Mit Hand und Fuß

SID
Die U 21 des DFB steht erstmals seit 1982 wieder in einem EM-Finale
© Getty

In der zweiten Minute der Nachspielzeit wurde Manuel Neuer endgültig zum Helden von Helsingborg: In Tipp-Kick-Manier schoss der Torwart einen Freistoß von Mario Balotelli von der Linie, sicherte der deutschen U 21 den zweiten Einzug in ein EM-Finale und sich einen festen Platz in sämtlichen Kuriositäten-Rückblicken.

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Nachdem der 1:0 (0:0)-Halbfinalsieg gegen die Italiener in Helsingborg kurz darauf feststand, konnte sich der Schalker Schlussmann vor Gratulanten kaum retten.

"Manu ist ein Ausnahme-Torwart", meinte Trainer Horst Hrubesch: "Er hat absolutes Spitzenformat in Europa, und ich bin sicher, er wird auch den nächsten Schritt gehen und ein Weltklasse-Torwart werden."

Der verletzt fehlende Kapitän Sami Khedira ergänzte: "Manu hat uns im Spiel gehalten und alles weggehauen. Egal ob mit der Hand oder mit dem Fuß."

Neuer als Ruhepol

Wie er letzteres gemacht hat, wusste der 23-Jährige selbst nicht so genau. "Das war rein instinktiv, aber es hat geklappt", meinte er schmunzelnd: "Das war ein Flatterball. Ich hatte Angst, dass ich ihn nicht festhalte und er dem Gegner vor die Füße fällt. Also hab ich ihn einfach rausgeschlagen. Und das war die richtige Entscheidung."

Angst, dass die kuriose Aktion schiefgehen könnte, hatte offenbar niemand. "Bei Manu hast du nie das Gefühl, dass etwas passieren kann", erklärte Hrubesch: "Da sitzt man ganz ruhig auf der Bank. Und dieses Gefühl überträgt sich auch auf die Spieler."

Neuer, an dem Rekordmeister Bayern München weiter großes Interesse zeigt, sei locker, aber auch ein harter Arbeiter: "Und selbst wenn die Bälle abgefälscht werden, liegt er schon in der Ecke."

Im Finale wartet England

So greift die deutsche U21, die gegen die Italiener ihr bestes Turnierspiel zeigte, am Montag in Malmö gegen England (20.45 Uhr) nach dem ersten Titel.

"Wir sind schonmal mindestens Zweiter. Das ist die Belohnung für unsere Arbeit", meinte Neuer: "Aber nun wollen wir natürlich auch den Titel holen."

Beck mit dem Tor des Tages

Der zweite Sieggarant war der Hoffenheimer Andreas Beck, der mit einem 25-m-Schuss den Siegtreffer erzielte (48.).

"Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich schieße ja nicht so viele Tore, aber dieses wird immer einen ganz besonderen Platz in meiner Karriere und meinem Leben haben", meinte der von der UEFA zum "Man of the match" gewählte Außenverteidiger sichtlich bewegt.

Sein letztes Tor hatte Beck im Oktober 2007 zum 1:0-Sieg des VfB Stuttgart gegen Leverkusen erzielt. Das Rezept für seinen "goldenen Treffer" war denkbar einfach: "Mich hat niemand angegriffen, da hab ich einfach draufgehalten."

Dejagah im Finale gesperrt

Für Unmut im deutschen Lager sorgte einzig Ashkan Dejagah. Der Wolfsburger Stürmer holte sich wegen einer dummen Schwalbe die zweite Gelbe Karte des Turniers ab, ist im Endspiel gesperrt und zog sich so den Zorn des Trainers zu.

"So verrückt kann man normal nicht sein, sich so eine Karte abzuholen", schimpfte Hrubesch. So war Dejagah der einzige, der nachts im Clarion Grand Hotel von Helsingborg etwas betrübt dreinschaute.

Eine große Feier ließen aber auch die anderen nicht steigen. "Es war nicht so schwierig, sie zu bändigen", erklärte Hrubesch: "Alle wissen, dass wir noch nichts in den Händen haben. Wir haben nochmal gesprochen, in Ruhe ein Bier getrunken und der letzte war um 2 Uhr im Bett."

Beck schießt DFB ins Finale