Klos: "Ich bin der Inbegriff des Spätstarters"

Von Interview: Timo Schilder
Fabian Klos traf in dieser Saison schon neun Mal für Arminia Bielefeld
© Getty

Arminia Bielefeld spielt in der 3. Liga um den Aufstieg mit - auch, weil Fabian Klos bereits neun Tore geschossen hat. Der zum besten Drittliga-Spieler der vergangenen Saison gewählte Stürmer spricht im Interview vor dem DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen (19 Uhr im LIVE-TICKER) über Vergleiche mit Miroslav Klose, seine Probleme als Fan des FC Bayern München und nennt zwei Vereine, zu denen er sich wohl problemlos einen Wechsel vorstellen könnte.

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SPOX: Erst mit 19 Jahren der Wechsel in die Oberliga, dann mit 21 zum VfL Wolfsburg II in die Regionalliga - würden Sie sich als Spätstarter bezeichnen?

Klos: Auf jeden Fall, ich bin der Inbegriff des Spätstarters. Ich habe ja die ganzen Jahre in der Jugend und auch bis zu den Herren nur auf dem Dorf gespielt. Dass das alles eine solche Entwicklung nimmt, damit konnte ich in keiner Weise rechnen.

SPOX: Dinge wie Jugend-Nationalmannschaften waren für Sie also auch kein Thema?

Klos: Nein, auf gar keinen Fall. Ich habe mal in der Kreisauswahl gespielt. Das war das höchste, was ich geschafft habe.

SPOX: Kam der Wechsel nach Wolfsburg also eher zufällig zustande?

Klos: Genau. Ich bin nach Gifhorn gegangen, weil ich mich sportlich verbessern wollte. Große Ambitionen hatte ich damals aber nicht. Mein Vorteil war, dass sich Felix Magath und Bernd Hollerbach häufig in der Umgebung von Wolfsburg nach talentierten Spielern umgeschaut haben. Aus dem Nichts kam dann die Anfrage vom VfL.

SPOX: Gab es für Sie nach dem Wechsel die Perspektive, auch mal bei den Profis anklopfen zu können?

Klos: Konkrete Aussichten dazu hatte ich natürlich nicht. Diese Absicht hatte ich auch nicht, es war ja alles komplettes Neuland für mich. Selbst die Umstellung von der Ober- auf die Regionalliga war riesig für mich.

SPOX: Die haben Sie aber gut bewerkstelligt. Ab wann war klar, dass Sie den VfL verlassen müssen, um den nächsten Schritt Richtung Profifußball zu gehen?

Klos: Erst relativ spät. Ich hatte in Wolfsburg einen Zweijahresvertrag und wollte einfach mal schauen, was passiert. Dank guter Leistungen sind dann eben andere Vereine an meine Berater herangetreten. Und dann hat ein Vereinswechsel natürlich Sinn gemacht.

SPOX: Seitdem spielen Sie bei Arminia Bielefeld. Dort lief es anfangs schleppend für Sie, auch weil Trainer Markus von Ahlen andere Spieler bevorzugte.

Klos: Ich brauchte auch da eine gewisse Zeit, um mich umzustellen und an die 3. Liga zu gewöhnen. Wir hatten viele Neuzugänge, einige davon hatten schon in Liga 1 und 2 gespielt - und ich kam aus Liga 4. Es lief damals für uns alle nicht so prickelnd. Markus von Ahlen hat im Sturm auf andere Spieler gesetzt, das musste ich einfach akzeptieren.

SPOX: Als Stefan Krämer das Traineramt dann übernahm, hat sich Ihre Situation sofort gewandelt. Was war unter ihm anders?

Klos: Ich wusste, dass Stefan Krämer mir von Anfang voll vertraut und auf mich setzen wird. Sein Training und die offensivere Art Fußball zu spielen kommt mir mehr entgegen. Wenn ich weiß, dass ich das Vertrauen des Trainers genieße, dann setzt das nochmal ein paar Prozente frei.

SPOX: Die haben Sie relativ schnell an die Spitze der Torjägerliste in der 3. Liga gehievt. Wie sehr schauen Sie denn auf dieses Ranking?

Klos: Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich da nicht mal hingucke. Ich will da auch oben bleiben, selbst wenn die Kollegen in der Kabine schon unken, dass es jetzt nach vier Spielen mal wieder Zeit für ein Tor wäre (lacht). Solange wir gewinnen, ist mir der Zeitpunkt aber egal.

SPOX: Helfen Sie bitte einmal jemandem, der noch kein Spiel von Ihnen gesehen hat: Welcher Spielertyp sind Sie?

Klos: Ich mache es zwar nicht, aber viele vergleichen mich nicht nur aufgrund des Nachnamens mit Miroslav Klose. Ich habe kein Problem damit, defensiv gegen den Ball zu arbeiten und weite Wege zu gehen. Ich bin nicht unbedingt ein Stürmer, der mal eben drei oder vier Leute austanzt und den Ball locker am Torwart vorbeischiebt.

SPOX: Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus, Ihre Entwicklung schritt in den letzten Jahren extrem voran. Ein weiteres Jahr in der 3. Liga wäre wohl eher Stagnation als Fortschritt. Wie sieht denn Ihr Karriereplan aus?

Klos: So etwas habe ich nicht. Klar, ich spiele jetzt mit Arminia in der 3. Liga oben mit, da kann die logische Konsequenz nur sein, eine weitere Liga nach oben zu kommen. Ich lasse das aber auf mich zukommen und beschäftige mich nicht zu sehr damit.

SPOX: Trauen Sie sich auch die Bundesliga zu oder scheint die im Moment noch zu weit entfernt?

Klos: Da muss man abwarten, wie ich mich weiterentwickle. Ich hatte bislang das Glück, von schweren Verletzungen verschont geblieben zu sein und bin gut damit gefahren, Schritt für Schritt die nächsthöhere Liga anzupeilen. Im Moment ist das Ziel also ganz klar die 2. Liga.

SPOX: Trotzdem nochmal eine Bundesliga-Frage: Welcher ist Ihr Lieblingsverein?

Klos: Ich bin seit meiner Kindheit Bayern-Fan, auch wenn ich mir deshalb schon viele Sprüche von wegen Erfolgsfan habe anhören müssen. Ich sympathisiere aber auch mit Vereinen wie St. Pauli oder Köln. Es ist einfach ein Wahnsinn, welch grandiose Stimmung selbst am Fernseher bei diesen beiden Vereinen rüberkommt.

SPOX: Eher als der FC Bayern wären ja St. Pauli und Köln auch Vereine, die für den nächsten Schritt passen könnten.

Klos: Jetzt mal langsam (lacht). Aber klar, da muss ich ehrlich sagen, dass das schon Vereine wären, bei denen ich nicht lange überlegen müsste.

SPOX: Zumindest können Sie sich jetzt im DFB-Pokal mit Bundesligaprofis messen: In Runde zwei geht es gegen Bayer Leverkusen. Ist da was drin?

Klos: Im Pokal ist ja bekanntlich alles möglich. Wir gucken einfach, was geht. Wenn wir unser Bestes geben und dann auch Leverkusen einen nicht so guten Tag erwischt, dann wird man sehen, ob es für eine Sensation reicht. Die Tagesform wird da wohl entscheiden.

Fabian Klos im Steckbrief