"Magath ist gut für mich"

Von Interview: Leonardo Scheinkman
Marcelinho, Wolfsburg, Training, Medizinball
© Imago

Wolfsburg - Um 22.24 Uhr war es amtlich: Wolfsburg verliert im DFB-Pokal-Halbfinale beim FC Bayern mit 0:2 - Titel adé.

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Für einen der ganz Großen und ganz Filigranen der Bundesliga wäre es der größte Erfolg seiner Karriere gewesen. Denn bislang hat Marcelinho, der begnadete "Centro" vom VfL Wolfsburg, nur den zweifachen Ligapokalgewinn unter "Erfolge" zu verzeichnen.

Und mit 32 Jahren neigt sich seine Karriere dem Ende entgegen. Viel Zeit, seine Trophäensammlung noch auszubauen bleibt nicht mehr. Doch Marcelinho scheint motivierter denn je, sein Spiel ist noch immer unberechenbar. Und mittlerweile schwärmt der Exzentriker sogar von seinem Trainer Felix Magath in den höchsten Tönen.

Hat sich das bekannteste Frisurmodel der Liga zum braven Profi gewandelt? Ist die Disko in Magath-Zeiten Tabuzone? Und wie weit ist das Karriereende? Die Antworten gibt es im SPOX.com-Interview.

SPOX: Marcelinho, wie beurteilen Sie die Arbeit von Felix Magath?

Marcelinho: Er ist ein großartiger Trainer. Es hat zwar ein wenig gedauert, bis wir das umgesetzt hatten, was er sich vorstellt, aber jetzt haben wir einen guten Lauf und spielen sehr ordentlich. Das ist auch sein Verdienst.

SPOX: Magath ist ein harter Hund, Brasilianer nehmen es gerne mal leichter. Trotzdem kommen Sie beide sehr gut miteinander aus. Wie ist das möglich?

Marcelinho: Wieso sollte es Probleme geben? Die Kombination aus deutscher Disziplin und brasilianischem Flair ist doch perfekt (lacht). Nein, im Ernst: Magaths Disziplin ist gut fürs Team und auch für mich, sie macht mich zu einem besseren Spieler.

SPOX: Es gab Gerüchte, Magath wollte sie schon zu Bayern-Zeiten haben.

Marcelinho: Das waren wirklich nur Gerüchte, da ist nichts dran (lacht). Aber jetzt spiele ich sehr gerne unter Felix Magath.

SPOX: Würden Sie denn heute gerne bei Bayern spielen?

Marcelinho: Nein. Wie gesagt: Bayern hat eine großartige Mannschaft. Aber momentan bin ich voll und ganz auf Wolfsburg konzentriert.

SPOX: Früher in Berlin eckten Sie oft mit Ihrem Charakter an, jetzt in Wolfsburg sind Sie ein vorbildlicher Kapitän. Haben Sie sich verändert?

Marcelinho: Ich bin immer noch Marcelinho, mit allem drum und dran. Mit der Zeit wird man eben erfahrener, ruhiger. Man macht nicht mehr die gleichen Dinge wie mit 25...

SPOX: Die ein oder andere ausgeprägte Disko-Nacht wurde Ihnen in Berlin übel genommen. Aus Wolfsburg hört man gar nichts - ist man dort einfach diskreter?

Marcelinho: Nein, das würde ich nicht sagen (lacht). Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein Spieler das Recht auf Vergnügen in seiner Freizeit hat, daran ist doch nichts verkehrt. Dass das ganze aber im Rahmen bleiben muss, ist auch klar.

SPOX: In der Vergangenheit haben Sie immer wieder mal mit verrückten Frisuren Aufmerksamkeit erregt. Welche hat Ihnen persönlich am besten gefallen und welche war im Nachhinein doch eher furchtbar?

Marcelinho: Mir gefällt immer die Frisur am besten, die ich gerade habe. An eine wirklich schreckliche Frisur kann ich mich nicht erinnern.

SPOX: In Berlin waren Sie oftmals mehr Vollstrecker als Vorbereiter, in Wolfsburg ist das andersherum.

Marcelinho: Das liegt daran, dass ich unter Magath eine andere Rolle spiele als in Berlin. Ich tue alles, um dem Team zu helfen. Wenn das bedeutet, dass ich mehr Tore vorbereite als sie selbst zu schießen, dann ist das eben so.

SPOX: Bevor Sie im Januar 2007 nach Wolfsburg gewechselt sind, hatten Sie auch ein Angebot aus Dortmund. Warum haben Sie sich für den VfL entschieden?

Marcelinho: Ich habe mich für Wolfsburg entschieden, weil hier was heranwächst und ich ein Teil dieses Projekts sein wollte. Das war der Grund.

SPOX: Zuvor hatten Sie in Trabzon die Schattenseiten des Profi-Daseins kennengelernt. Keine Integration, Probleme mit dem Trainer - haben Sie den Wechsel in die Türkei je bereut?

Marcelinho: Es war sicherlich nicht die beste Erfahrung meines Lebens. Aber jede Erfahrung bildet den Charakter und macht einen zu einem besseren Menschen. Ich habe das so hingenommen und mich nie drüber beschwert. Es war wichtig für mich, da durch zu gehen und gestärkt raus zu kommen.

SPOX: Ihr Vertrag läuft noch bis 2009. Was kommt dann?

Marcelinho: Ich bin sehr glücklich in Wolfsburg und würde gerne hier bleiben. Noch ist nicht die Zeit, ans Karriere-Ende zu denken.

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