Oka Nikolov: "Bis es nicht mehr geht"

Von Interview: Jochen Tittmar
Oka Nikolov steht seit dem Sommer 1991 bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag
© Getty

Oka Nikolov ist eine Institution - sowohl bei Eintracht Frankfurt als auch in der Bundesliga selbst. Seit 1991 steht der 35-Jährige zwischen den Pfosten der Hessen. Vor dem Pokalspiel gegen den FC Bayern München (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) spricht er bei SPOX über einen Vereinswechsel, drei bis vier fehlende Punkte und Andreas Köpke.

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SPOX: Herr Nikolov, Sie sind seit Urzeiten bei der Eintracht und wollen noch zwei, drei Jahre spielen. Zwickt es bei Ihnen eigentlich nirgends?

Oka Nikolov: Nein, ich fühle mich rundum gut.

SPOX: Auch am Morgen nach einem Spiel?

Nikolov: (lacht) Das hängt ganz davon ab, ob wir gewonnen oder verloren haben.

SPOX: Ihre Karriere ist geprägt vom steten Wechsel zwischen Stammplatz und Ersatzbank. Andere Torhüter mit Ihren Qualitäten hätten sich wohl längst nach einem neuen Verein umgeschaut. Wieso war das bei Ihnen nie ein Thema?

Nikolov: Ich habe eigentlich nie große Lust verspürt, die Eintracht zu verlassen. Ich bin hier groß geworden, komme aus der Nähe von Frankfurt und bin ein bodenständiger Typ. Ich muss mich privat wohlfühlen. Und dies ist hier der Fall.

SPOX: Mit Ralf Fährmann steht Ihr Nachfolger aber schon in den Startlöchern. Müssen Sie auf Ihre alten Tage doch noch den Verein wechseln?

Nikolov: Das werden wir sehen. Ich denke schon, dass die Eintracht daran denken muss, auf der Torhüterposition für die Zukunft zu planen. Ich werde ja nicht jünger. In meinem Alter denke ich mittlerweile aber nur noch von Jahr zu Jahr und eigentlich habe ich auch nicht vor, noch mal zu wechseln. Spielen möchte ich aber dennoch und zwar solange, bis es nicht mehr geht.

SPOX: Zwischen den Pfosten wirken Sie immer so ruhig, als ob es Ihnen völlig egal ist, ob Sie vor 150.000 Zuschauern im Maracana oder vor 150 im Frankfurter Ostpark spielen. Diese Eigenschaft wird Ihnen dann wahlweise als Stärke oder Schwäche ausgelegt.

Nikolov: Ich bin halt kein Typ, der sich verrückt machen lässt. Ich kann das Drumherum ausschalten. Wenn Sie so wollen, ist das eine Stärke. Es gibt aber auch Kollegen von Ihnen, die dies als Schwäche auslegen. Ich weiß, was ich kann und weiß auch, dass man als Torhüter immer im Fokus steht. Wenn ich mich da verrückt machen würde, oh je...!

SPOX: In all Ihrer Zeit haben Sie schon einige Trainer kommen und gehen sehen. Was zeichnet denn Michael Skibbe aus - auch im Unterschied zu Ihren bisherigen Trainern?

Nikolov: Bei den vielen Trainern, die ich bisher hatte, reicht der Platz nicht aus, um im Detail auf die Unterschiede einzugehen.

SPOX: Na gut, aber für Michael Skibbe dürfte der Platz reichen.

Nikolov: Er ist ein junger, ehrgeiziger, aber schon sehr erfahrener Trainer. Er spricht die Sprache der Spieler und kann sich exzellent in einen Spieler hineinversetzen. Er hat seine Philosophie und geht mutig voran. Er stellt sich vor das Team und formuliert gemeinsam mit uns ambitionierte Ziele, die wir mit ihm zusammen umsetzen möchten. Daran arbeiten wir fast täglich im Training und dann auch im Spiel.

SPOX: Nach dem guten Saisonstart hat sich die Eintracht mittlerweile jedoch wieder im Mittelfeld eingependelt. Was fehlt dem Team, um sich dauerhaft in die Regionen von Platz 6 bis 9 zu hieven?

Nikolov: Im Moment fehlen uns dafür die drei, vier Punkte, die wir in der Tabelle dafür benötigen würden.

SPOX: Es ist aber nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass der Abstand zu diesen Rängen noch größer wird.

Nikolov: Okay, im Ernst jetzt: Wir haben uns vorgenommen, an der 45 Punkte Marke zu kratzen und am Ende einen sicheren, wenn möglich einstelligen Mittelfeldplatz zu belegen. An den Topklubs vorbeizukommen wird sehr schwierig. Dazu muss es schon mehr als optimal laufen.

SPOX: Mal etwas provokant gefragt: Langweilt es nicht, bei einem Klub zu spielen, für den das internationale Geschäft so sehr außer Reichweite ist?

Nikolov: Nein. Die Eintracht ist alles andere als ein langweiliger Klub. Wir haben ein super Stadion, einzigartige Fans und eine riesige Tradition.

SPOX: Tradition hat in Frankfurt aber auch die riesige Erwartungshaltung bei Fans und Umfeld. Man wirft den Anhängern oft auch vor, dass sie zu sehr von den Erfolgen der frühen 90er-Jahre zehren und den Blick für die Realität verloren haben. Wie sehen Sie das?

Nikolov: Ich finde das normal und denke, dass wir nicht der einzige Traditionsverein sind, bei dem die Fans von alten Erfolgen träumen. So ist der Fußball. Der Fußball zehrt von seiner Tradition.

SPOX: Aber vom Zehren allein holt man auch keinen Blumentopf.

Nikolov: Ich bin mir sicher, wenn man die Verantwortlichen hier in Ruhe weiterarbeiten lässt, dann kommt der Verein in der Zukunft auch wieder dahin, wo er einstmals stand. Das braucht aber seine Zeit. Das geht nicht innerhalb von wenigen Jahren. Das ist eine Entwicklung, die Schritt für Schritt einsetzt. Wir sind gerade dabei, uns dahin zurück zu entwickeln.

SPOX: Damals haben Sie noch Uli Stein oder Andreas Köpke erlebt. Haben Sie ein Torhüter-Vorbild?

Nikolov: Ein direktes Vorbild habe ich nicht. Sowohl Uli als auch Andy waren absolute Klasseleute. Ich habe bei beiden immer genau hingeschaut. Das waren Ausnahmetorhüter, die jeder Mannschaft gut zu Gesicht gestanden haben.

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