Die Antwort kann nur Prävention heißen

Von Jochen Tittmar
Robert Lewandowski hat in insgesamt elf DFB-Pokal-Spielen bislang acht Tore geschossen
© imago

Ginge Robert Lewandowski im Sommer von Borussia Dortmund zum FC Bayern München - beide Teams stehen sich am Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals gegenüber (20.15 Uhr im LIVE-TICKER) - , wäre dies ein herber Schlag für den BVB. Dem polnischen Stürmer bräuchte man jedoch keinerlei Vorwürfe zu machen. Die Westfalen werden in jedem Fall ihre Hausaufgaben gemacht haben.

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Es gab Zeiten, da wurden Aussagen von Robert Lewandowski nur interessiert abgenickt. Aussagen, die mittlerweile ganz Fußball-Europa hoch und runter diskutieren und vor allem in jede erdenkliche Richtung interpretieren würde.

Diese Zeiten liegen lediglich zwölf Monate zurück. Im Februar vergangenen Jahres erschien Lewandowski auf dem Titelbild des "Kicker". "Ich spiele beim Meister. Was soll ich bei Bayern?", stand da unter einem Foto des Polen, beide Arme jubelnd in die Höhe gerissen.

Lewandowski wird beim BVB nicht verlängern

Wenn man nun einmal versucht, die ganze Hektik der vergangenen Wochen rund um die Personalie Lewandowski nüchtern zusammen zu fassen, kommt man nicht umher, dem Dortmunder Stürmer zu attestieren, dass er die rhetorische Frage vom Februar mittlerweile offenbar für sich beantwortet hat.

Eines hat sich in diesem Wust an Gerüchten und Spekulationen nämlich als sicher herauskristallisiert: Lewandowski wird das gut alimentierte Angebot des BVB auf vorzeitige Vertragsverlängerung nicht annehmen. Dazu haben sich die Anzeichen extrem verdichtet, dass er stattdessen den Verein in diesem Sommer verlassen möchte.

Das wäre für den BVB, der die Entscheidungshoheit inne hat, natürlich jammerschade. Schließlich entwickelte sich der Angreifer dort zu einem der besten Vertreter seiner Zunft - europaweit. Lewandowski verkörpert mit seiner physischen Wucht, der ausgereiften Technik und hohen Spielintelligenz die Art Keilstürmer, die bislang am besten zum Dortmunder Offensivfußball passte.

Lewandowski muss sich nichts vorwerfen lassen

Sollte sich Lewandowski in rund vier Monaten andernorts ein neues Trikot überstreifen, muss er sich - das lässt sich schon heute festhalten - allerdings nichts vorwerfen lassen.

Lewandowski schoss die Borussia zum ersten Doublesieg der Vereinsgeschichte, produzierte keine Skandale, verhielt sich immer fair und meckerte auch in der Zeit nie öffentlich, als er noch hinter Lucas Barrios nur Stürmer Nummer zwei war.

Es ist für einen Profifußballer kein Muss, sich mit seinem Arbeitgeber so zu identifizieren, wie es in Dortmund beispielsweise Kevin Großkreutz oder Mats Hummels vorleben.

BVB nähert sich Dunstkreis der Topvereine

Darüber hinaus gehört es zur Natur eines ambitionierten Profis, stets nach Höherem zu streben und die eigene sportliche Entwicklung zum Maximum treiben zu wollen. Lewandowski bildet da keine Ausnahme.

Borussia Dortmunds Auftreten in der diesjährigen Champions-League-Saison trug zwar dazu bei, dass sich der BVB dem Dunstkreis europäischer Topvereine näherte. Zu Klubs wie Manchester United oder dem FC Barcelona fehlt jedoch noch ein gutes Stück.

Aus diesen Gründen erschienen bereits die Wechsel von Nuri Sahin zu Real Madrid und Shinji Kagawa nach Manchester völlig legitim.

Ein Dortmunder für den FCB?

Dass Lewandowski am 1. Juli seinen Dienst bei Bayern München antreten könnte, wie die Gerüchteküche vermuten lässt, gibt der Geschichte aber einen neuen Geschmack.

Der deutsche Rekordmeister gehört zweifelsohne ebenfalls in die Riege der stärksten Vereine Europas. Die Bayern sind der wirtschaftlich bestaufgestellte Klub der Welt, allein daraus resultiert bereits eine ungeheure sportliche Perspektive. Nur ist die Mannschaft des FCB eben in der Bundesliga gemeldet und somit der direkte Konkurrent der Dortmunder.

München versuchte schon in der Vergangenheit, Spieler aus Dortmund für sich zu gewinnen. Hummels, Mario Götze oder Marco Reus schlugen die Offerten jedoch aus. Es scheint, als kokettierten diese Drei - zu einem späteren Zeitpunkt ihrer Karriere - höchstens mit einem Wechsel ins Ausland. Hinzu kommt die Tatsache, dass ihr aktueller Verein in den vergangenen zwei Spielzeiten sportlich besser abschnitt als die Bayern.

"Was kann ich mit Dortmund noch erreichen?"

Dieses Missverhältnis aus Münchner Sicht rücken die Bayern derzeit wieder gerade. Sollte dazu neben dem Triumph im sportlichen Wettkampf auch ein Ausstechen auf personeller Ebene kommen - die Bayern hätten dem Emporkömmling aus Westfalen einen ordentlichen Dämpfer verpasst.

"Was soll ich bei Bayern?", fragte Lewandowski also letzten Februar und schickte die nächste rhetorische Frage, allerdings mit neuem Tenor, kurz nach dem Pokalsieg gleich hinterher: "Wir haben alles geschafft diese Saison. Ich habe mir auch überlegt: Was kann ich mit Dortmund noch erreichen? Schwierig. Erfolg zu bestätigen ist schwieriger, als Erfolg zu haben", zitierte die "Sport Bild" damals den Angreifer.

Seite 2: Wie könnte der BVB auf einen Lewandowski-Abgang reagieren?