"Wir sind kein Kaninchenfutter"

Von Interview: Stefan Rommel
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© Getty

München - Der 1. FC Heidenheim steht vor dem Spiel der Spiele seiner Vereinshistorie. Im DFB-Pokal trifft der Regionalligist auf den VfL Wolfsburg (14.30 Uhr im SPOX-TICKER und Internet TV).

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Im WFV-Pokalfinale gegen Crailsheim (3:2) schoss Dieter Jarosch sein Team zum Sieg. Bei SPOX spricht der Stürmer über das größte Spiel seiner Karriere, Italienischkenntnisse und seinen Spitznamen Beton.

SPOX: Für einen Regionalligastürmer ist es nicht alltäglich gegen einen Bundesligisten anzutreten. Bereiten Sie sich anders darauf vor und können Sie überhaupt noch ruhig schlafen?

Dieter Jarosch: Man denkt schon oft daran, aber unser Hauptaugenmerk liegt auf dem ersten Punktspiel gegen Pfullendorf eine Woche später. Das Spiel gegen Wolfsburg wird aber bestimmt kein Zuckerschlecken. Vor allem weil die Wölfe mit Zaccardo und Barzagli noch einige namhafte Verstärkungen bekommen haben. Das macht die Aufgabe natürlich noch reizvoller. Sich darauf vorzubereiten ist schwierig. Ich schau mir jetzt keine Spiele von Wolfsburg an, aber man bekommt natürlich mit, wie die so drauf sind.

SPOX: Haben Sie mehr Respekt oder sogar Angst vor dem Gegner?

Jarosch: Angst haben wir eigentlich vor niemandem, aber natürlich haben wir großen Respekt. Das sind gestandene Bundesligaspieler, die entsprechend gut verdienen, ihre Leistung schon gebracht haben oder sogar Weltmeister sind. Es ist auf jeden Fall ein schönes Gefühl gegen solche Gegner zu spielen, besonders vor unserem Publikum.

SPOX: Wie viele werden denn kommen? 

Jarosch: Es werden zwei neue Tribünen aufgebaut, da wir 10.000 Zuschauer erwarten. Und denen wollen wir natürlich auch das Gefühl vermitteln, da mitspielen zu dürfen. Vielleicht ist es sogar möglich, eine kleine Sensation zu schaffen. In der ersten Runde des DFB-Pokals gibt es ja immer zwei oder drei Sensationen. Und vielleicht sind wir es diesmal, die das schaffen können. Aber die Chancen stehen wohl nur bei fünf bis zehn Prozent, wenn wir alles realistisch betrachten.

SPOX: Das ist schon sehr optimistisch gerechnet. Aber Überraschungen gibt es ja immer mal wieder.

Jarosch: Genau. Weinheim hat ja auch mal gegen Bayern München gewonnen, Eintracht Trier hat als Regionalligist sogar schon mal Dortmund und Schalke rausgeworfen. Es ist also nichts unmöglich. Wir spielen jetzt einfach mal mit. So ein Spiel gegen einen UEFA-Cup-Teilnehmer haben wir schließlich nicht alle Tage.

SPOX: Ist das Spiel für Sie das größte der Karriere?

Jarosch: Ich habe ja schon zwei Mal im DFB-Pokal gespielt. Aber die Lose Duisburg und Nürnberg waren nicht so reizvoll. Das Spiel gegen Wolfsburg ist sicherlich das interessanteste Los.

SPOX: Für Sie als Stürmer ist es ja besonders reizvoll. Ein Tor gegen Wolfsburg zu erzielen ist doch sicherlich ein großes Ziel.

Jarosch: Im Tor steht aber mit Diego Benaglio auch ein Nationalspieler, der eine tolle Rückrunde für Wolfsburg gespielt hat. Ein Tor zu erzielen wäre toll, wenn es dann das 1:5 oder 1:6 ist, wäre das natürlich in Ordnung, aber wichtig ist ja, wie die Mannschaft auftritt. Wenn es das 1:0 ist, wäre das etwas anderes.

SPOX: Sie haben gesagt, dass die Chancen bei fünf bis zehn Prozent stehen. Wie wollen Sie die Wolfsburger packen? Haben Sie eine spezielle Vorbereitung?

Jarosch: Wir haben zurzeit acht Verletzte in der Mannschaft, davon vier oder fünf Stammspieler. Unsere Innenverteidigung fällt komplett aus. Wir können also nur mit einer Notbesetzung spielen. Der Trainer wird uns aber sicherlich nicht ins offene Messer laufen lassen und uns mit zwei oder drei Stürmern auf den Platz schicken.

SPOX: Sondern? 

Jarosch: Die Defensive wird Priorität haben. Wir müssen versuchen, sie mit gezielten Kontern aus der Ruhe zu bringen. Wir kennen das ja auch, wenn wir als Regionalligist gegen Vereine aus der Landes- oder Verbandsliga spielen und es lange keine Tore gibt. Da wird man schnell nervös.

SPOX: Aber darauf können Sie bei solch ausgebufften Profis doch nicht hoffen. 

Jarosch: Ich hoffe darauf, dass Marcelinho oder die Italiener uns unterschätzen. Die kennen ja Heidenheim gar nicht, das ist ja für die nur Provinz. Aber ich denke, dass Felix Magath die Mannschaft schon richtig einstellen wird. Wenn wir aber von Anfang an dagegen halten und zeigen, dass wir kein Kaninchenfutter sind, können die Wölfe den Schalter vielleicht nicht so schnell umlegen. Das sind die kleinen Chancen, die wir haben.

SPOX: Können Sie denn ein paar Worte italienisch, die Sie auf dem Platz anbringen können?

Jarosch: Nein, aber ich versuche bis zum Spiel noch herauszufinden, was man sagen kann. Aber wahrscheinlich würden die Italiener mich nicht ernst nehmen und auslachen. Ich werde mir auf jeden Fall nichts gefallen lassen und gut dagegen halten. Ich bin ja körperlich ein relativ starker Stürmer. Schon seit dem ersten Training nennen mich alle nur noch Beton, weil ich im Zweikampf wie eine Betonwand stehen bleibe.  

SPOX: Haben Sie sich bei Ihrem Stammitaliener noch keine Sprachtipps geholt?

Jarosch: Dort habe ich bisher nur gefragt was "Kann ich bitte das Trikot haben?" heißt. Das muss ich aber auch noch mal lernen. Ich frage auf jeden Fall Madlung, Costa oder einen der Italiener. Wir hatten im Mai ein Freundschaftsspiel gegen Dortmund und die haben uns auch ihre Trikots gegeben. Da konnten wir uns mit 1:3 ganz gut aus der Affäre ziehen.

SPOX: Wie viele Zuschauer kommen normalerweise zu Ihren Heimspielen?

Jarosch: Letzte Saison hatten wir bis zu 2000 Zuschauer. Und das ist schon eine stolze Zahl. Die kommen nur, wenn wir gegen Waldhof Mannheim oder den SSV Ulm spielen. Daher sind 10.000 Zuschauer schon eine ganze Menge, vor allem mit den zusätzlichen Tribünen. Das ist also eine tolle Sache für uns.

SPOX: Die Teilnahme am DFB-Pokal ist für Ihren Verein sicherlich auch finanziell sehr lukrativ.

Jarosch: Auf jeden Fall. Als ich gelesen habe, wie viel Premiere für die TV-Rechte bezahlt und dazu kommen ja noch die Einnahmen, die mit Wolfsburg geteilt werden, dann ist das schon eine schöne Extrasumme, die der Verein bekommt. Aber es war nicht nur das Geld, über das wir uns gefreut haben. Erst der Aufstieg in die Regionalliga, dann der WFV-Pokalsieg und die Teilnahme am DFB-Pokal – wir haben alles erreicht, was möglich war.

SPOX: Dann sind ja alle Träume in Erfüllung gegangen.

Jarosch: Ich hab auch schon mal geträumt, dass wir 1:0 gewinnen, aber das müssen wir abwarten. Vielleicht schaffen wir es zumindest in die Verlängerung.

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