Ein Radioreporter wird zur Kultfigur

Von Alexander Marx
Oliver Bendt in seinem Element. Der Radioreporter ist seit seiner Kindheit Fan der Fortuna
© spox

Die längste Theke der Welt. Die Toten Hosen, die DEG und die Fortuna. All das ist in Düsseldorf Kult. Oliver Bendt ist auf dem Weg, ebenfalls Kult zu werden. Oliver wer?

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Fortuna Düsseldorf ist wieder wer im bezahlten Fußball. Zehn Jahre lang dümpelte der Traditionsklub in der Ober-, Regional- und 3. Liga herum, ehe im Mai endlich der lang ersehnte Wiederaufstieg in Liga zwei gelang. Der vorläufige Höhepunkt des sportlichen Aufschwungs soll am Montag (20.15 im LIVE-TICKER und auf SKY) folgen, wenn die Fortuna zum Abschluss der ersten DFB-Pokal-Runde den Hamburger SV empfängt.

Über 50.000 Zuschauer werden dann in der Düsseldorfer ESPRIT arena das Spiel verfolgen. Unter ihnen Oliver Bendt. Oliver Bendt ist Radioreporter für Antenne Düsseldorf. Und Oliver Bendt ist Kult bei den Fans der Fortuna, deren Spiele er seit zwei Jahren Woche für Woche kommentiert.

Ein denkwürdiger Tag im März '07

Alles fing an am 3. März 2007. Bendt hatte Geburtstag und verbrachte diesen nachmittags hinter dem Mikrofon. Beim Regionalliga-Spiel der Fortuna gegen Dynamo Dresden.

Die Sachsen führten bis in die Nachspielzeit hinein mit 1:0 und Keeper Oliver Herber wuchs über sich hinaus. "Es war wirklich zum Verzweifeln. Ich hatte schon mehrfach den Torschrei auf den Lippen, doch dieser Teufelskerl hat alles rausgeholt", erinnert sich Bendt.

In der 94. Minute war dann aber auch Herber machtlos. Denis Wolf köpfte nach einer Ecke ein - und Bendt rastete aus. (Hier der Beweis)

Jubelschrei als Klingelton

"Ich habe gar nicht nachgedacht, sondern meine Emotionen einfach raus geschrien", so der Radioreporter über den Moment, der seine Bekanntheit in Düsseldorf schlagartig steigen ließ.

So richtig bewusst wurde Bendt das zwei Monate später, als er in der Straßenbahn saß und bei einem weiteren Fahrgast das Handy klingelte. Der Klingelton: Bendts Torschrei gegen Dresden.

"Ich glaube, ich bin erstmal rot angelaufen. Aber dann musste ich schon auch schmunzeln", erklärt Bendt. Mittlerweile haben sogar mehrere Fortuna-Spieler emotionale Kommentatoren-Ausbrüche des 33-Jährigen auf ihre Handys geladen.

Fortuna von Bendt begeistert

Doch dabei blieb es nicht. Düsseldorfer Fans richteten im Forum der Fortuna-Homepage einen eigenen Oliver-Bendt-Thread ein, um den Radioreporter abzufeiern. Was natürlich auch den Verantwortlichen des Traditionsklubs nicht verborgen blieb.

"Mit seiner positiven, fachlich guten und lebhaften Art zu kommentieren, ist Olli Bendt mittlerweile zu einer Identifikationsfigur geworden", zeigte sich Fortuna-Pressesprecher Tom Koster auf SPOX-Anfrage von Bendt begeistert. "Schauen Sie sich nur bei uns das Forum an, und dass sich die Leute seine Reportagen als Klingelton aufs Handy laden, ist ein weiterer Beweis für seine Popularität."

Mit Bendts polarisierender Art bei seinen Reportagen hat die Fortuna kein Problem. "Wieso auch, so macht Fußball doch am meisten Spaß", erklärte Koster.

Fans basteln Youtube-Videos

Der Spaß, den die Anhänger der Düsseldorfer an den emotionsgeladenen Radioreportagen haben, trieb aber noch andere Blüten. So gibt es bei Youtube inzwischen Videos, die mit Bendts Stimme unterlegt sind. Vor allem die Bilder zur Drittliga-Partie der Fortuna in Braunschweig (5:5) erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber auch eine Saisonzusammenfassung kommt super an. (Hier geht's zum Video)

"Es ist absoluter Wahnsinn, was sich die Leute für Arbeit machen. Ein Fan hat mich darauf hingewiesen", ist Bendt stolz.

Bei der Aufstiegsfeier im Mai wurde der Journalist von den Fortuna-Fans von der Bühne gerufen, um Autogramme zu geben. Am Ende waren es weit über 300. Zudem hat er auch schon Fanpost erhalten, von Kindern gemalte Bilder.

"Glaube nicht, dass der HSV glücklich ist"

All das sind für Oliver Bendt "wunderschöne Komplimente für meine Arbeit". Komplimente würde der bekennende Fortuna-Fan "seinem Team" am liebsten auch am Montag nach dem Pokalspiel gegen den HSV machen. Chancenlos sieht er die Fortuna gegen den Europapokal-Teilnehmer nicht.

"Ich glaube nicht, dass der HSV mit der Auslosung glücklich ist. Die Fortuna-Spieler hingegen sind happy, sie können seit langer Zeit wieder mal ohne Druck spielen und sich erstmals überregional im Fernsehen präsentieren", glaubt Bendt.

Bulykin der Hoffnungsträger

Sollte Düsseldorf wirklich gewinnen, dann wird die Euphorie wiederum ein neues Level erreichen. Die Vorzeichen stehen, so Bendts Meinung, gar nicht schlecht: "Nach meinen Eindrücken aus den Testspielen hat sich die Fortuna mit guten Spielern verstärkt, das waren wohl überlegte, kluge Schritte."

Vor allem auf Stürmer Dmitri Bulykin, der in der vergangenen Woche vom RSC Anderlecht ausgeliehen wurde, ruhen die Hoffnungen. Mit dem Russen soll auch in der 2. Liga einiges bewegt werden. Ein gesicherter Mittelfeldplatz ist das Ziel.

Doch dabei darf es nicht bleiben, mahnt Bendt an, denn "auf Dauer ist Mittelmaß in Düsseldorf nicht zu verkaufen". Aber daran denkt am Montagabend keiner. Beim Pokal-Knüller surft ganz Düsseldorf noch auf der Euphoriewelle.

Bendt sitzt dann auch wieder im Stadion. Diesmal als Fan, ehe es mit dem Zweitligastart am kommenden Wochenende auch für ihn wieder ernst wird. Weitere Klingeltöne scheinen dann garantiert.

Die voraussichtlichen Aufstellungen
Düsseldorf: Melka - Weber, Cakir, Anderson, van den Bergh - Fink, Sieger, Christ, Caillas - Lawaree (Jovanovic), Bulykin
Hamburg: Rost - Benjamin (Demel), Boateng, Mathijsen, Aogo - Tesche - Pitroipa, Ze Roberto, Trochowski - Guerrero, Petric
Schiedsrichter: Babak Rafati (Hannover)

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