Frankenderby: Lieber Fünfter als Fürther

SID
Torjäger Oliver Occean will Greuther Fürth im Frankenderby gegen Nürnberg zum Sieg schießen
© Getty

Zum 254. Mal treffen am Dienstag der 1. FC Nürnberg und die SpVgg Fürth (18.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) aufeinander. Kein Derby in Deutschland wurde häufiger gespielt. Der Club gewann bislang 137-mal, das Kleeblatt 70-mal.

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Das letzte Mal, als sie aufeinandertrafen, spielten beide in der 2. Bundesliga. Die SpVgg Fürth, die ja genau genommen seit 1996 SpVgg Greuther Fürth heißt, stand in der Saison 2008/2009 lange vor dem 1. FC Nürnberg, sie war dem Aufstieg zwischenzeitlich sehr nahe, und die Anhänger des Club mussten wieder mal voller Trotz versichern: "Lieber Fünfter als Fürther." Wenn dieser Satz in breitem Fränkisch ausgesprochen wird, klingt Fürther in der Tat wie Vierter. Fürth vor Nürnberg? Na und!

Genau genommen gibt es für einen Nürnberger nichts Schlimmeres, als die Aussicht, die Fürther könnten in irgendetwas besser sein, und womöglich gar im Fußball. Allmächd! Beim Glubb, der ja in der 1. Bundesliga gegen den Abstieg kämpft, haben sie bestimmt "a weng Schiss", wie der Franke sagen würde, dass das Kleeblatt, das in der 2. Bundesliga ja um den Aufstieg kämpft, eine historische Wende einleiten könnte. Am Dienstag treffen beide Mannschaften im DFB-Pokal-Achtelfinale aufeinander. Ein besonderes Spiel.

Das ewige Duell

Es ist nicht nur das 254. Derby zwischen Nämberch und Färrd und damit die Fortsetzung der am häufigsten ausgetragenen Begegnung in Deutschland. Was, wenn die Fürther gewinnen? In Nürnberg! Und am Ende der Saison vielleicht doch mal aufsteigen? Und der Club, der nach einhelliger Meinung selbst unter seinen Anhängern bekanntlich ein "Depp" ist, zur gleichen Zeit mal wieder absteigt? Die Fürther besser als die Nürnberger? Das wäre für die meisten Mittelfranken in etwa so, als gelte plötzlich das Gesetz der Schwerkraft nicht mehr.

Wobei, es gab in der Tat schon Tage, ja sogar Jahre, in denen die Fürther deutlich vor den Nürnbergern lagen. Im Fußball! Die Fürther vollendeten schon ihr eigenes Stadion, den imposanten Ronhof, da bauten die Nürnberger noch drei Jahre an ihrem Zabo herum. 1910 war das.

Im Jahre 1914 dann wurden die Fürther sogar deutscher Meister, sechs Jahre später erst der Club. Es war die Zeit, da war das kleine Fürth größer als das große Nürnberg, und die SpVgg mit immerhin 3000 Mitgliedern sogar der größte Sportverein Deutschlands.

Die verbotene Stadt

Fürth, 115.000 Einwohner, ist längst mit Nürnberg, 505.000 Einwohner, zusammengewachsen - gilt allerdings noch immer als hässliche Schwester oder die verbotene Stadt. Die Fürther waren die Blöde", in Fürth wohnte, wer es in Nürnberg nie zu etwas gebracht hatte.

Der aberwitzige Versuch zu Beginn der 1920er Jahre, die beiden Städte zu einer Großstadt zu verschmelzen, scheiterte grandios. Der Fürther Rechtsaußen Hans Sutor musste dereinst sogar zum Club wechseln, weil er es gewagt hatte, eine Nürnbergerin zu heiraten.

Das Kleeblatt wurde noch zweimal deutscher Meister, 1926 und 1929, die Nürnberger gewannen die ersten fünf ihrer neun deutschen Meisterschaften 1920, 1921, 1924, 1925 und 1927. Mittelfranken war Fußball-Hochburg. In dieser Zeit bestand die Nationalmannschaft überwiegend oder ausschließlich aus Nürnbergern und Fürthern.

Pokalrekord im Duell der Drittligisten

Die Herren waren sich aber so unsympathisch, dass sie 1924 zwar einen Zug zum Länderspiel in die Niederlande und zurück nahmen, die einen aber im ersten Wagen saßen, die anderen im letzten. Zwischendurch gewannen sie.

Vor 15 Jahren trafen Nürnberg und Fürth zum bislang letzten Mal im DFB-Pokal aufeinander, es war damals die zweite Runde, die Fürther hatten in diesem Spiel Heimrecht, gespielt wurde im Nürnberger Frankenstadion - vor 44.181 Zuschauern, was noch heute deutscher Rekord für ein Pokalspiel zwischen zwei Drittligisten ist.

Beim 253. Derby am 10. Mai 2009 wurde in Fürth gespielt, live dabei waren 15.500 Zuschauer - immerhin 500 weniger als im Nürnberger Stadion, wo das Spiel zeitgleich beim Public Viewing übertragen wurde.

Übrigens: Von 1943 bis 1948 trug der 1. FC Nürnberg in Ermangelung einer eigenen Spielstätte seine Spiele im Ronhof in Fürth aus. Widerwillig.

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