Die Leiden des Robert E.

Von SPOX
Robert Enke, Hannover 96
© Imago

Robert Enke ist schon viel rumgekommen in seiner Karriere. Nach Stationen in Portugal, Spanien und der Türkei heuerte der Torhüter 2004 bei Hannover 96 an, dem damaligen Inbegriff der grauen Maus der Bundesliga, aber kein schlechter Deal nach einem Jahr Ersatzbank in der zweiten spanischen Liga.

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Bei 96 ist Enke seit vier Jahren die unumstrittene Nummer eins, seit 2007 Kapitän und bis 2010 an den Verein gebunden. Bundestrainer Joachim Löw hat ihn in die Nationalmannschaft geholt, wo er sich mit Rene Adler um die Nachfolge von Jens Lehmann duelliert und derzeit die Nase vorn hat.

Eigentlich läuft sportlich alles nach Plan für Enke, der 2006 einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen musste, als seine damals zweijährige Tochter Lara an einem angeborenen Herzfehler starb.

Disput mit Schlaudraff ausgeräumt

Doch Hannovers Abreibung in Leverkusen (0:4) hat Spuren beim 31-Jährigen hinterlassen. In ungewöhnlicher Schärfe verpasste Enke Mitspieler Jan Schlaudraff einen öffentlichen Einlauf, weil dieser vor dem 0:1 den Ball leichtfertig vertändelt hatte.

"Wenn man dann auch noch von den Zuschauern verhöhnt wird, nach drei oder vier Gegentoren, ist das auch nicht so einfach", erklärte Enke seine drastische Wortwahl am Montag im "DSF". In einem persönlichen Gespräch hat der Keeper seinen Zwist mit Schlaudraff inzwischen beigelegt. "Da bleibt nichts hängen", so sein kurzer Kommentar.

Dennoch merkte man: Enke ist das ständige Auf und Ab mit Hannover leid. Anfang 2007 hatte er seinen Vertrag bis 2010 verlängert, weil er von der guten Perspektive des Vereins überzeugt war.

"Sonst wird es eine ganz schwere Saison"

"Roberts Vertragsverlängerung war ein entscheidendes Signal: Hier in Hannover wächst etwas heran", sagte 96-Sportdirektor Christian Hochstätter zu SPOX.

Seitdem hat sich Hannover allerdings kaum weiterentwickelt. Guten Spielen wie dem 5:1 gegen Mönchengladbach folgen immer wieder blamable Auftritte wie in Leverkusen.

"Wir sollten uns bewusst machen, dass wir schnellstmöglich gewisse Basissachen, die man für den erfolgreichen Fußball in der Bundesliga braucht, rein bekommt. Sonst wird es eine ganz schwere Saison", meinte Enke.

Sein Anspruch ist klar - der Torwart will mit 96 in den Europapokal. Auch, weil es seiner Nationalmannschaftskarriere gut tun würde. Doch danach sieht es derzeit überhaupt nicht aus. "Jeder, der im Moment über internationale Wettbewerbe oder ähnliches redet, ist am falschen Platz", sagte der Torhüter.

Geht Enke nach dieser Saison?

Somit bleibt für Enke wohl nur der DFB-Pokal als einzige Chance, in der nächsten Saison international zu spielen. Das Spiel auf Schalke (Di., 20.30 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) ist somit auch Wegweiser für Enkes Zukunft - auch wenn Hannover nur mit einem Rumpfkader antreten kann und deshalb um die Verlegung der Partie bat, was der DFB aber ablehnte.

"Wenn du immer um die Ohren bekommst, dass du nicht international spielst, denkst du irgendwann schon darüber nach, ob ein Klubwechsel helfen kann. Bei mir wird hervorgehoben, dass ich keine Europapokalspiele habe, bei Rene Adler wird das vergessen. Dafür kann er nichts. Aber ich werde das wohl nur schwer ändern können", sagte Enke der "FAZ".

Dass er sich in Hannover wohlfühlt, steht außer Frage.

Dennoch will er keine Garantien ausstellen: "Wie es nach der Saison weitergeht, wird man sehen." Klingt nicht unbedingt nach ewiger Treue für 96.

Löw steht (noch) zu Enke

Die DFB-Trainer legen derweil nach eigener Aussage nicht explizit Wert auf internationale Erfahrung ihrer Torhüter. Der 31-Jährige hat allerdings auch nicht die Lobby eines Jens Lehmanns, der ohne Spielpraxis bei der EM im Tor stand. Nach dem 3:3 in Finnland sagte Löw über Enke: "Was zu erledigen war, hat er erledigt."

Im Moment hat Enke die Nase vor Adler und will es Löw "so schwer wie möglich machen, mich aus der Mannschaft zu nehmen".

Dass die schwierige Phase bei 96 dabei ein Hindernis darstellen könnte, dauerhaft den Posten im Nationaltor zu besetzen, glaubt der Hannoveraner nicht: "Ich denke schon, dass Joachim Löw das ganz gut trennen kann. Es kommt einfach darauf an, dass man das nicht vom Verein abhängig macht. Natürlich ist das auch für mich unbefriedigend."

Seine Aktien steigen jedoch definitiv nicht, wenn er mit Hannover alle naselang die Hütte voll kriegt. Und es ist zu befürchten, dass das am Dienstag auf Schalke nicht anders wird. Hannover reist wohl nur mit 14 gesunden Spielern, darunter drei Torhütern, an.

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