Nicht viel mehr als Ansätze

Andre Schürrle erzielte die zwischenzeitliche 2:1-Führung für Deutschland
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft kam im vorletzten Testspiel vor der WM 2014 in Brasilien gegen Kamerun nur zu einem 2:2 (0:0). Am Montag bis spätestens um Mitternacht muss Bundestrainer Joachim Löw seinen endgültigen 23-Kader für das Turnier in Südamerika bei der FIFA einreichen.

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Vor 41.250 Zuschauern im Borussia-Park in Mönchengladbach brachte Kameruns Kapitän Samuel Eto'o seine Mannschaft in Führung (62.). Durch einen Doppelschlag von Thomas Müller (66.) und Andre Schürrle (71.) drehte die DFB-Elf die Partie, kassierte aber sieben Minuten später erneut einen Gegentreffer von Eric-Maxim Choupo-Moting.

Nach einer durchwachsenen Leistung werden die kritischen Stimmen zur WM-Form der deutschen Mannschaft noch etwas lauter werden. Der letzte Test vor dem Abflug nach Brasilien findet am 6. Juni in Mainz gegen Armenien statt.

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Zum einem war es ein guter Gegner, ein echter Härtetest. Bei uns hat man gemerkt, dass die Frische fehlt. Das Passspiel war nicht gut, wir haben viele, viele Fehler gemacht. Wenn wir in Führung gehen, hätte es der Mannschaft geholfen. Es zieht sich durch die letzten Jahre, dass wir viele Chancen brauchen. Mesut Özil hat nicht seinen besten Tag gehabt, er braucht noch zwei Wochen, dann werden wir bei der WM einen starken Mesut sehen."

Per Mertesacker (Kapitän): "Über weite Strecken haben wir es nicht gut gemacht. Sobald wir die Bälle schnell verlieren, kriegen wir gegen jede Mannschaft der Welt Probleme."

Thomas Müller: "Wir haben uns schlechter verkauft, als wir sind und uns das Leben selber schwer gemacht. Wir müssen nach zehn Minuten auf jeden Fall führen."

Andre Schürrle: "Ich bin unheimlich motiviert. Ich bin sicher, wir werden bei der WM anders zu Werke gehen als heute. Der Teamgeist stimmt, wir haben uns im Trainingslager zusammengeschweißt."

Erik Durm: "Es ist etwas ganz Besonderes, für Deutschland zu spielen. Für mich ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw verzichtet auf einen echten Stürmer und setzt auf Flexibilität im Angriff. Boateng muss rechts hinten verteidigen, Durm darf links ran. Die verletzten Lahm und Neuer nicht im Kader, Schweinsteiger auf der Bank.

Kamerun mit den zwei Stars Eto'o und Song sowie den zwei Bundesligaprofis Matip und Choupo-Moting.

1.: Nach 40 Sekunden die erste Großchance für Özil. Khedira leitet einen Pass von Boateng mit der Hacke in den Lauf Özils weiter. Der schießt aus 13 Metern völlig frei vor Tormann Itandje links vorbei.

4.: Deutschland führt eine Ecke kurz aus. Reus mit der Flanke vom linken Strafraumeck, Mertesacker verlängert die Kugel mit dem Kopf - knapp drüber.

11.: Müller hebt den Ball mit dem Rücken zum Tor in den Lauf von Götze. Der geht ein paar Schritte und zieht von halbrechts aus 16 Metern ab. Itandje lenkt den Flachschuss an den rechten Pfosten.

18.: Khedira mit einem Querschläger im eigenen Strafraum. Eto'o nimmt den Ball runter, dreht sich um Khedira und zieht aus elf Metern ab. Weidenfeller ist schnell unten und packt zu.

36.: Wieder bringt Reus eine Flanke vom linken Strafraumeck gefährlich nach innen. Khedira lässt den Ball am langen Pfosten zu stark über den Scheitel rutschen - klar vorbei.

38.: Ballverlust Götze an der Mittellinie. Der Ball kommt zu Eto'o, der einen Haken schlägt und einen klasse Pass in die Tiefe auf Moukandjo spielt. Weidenfeller kommt schnell raus und wehrt den Schuss aus elf Metern mit dem rechten Bein ab.

41.: Bedimo mit der Flanke von links. Choupo-Moting darf aus elf Metern völlig frei zum Kopfball ansetzen, zentral aufs Tor, Weidenfeller sicher.

49.: Herrlicher Doppelpass von Reus und Müller auf rechts im Strafraum. Reus schließt vom Fünfer mit dem rechten Außenrist ab - knapp am linken Pfosten vorbei.

62., 0:1, Eto'o: Erst bringt Song Eto'o zentral am Strafraum in Position, dessen ersten Versuch wehrt Weidenfeller zur Seite ab. Choupo-Moting erläuft sich den Ball und spielt sofort zur Mitte, wo Eto'o vor Hummels die Fußspitze an den Ball bekommt und den Ball ins lange Eck drückt.

66., 1:1, Müller: Boateng erkämpft sich auf rechts den Ball gegen Assu-Ekooto und flankt sofort scharf. Müller geht auf den ersten Pfosten und netzt per Kopf rechts unten ein.

71., 2:1, Schürrle: Ballverlust von Kamerun in der Vorwärtsbewegung. Steilpass auf den gestarteten Podolski, der in den Strafraum zieht und auf Schürrle quer legt. Der schiebt den Ball aus vier Metern ins leere Tor.

78., 2:2, Choupo-Moting: Choupo-Moting kommt mit Tempo über die linke Seite und wird hinterlaufen. Boateng nimmt den zweiten Spieler auf und weicht weit in den Strafraum zurück. Kramer kommt einen Schritt zu spät und kann Choupo-Motings Schuss nicht verhindern. Aus 15 Metern schlägt's neben dem langen Pfosten ein.

90.: Enoh zieht aus 24 Metern mit links ab. Der Schuss geht einen halben Meter drüber.

Fazit: Deutschland machte aus den Chancen der Anfangsphase zu wenig und ließ sich dann von der Spielweise Kameruns anstecken. Am Ende ein gerechtes Remis.

Der Star des Spiels: Samuel Eto'o. Genießt in der Mannschaft und im System eine Ausnahmestellung, musste so gut wie nicht an der Defensivarbeit beteiligen. Im Spiel nach vorne immer noch brandgefährlich. Hatte bei jeder gefährlichen Offensivaktion seine Füße im Spiel. Traumhafter Steilpass in der ersten Halbzeit, starker Treffer in der zweiten Hälfte.

Der Flop des Spiels: Mesut Özil. Wird von Löw immer noch protegiert, muss aber schnell aus seinem nun schon lange andauernden Tief kommen. Hatte kein Tempo in seinen Aktionen und agierte defensiv halbherzig. Kläglich, wie er die erste Chance des Spiels vergab.

Der Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien). Gab zunächst eine Freundschaftsspiel-Linie vor, was Kamerun zu einigen Fouls nutzte. Vor allem Mbia attackierte Kroos immer wieder. Reagierte dann mit dem Verteilen von Gelben Karten und hatte das Spiel jederzeit im Griff. Allerdings hatten seine Assistenten mit den Abseitsentscheidungen Probleme. Auch dem 2:1 ging eine Abseitsstellung von Podolski voraus.

Das fiel auf:

  • Kamerun hatte mit dem Anfangstempo und der Tiefenbewegung der Deutschen erhebliche Probleme. Vor allem die Geschwindigkeit und die Laufwege von Reus brachten dem DFB-Team immer wieder gute Möglichkeiten. Auch die Positionswechsel der flexiblen Offensivreihe waren für die Afrikaner zu viel.
  • Kamerun kam über Härte ins Spiel und stoppte so den Elan der deutschen Mannschaft. Das DFB-Team ließ dann in der Intensität nach und verlor auch viele Bälle zu leicht.
  • Klappte beim DFB-Team die Balleroberung schnell, kam es im Umschaltspiel zu Möglichkeiten. Bekamen die Deutschen aber keinen Druck auf den Ball, fand Kamerun auch immer wieder den Weg durchs Zentrum.
  • Khedira wirkte wie schon im Champions-League-Finale schnell matt und war fehleranfällig. Er war nicht der wehrhafte Abräumer, den die deutsche Elf in dieser offensiven Formation braucht.
  • Durch die Hereinnahme von Schürrle und die Auswechslung von Özil kam wieder mehr Tempo in das darbende Spiel der Deutschen. Der Chelsea-Spieler bewegte sich gut und riss mit seinen Läufen auch Lücken.
  • Durm erledigte seine Aufgabe auf links solide und muss sich vor Konkurrent Schmelzer nicht verstecken. Auch Boateng spielte rechts ordentlich.

Deutschland - Kamerun: Daten & Fakten zum Spiel