Gegner hieß nicht VfB Stuttgart, sondern Niederlande und Mario Gomez spielte nicht für den FC Bayern, sondern für die deutsche Nationalmannschaft. Für ein paar Momente war es nicht das DFB-Pokalfinale, sondern das Auftaktspiel zur EURO 2012. Gomez versetzte sich und alles um sich herum an einen anderen Schauplatz, an einen anderen Zeitpunkt.

Nach Zuspiel Arjen Robbens von der rechten Seite nahm er den Ball perfekt mit, legte sich ihn quasi in den eigenen Laufweg, um in eine optimale Schussposition zu gelangen. Damals war es Bastian Schweinsteiger, der den Ball rechts Gomez zuspielte. Wieder legte sich Gomez den Ball perfekt selbst vor, um dann trocken abzuschließen und Deutschland in Führung zu schießen. Diesmal schloss Gomez wieder so ab, dass es hohes Tor-Potenzial hatte. Allerdings setzte Stuttgarts Antonio Rüdiger zum noch besseren Tackling an, um gerade noch zur Ecke zu blocken.

Die unverhoffte Chance

Es war die beste Szene des Mario Gomez in diesem 70. DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart, das der FC Bayern mit 3:2 (1:0) gewann. Dass Gomez zu einem der Hauptdarsteller des Abends wurde, kam wohl auch für den 27-Jährigen etwas unverhofft. Jupp Heynckes gab Gomez einen Startelf-Platz - Mario Mandzukic saß dafür draußen.

Rein spekulativ: Es könnte das letzte Spiel für Gomez im Trikot des FC Bayern gewesen sein, wenn man die letzten Monate Revue passieren lässt und die Szenarien, in denen auch Robert Lewandowski eine Rolle spielen, durchspielt. Das Fazit am Ende des Abends: Zäh begonnen, erfolgreich beendet.

Gomez benötigte einen immensen Anlauf. Wer konnte es ihm verdenken, machte er sein letztes Spiel über eine nennenswerte Distanz fast vor einem Monat beim 1:1 in Dortmund, als Gomez 66 Minuten spielen durfte. Danach war Vorbereitung und Durchführung des Champions-League-Finals angesagt: mit Nebendarsteller Gomez.

Gomez: Opfer der Bayern-Probleme

Die Rolle hatte er auch in Berlin lange inne. Der stark besetzte VfB-Block pfiff bei der Namensnennung besonders laut, dass man fast zwangsläufig darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der Ex-Stuttgarter mit von der Partie ist. Danach war aber erst einmal Ruhe.

14 Minuten dauerte es, bis Gomez ein Teil des bis dahin fahrigen Spektakels wurde. Nach einer Hereingabe von Franck Ribery löste sich Gomez erstmals vom ewigen Begleiter Serdar Tasci, konnte aber den Fuß nicht mehr so drehen, dass es wirklich gefährlich werden konnte.

Es wurde nicht besser für Gomez - eher im Gegenteil. Die bayerische Offensivmaschine funktionierte nicht wie geschmiert, weil die Konzentration zu wünschen übrig ließ und man merkte, dass es trotz Promille-Faktor 0 schon eine Idee braucht, um bissige Stuttgarter zu bespielen. Zu selten kam ein brauchbarer Ball. Als es dann doch mal klappte, sah Gomez nicht gut aus: Wie in der 22. Minute, als Robben einen guten Konter setzte, aber Gomez der Ball versprang. Ebenso in der 25. Minute.

Gomez lamentierte jetzt, war mit sich selbst unzufrieden, wechselte einige laute Worte mit Franck Ribery. In dieser Phase prognostizierten nicht wenige einen Stürmerwechsel zur Halbzeit. Gomez aber hatte noch einen: Die 45. Minute. Als er wie zu besten Zeiten bei der EM eine komplette niederländische Viererkette stehen ließ und sein erstes von zwei Toren schoss. Diesmal verpasste er knapp, aber zwei Tore sollten dann doch noch folgen.

Erst gestochert, dann souverän

Nach dem Wiederanpfiff war Philipp Lahm rechts durch, weil die Stuttgarter nach einem unnötigen Ballverlust nicht auf der Höhe waren und Gomez war nach der Hereingabe des Kapitäns völlig frei: Er stocherte den Ball etwas ungelenk ins Tor, traf erst sein eigenes Bein, dann den Ball.

Jetzt lief es flüssig, Gomez legte wieder nach Angriff über rechts gekonnt für Thomas Müller ab. Eine gute Idee ohne Abschluss. Dieser gelang Gomez in der 61. Minute, als er nach Robben-Vorstoß wieder vor dem leeren Tor stand und diesmal ohne Allüren aus acht Metern sein zweites Tor machte. Der Doppelpack machte Mario Gomez gleichzeitig zum Torschützenkönig des Pokals.

Es war die letzte Szene des Mario Gomez in diesem Spiel. Jupp Heynckes wechselte ihn für Mario Mandzukic aus. War es aber auch die letzte Szene im Trikot des FC Bayern? Gomez wurde mit tosendem Applaus bedacht, der Angreifer applaudierte emsig zurück, wenn er denn gerade nicht umarmt wurde. Erst Müller, dann Schweinsteiger, wieder Applaus für die Fans und wieder eine Umarmung von Robben.

Dann war er raus. Die Bayern-Bank gratulierte zu beiden Toren, natürlich auch Jupp Heynckes. Ihm galt Gomez' Dank: vielleicht für den perfekten Abschied.

FC Bayern - VfB Stuttgart: Daten zum Spiel