Mario Basler: "Ich will in die Bundesliga"

Von Interview: Robert Seiwert
Basler trainiert seit 2008 Trier. In der ersten Saison wurde er nur 13. der Regionalliga
© Imago

Gegen Köln plant Trier die nächste Sensation im DFB-Pokal. Doch für Mario Basler geht es um mehr. Er plant wie "Schulkamerad" Zvonimir Soldo den Sprung in die Bundesliga. Basler über die derzeitige Krise, Big Brother und Folgen seiner harten Worte.

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1997 hat der damalige Drittligist Eintracht Trier im DFB-Pokal Angst und Schrecken unter den Bundesligisten verbreitet. In der 2. Runde besiegte Trier sensationell den späteren UEFA-Cup-Sieger Schalke mit 1:0. Im Achtelfinale musste sich der kommende Champions-League-Gewinner Dortmund dem unterklassigen Gegner geschlagen geben. Erst im Halbfinale beendete Duisburg den Trierer Pokaltraum.

Zwölf Jahre nach der Pokalsensation sorgt der Verein wieder für Furore. Als einziger Viertligist stehen die Moselaner im Achtelfinale. Nach den Siegen gegen Hannover (3:1) und Arminia Bielefeld (4:2 n.V.) kommt mit dem 1. FC Köln der nächste Brocken ins Moselstadion (19 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY).

Vor der Partie sprach SPOX mit Eintracht-Coach Mario Basler (40) über die Chancen des Außenseiters und einen Trierer Pokalstar. Außerdem plaudert Super-Mario über die Tücken des Trainer-Lehrgangs, die Krise in der Regionalliga sowie mögliche Konsequenzen seiner oftmals harten Worte. Für die Zukunft verfolgt der ambitionierte Neu-Trainer ein hohes Ziel.

SPOX: Trier gegen Köln, Viertligist gegen Erstligist. Ist das Spiel schon entschieden?

Mario Basler: Unsere Chance, das Spiel zu gewinnen, ist sehr gering. Für meine Spieler wird das trotzdem ein Highlight. Deshalb fordere ich von der Mannschaft, dass sie engagiert zur Sache geht. Wir wollen den Fans ein Fußball-Fest liefern.

SPOX: Köln spricht von einer schweren Partie. Aber unterschätzt ein Bundesliga-Profi eine Amateurmannschaft nicht automatisch?

Basler: Das steckt schon in einem Spieler drin. Aber die Kölner haben ja auch gesehen, dass wir schon zwei Pokalerfolge gefeiert haben. Deshalb denke ich, dass sie konzentriert auftreten werden.

SPOX: In der Regionalliga West setzte es zuletzt vier Pleiten in Folge, wodurch Sie selbst unter Druck gerieten. Schadet der Pokal dem Liga-Alltag?

Basler: Wie sich das auswirkt, werden wir sehen, wenn wir aus dem Pokal ausgeschieden sind. Wir haben die letzten Gegner in der Liga unterschätzt, daran müssen wir arbeiten und natürlich wieder Gas geben.

SPOX: Mit vier Toren ist Sahr Senesie der Trierer Pokalstar. In der Bundesliga bei Dortmund konnte er sich jedoch nie durchsetzen. Wie haben Sie es geschafft, dass er so starke Spiele abliefert?

Basler: Das ist schwer zu erklären. Sahr hatte während seiner Karriere immer mit Verletzungen zu kämpfen. Jetzt ist er endlich mal fit. Er ist definitiv ein Spieler für höhere Aufgaben.

SPOX: Markus Anfang und Christopher Reinhardt sind zwei weitere Spieler mit Bundesliga-Erfahrung im Team. Ein Vorteil vor der Partie gegen Köln?

Basler: Es ist immer von Vorteil, erfahrene Spieler in der Mannschaft zu haben. Die drei sind allerdings zurzeit außer Form. Die müssen sie dringend wiederfinden, um der Mannschaft weiterhelfen zu können.

SPOX: Mit Kölns Trainer Zvonimir Soldo haben Sie während der Trainerausbildung die Schulbank gedrückt. Verraten Sie uns, wer das bessere Zeugnis hatte?

Basler: Das weiß ich gar nicht. Aber er ist ein toller Typ und ein ruhiger Vertreter. In dem halben Jahr haben wir uns gut kennengelernt und auch richtig viel Spaß miteinander gehabt.

SPOX: Sagt das Trainerzeugnis etwas über die Qualitäten eines Trainers aus?

Basler: Es ist eher grundsätzlich wichtig, den Schein zu machen, um jede Mannschaft trainieren zu können. Ob man den Abschluss mit der Note drei oder vier macht, ist doch letztendlich Wurscht.

SPOX: Stuttgarts Coach Markus Babbel könnte die Doppelbelastung Beruf/Ausbildung zum Verhängnis werden. Was halten Sie davon, wenn ein Coach während der Saison zum Lehrgang muss?

Basler: Das ist nunmal die Vorgabe des DFB. Babbels Situation bei Stuttgart ist nicht einfach. Der Verein steckt in einer Krise. Wenn man als Trainer dann noch drei bis vier Tage nicht bei der  Mannschaft sein kann, wird es schwierig und ist mit Stress verbunden.

SPOX: Sie selbst arbeiten seit fünf Jahren als Trainer. Welche Philosophie verfolgen Sie?

Basler: Es ist schwer, sich selbst zu charakterisieren. Ich versuche, einen guten Job zu machen und die Mannschaft optimal auf Spiele vorzubereiten. Das gelingt manchmal mehr und manchmal weniger.

SPOX: Schauen Sie sich in Sachen Taktik und Trainingslehre auch bei anderen Trainern etwas ab?

Basler: Nein, dafür habe ich keine Zeit. Da stehe ich ja selbst auf dem Trainingsplatz. Ich möchte auch niemanden kopieren, sondern probiere, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Ich bin noch jung in diesem Geschäft und brauche noch ein paar Jahre. Aber ein bisschen was fällt mir selbst auch ein.

SPOX: Sollten Neu-Trainer eher Ihrem Beispiel folgen, und erst einmal in unterklassigen Ligen Erfahrung sammeln?

Basler: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber wenn es in der Bundesliga nicht funktioniert, hat man Probleme. Dann ist man auch für die Zukunft verheizt.

SPOX: Gegen Bielefeld durfte ein Kamerateam in der Kabine Ihre Halbzeitansprache filmen. Hat sich das positiv auf die Spieler ausgewirkt?

Basler: Schlecht kann es nicht gewesen sein, wir haben gewonnen. Gegen Köln ist so eine Aktion aber nicht geplant.

SPOX: Gewöhnen Sie sich etwa wieder langsam an das Rampenlicht? Als Trainer haben Sie sich ja ein hohes Ziel gesteckt...

Basler: Richtig, ich will in Zukunft eine Bundesliga-Mannschaft trainieren.

SPOX: In Ihrer "Bild"-Kolumne schreiben Sie regelmäßig über Bundesliga-Klubs - und scheuen sich nicht vor klaren Aussagen. Über Hannover schrieben Sie, der Verein sei "farblos wie Wasser". Haben Sie keine Angst, dass sich solche Aussagen negativ auf ihre angepeilte Karriere auswirken könnten?

Basler: Ich habe keine Angst vor den Konsequenzen. Was ich schreibe, ist meine eigene Meinung. Die muss man nicht teilen. Außerdem liege ich damit meist nicht so verkehrt. Entscheidend ist doch, dass ein Trainer einen guten Job macht und nicht, dass er eine Kolumne schreibt.

SPOX: Lothar Matthäus schreibt auch in der gleichen Zeitung - und wartet seit Jahren auf eine Anstellung in der Bundesliga. Vielleicht doch ein Grund?

Basler: Über Matthäus möchte ich nicht sprechen.

SPOX: In den Medien ist noch immer die Rede vom "kettenrauchenden Mario Basler". Nervt das nach all den Jahren?

Basler: Die Journalisten haben manchmal eben nicht viel zu schreiben, dann kommt so etwas dabei heraus. Es nervt mich nicht, es langweilt mich. Die meisten interessiert das doch gar nicht mehr. Es ist mir egal, wie man mich nennt, das kann ich eh nicht beeinflussen.

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