DFB fordert Ausschluss Dresdens aus Pokal

SID
Der DFB-Kontrollausschuss fordert den Ausschluss Dresdens aus dem Pokal
© Getty

Der DFB-Kontrollausschuss will das Gewaltproblem mit einem rigorosen Vorgehen bekämpfen: Das Gremium forderte den Ausschluss von Dynamo Dresdnen aus dem DFB-Pokal für die Saison 2012/13. Der Strafantrag wird beim DFB-Sportgericht eingereicht. Angesichts dieser Androhung geriet die Gründung einer "Task Force Sicherheit", die von den Spitzen des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) beim Krisengipfel am Mittwoch angekündigt wurde, in den Hintergrund.

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Mit einer klaren Absage an Pyrotechnik, der konsequenten Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz sowie der Gründung einer "Task Force Sicherheit" will der deutsche Fußball die Anstrengungen gegen Ausschreitungen wie zuletzt beim DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden fortsetzen. Dresdner Fans hatten rund um das Spiel randaliert und zwei Polizisten verletzt. 15 Personen wurden festgenommen.

Die Gründung der Task Force ist eines der Ergebnisse eines Spitzengesprächs am Mittwoch zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Frankfurt, an dem DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball sowie DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert, teilnahmen.

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Selbstverständlich wird auch die Präventionsarbeit gemeinsam mit den Vereinen und Fanprojekten fortgesetzt. Weiterhin nicht in Frage kommt eine sogenannte "Legalisierung" von Pyrotechnik. Bestätigt wird das Verbot durch ein vom DFB-Präsidium in Auftrag gegebenes unabhängiges Rechtsgutachten.

"Zielorientiert und ohne Effekthascherei"

Darüber hinaus werden DFB und Ligaverband beim Runden Tisch im Berliner Bundesinnenministerium am 14. November 2011 die Einrichtung einer gemeinsamen "Task Force Sicherheit" mit Vertretern aus Politik, Justiz, Polizei und Fußball-Verbänden sowie der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) vorschlagen.

Dieses Gremium soll in enger Zusammenarbeit mit der DFB-Kommission "Prävention und Sicherheit" konkrete Schritte für zusätzliche Sicherheit festlegen. "Wir wollen die in vielen Bereichen bereits sehr gute und enge Zusammenarbeit mit den für Sicherheit zuständigen Stellen und Institutionen weiter intensivieren. Zielorientiert und ohne Effekthascherei, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen", sagt DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger.

Dynamo reagiert geschockt

Bevor die Spitzenfunktionäre berieten, hatte der Kontrollausschuss das Heft bereits in die Hand genommen. Der Ausschuss sah sich zu seiner harten Sanktionsforderung gegen Dresden gezwungen, da die Strafen der Vergangenheit wirkungslos verpufft waren. Die Dresdner waren seit Beginn der Spielzeit 2009/10 zu 14 Geldstrafen wegen Ausschreitungen verurteilt worden.

Für die Verantwortlichen des Klubs ist die Forderung dennoch völlig unangebracht. "Das hat uns überrascht, damit haben wir nicht gerechnet. Wir halten die Strafe für drakonisch, für absolut überzogen", sagte Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz. Der Klub wolle sich gegen das drohende Pokal-Aus in der kommenden Saison wehren und habe bereits seine Anwälte eingeschaltet, erklärte Oppitz. Damit dürfte eine Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht unausweichlich sein.

Der Geschäftsführer rechnete vor, dass eine Spielzeit ohne DFB-Pokal den achtmaligen DDR-Meister finanziell hart treffen würde. "In dieser Saison haben wir grob gerechnet 1,5 Millionen Euro im Pokal eingenommen", sagte Oppitz. Auf ähnliche Einnahmen sei der Verein auch im nächsten Jahr angewiesen. Dynamo hatte zuletzt mit einer Selbstbestrafung auf die Ausschreitungen reagiert. Beim Auswärtsspiel beim FC St. Pauli verzichtet der Verein auf die eigenen Fans.

Klublegenden kommen zur Hilfe

Ehemalige Dynamo-Stars springen dem Klub zur Seite. "Es kommt so rüber, als ob man ein Exempel statuieren will", sagte der frühere Dynamo-Stürmer Ulf Kirsten und kritisierte: "Man sollte alle Vereine gleich behandeln und sich nicht einzelne Klubs herauspicken, um sie dann zu bestrafen, damit es für andere abschreckend wirkt."

Auch Hans-Jürgen Dörner empfindet die drohende Strafe als "sehr, sehr drastisch" und fühlt sich an 1995 zurückerinnert, als der achtmalige DDR-Meister vom DFB keine Lizenz erhalten hatte und in die Regionalliga zwangsabsteigen musste. "Das hatte damals schwerwiegende Auswirkungen für den Fußball in Dresden. Ich hoffe, dass das Urteil nicht durchgesetzt wird", sagte Dörner: "Das wäre für den Verein ein erheblicher Imageschaden und ein großer finanzieller Verlust."

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