Kahn übergibt "Winner-Mentalität" an Toni

SID
dfb-pokal, fc bayern, toni, kahn
© Getty

Berlin - Der eine Pokalheld steht immer ganz hinten, der andere rackert ganz vorn - doch nach dem schwer erkämpften Sieg von Berlin kamen sich Oliver Kahn und Luca Toni ganz nahe. Mit einem letzten Sprint stürzte sich Torschütze Toni in die jubelnde Spielertraube um Kahn.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Für ihn sprechen die Erfolge. Da kann ich noch viel lernen. Wenn ich nur halb so viele Titel gewinne wie er, dann habe ich noch eine große Karriere vor mir", lobte der 30-jährige Italiener den 38 Jahre alten Kahn. Der "Titan" gab die Komplimente an den Weltmeister zurück: "Luca Toni ist schon außergewöhnlich. Ich habe selten einen Stürmer erlebt, der die Chancen so kaltblütig verwertet."

Beim 2:1-Endspielsieg im Berliner "Wembley" waren Toni, der im Olympiastadion den selben Spind wie beim WM-Finale 2006 gegen Frankreich in Beschlag genommen hatte, und Kahn die Hauptdarsteller. Der Stürmer erzielte seine Pflichtspiel-Tore Nummer 34 und 35 in der laufenden Spielzeit und bescherte sich damit selbst seinen ersten Club-Titel.

Kahn bewahrte mit einer "Weltklasse-Parade" (Ottmar Hitzfeld) in der Verlängerung bei einem Schuss von Florian Kringe seinen FC Bayern beim Stand von 1:1 vor einem möglichen K.o. und durfte zum sechsten Mal den 6,25 Kilo schweren DFB-Pokal in den Berliner Nachthimmel stemmen.

Als der Pokal-Rekord perfekt war, stürzten sich alle Bayern- Spieler auf ihren Keeper. "Sie hatten einfach das Gefühl, dass sie Oliver danken müssen", erklärte Trainer Hitzfeld die emotionalste Szene des 65. Finales.

Vierter Doppelpack in Serie

Als Toni und Kahn kurz danach gemeinsam auf einer Eckbank im "Aktuellen Sportstudio" des "ZDF" den Triumph erklären sollten, richtete sich ihr Blick schon wieder nach vorn. "Ich hoffe, bis Ende Mai kommen noch viele Tore dazu. Es fehlen noch zwei Titel", erklärte Bayerns "Tormaschine" nach dem vierten Doppelpack in Serie.

Die Treffsicherheit von Toni ist Freund und Feind inzwischen fast unheimlich. 20 Tore in der Bundesliga, zehn im Europacup, fünf im Pokal, eine Quote von 0,85 Treffern pro Pflichtspiel - die elf Millionen Euro Ablöse für den italienischen Nationalstürmer sind für die Bayern bestens angelegtes Geld.

Karl-Heinz Rummenigge sah sich erneut für den neuen Transfer-Mut des FC Bayern belohnt: "Wir wussten, wie viele Tore er in Italien erzielt hat, wo das Toreschießen auch sehr schwer ist."Doch selbst der Bayern-Vorstandschef räumte ein: "Was ihm im Moment widerfährt, ist ohne Frage phänomenal."

Toni ein "Wahnsinns-Transfer"

Nach dem schönsten Spielzug des Finales über Mark van Bommel und Franck Ribery stand Toni goldrichtig, in der Verlängerung lenkte er einen verunglückten Schuss von Lukas Podolski zur Entscheidung ins Dortmunder Tor. "Dafür haben wir ihn gekauft. Er ist schon einzigartig", meinte Hitzfeld und pries vor allem den Willen und die Energie von Toni, der bis 2011 unter Vertrag steht.

"Wir haben einen Wahnsinns-Transfer gemacht und jetzt hat er alles schon im ersten Jahr zurückgezahlt. Das ist nicht so gewöhnlich", ergänzte Manager Uli Hoeneß.

"Er ist ein unheimlich positiver Typ. Seine Winner-Mentalität kommt der ganzen Mannschaft zugute", wies Kahn auf die Erfolgs-Grundlage seines stürmenden Kollegen hin. Das ist genau jene Eigenschaft, die Kahn über Jahre zum Ausnahme-Athleten gemacht hat - nach seinem Karriere-Ende im Sommer könnte sie bei Bayern in der Person Toni weiterleben.

Nur einen kleinen Haken gibt es noch: Als Antreiber müsste der Italiener die deutsche Sprache besser beherrschen. Toni besucht zusammen mit Ribery zwar einen Sprachkurs, der auch sehr lustig ist. Doch viel gelernt haben sollen die Stars noch nicht. Was Toni prompt bestätigte: "Si".