Klarer Sieg mit Leckerbissen

Von Thomas Gaber/Christian Bernhard
Zweiter Sieg im zweiten Spiel: Khedira (l.), Podolski und Klose feiern das 6:1 gegen Aserbaidschan
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat im zweiten Spiel der EM-Qualifikation einen standesgemäßen 6:1 (3:0)-Sieg gegen Aserbaidschan eingefahren und führt die Gruppe A mit sechs Punkten vor den punktgleichen Türken (3:2 gegen Belgien) an.

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Vor 45.000 Zuschauern in Köln schossen Heiko Westermann (28.), Lukas Podolski (45.), Miroslav Klose (45.+2/90.+2), Rashad Sadygov (53./ET) und Holger Badstuber (86.) die Tore für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. Ein Fehler von Torhüter Manuel Neuer (57.) ermöglichte Aserbaidschan den Ehrentreffer.

Klose absolvierte sein 103. Länderspiel und zog damit mit Franz Beckenbauer gleich.

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Die Mannschaft ist immer wieder nach vorn gegangen, hat unglaublich gut kombiniert. Es hat Spaß gemacht, das zu sehen. Wir haben seit einigen Monaten, auch vor der WM, diese Dinge einstudiert. Man spürt, dass diese Automatismen langsam greifen. Podolski war anzumerken, dass er gewillt war, viel Laufarbeit zu absolvieren. Lukas beweist seine Stärke in der Nationalmannschaft immer wieder, allein seine Torquote spricht für ihn. Ich habe Michael Ballack nicht im Stadion gesehen. Ich hatte ihm freigestellt, ob er kommt. Das muss jeder selbst entscheiden."

Berti Vogts (Trainer Aserbaidschan): "Das Ergebnis geht in Ordnung. Wir waren viel zu passiv. Wir haben dumme Gegentore in der Nachspielzeit bekommen. Deutschland spielt in einer anderen Liga. Wir sind 105. der Weltrangliste, Deutschland an Nummer drei - das ist ein Klassenunterschied."

Lukas Podolski: "Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute ein tolles Spiel gemacht und verdient gewonnen. Gegen Belgien lief es für mich nicht optimal, heute war es für mich in meinem Wohnzimmer ein weiterer Schritt nach vorne."

Manuel Neuer: "Wir wollten ohne Gegentor bleiben. Das Tor ist einfach dumm gelaufen. Das ist natürlich ärgerlich. Aber wir haben den Spielwitz von Südafrika mitgenommen. Ich hoffe, es geht so weiter."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deutschland mit einer personellen Änderung im Vergleich zum 1:0-Sieg in Belgien. Für den verletzten Jansen spielt überraschenderweise Riether rechts in der Viererkette. Kapitän Lahm rückt dafür nach links.

Vogts schickt Aserbaidschan im defensiv ausgerichteten 4-1-4-1 ins Spiel.

11.: Frühes Ende für Mertesacker! Der Bremer muss nach einem harten Luftduell mit Javadov mit einer Platzwunde unter dem linken Auge vom Platz. Da war der Ellbogen im Spiel...Westermann jetzt zweiter Innenverteidiger.

28., 1:0, Westermann: Getümmel im Aser-Strafraum. Klose legt den Ball mit dem Rücken zum Tor ab auf Westermann. Der scheitert aus fünf Metern freistehend vor Agaev, bekommt einen zweiten Versuch und versenkt die Kugel mit der Pieke im Netz.3. Länderspieltor für Westermann.

45., 2:0, Podolski: Doppelter Doppelpass Özil-Podolski. Der Kölner zieht von halblinks in den Strafraum und setzt den Ball mit links ins lange Eck. Der Ball geht vom Innenpfosten ins Tor, Agaev hat keine Chance. Podolskis 41. Tor für Deutschland.

45.+2, 3:0, Klose: Badstuber nutzt den freien Raum für einen Vorstoß an den Aser-16er. Glänzender Pass auf Podolski, der von links einläuft. Podolski wartet bis Klose in Position gelaufen ist und spielt ab. Klose lupft den Ball unter Bedrängnis aus sechs Metern ins Tor. 54. Länderspieltreffer für Klose.

53., 4:0 Sadygov (ET): Khedira bringt rechts im Strafraum eine scharfe Flanke nach innen. Sadygov legt sich den Ball, beim Versuch zu klären mit dem Oberschenkel ins eigene Tor. Klose wäre dahinter parat gestanden.

57., 4:1, Neuer (ET): Ecke Aserbaidschan von links auf den kurzen Pfosten. Neuer steigt hoch und boxt den Ball hinter dem Rücken von Malikov ins eigene Tor. Seltsame Aktion des Schalke-Keepers.

86., 5:1, Badstuber: Ecke Özil von rechts. Badstuber fliegt heran und köpft den Ball unbedrängt aus acht Metern ins linke Eck. Badstubers Torpremiere für Deutschland.

90.+2, 6:1 Klose: Podolski bringt den Ball von links in den Strafraum. Cacau kommt an den Ball, bekommt ihn aber nicht unter Kontrolle. Hinter dem Stuttgarter steht allerdings Klose und haut die Kugel aus sechs Metern unter die Latte. 55. DFB-Tor für Klose.

Der Star des Spiels: Holger Badstuber. Sehr überzeugende Vorstellung in einem Spiel als verkappter Libero. Badstuber hatte keinen direkten Gegenspieler und nutzte den sich bietenden Raum für einige Vorstöße weit in die gegnerische Hälfte hinein. Überragendes Zuspiel auf Podolski vor Kloses 3:0 und als Krönung köpfte er kurz vor Schluss sein erstes Länderspieltor. Makellose Leistung des Bayern-Verteidigers.

Die Gurke des Spiels: Vagif Javadov. Aserbaidschans einzige Spitze fiel überwiegend negativ auf. Javadov konnte mit Ausnahme einer gefährlichen Flanke zu Spielbeginn kaum einen Ball vernünftig verarbeiten, ging stattdessen oft überhart in die Zweikämpfe. Sein Ellbogencheck gegen Mertesacker war Rot-würdig.

Die Pfeife des Spiels: Markus Strömbergsson. Der Schwede leistete sich bei der Zweikampfbewertung einige Fehler. Die Gäste hätten sich für ihr hartes Einsteigen die eine oder andere Gelbe Karte verdient. Auch Strömbergssons Assistenten waren nicht immer auf der Höhe.

Analyse: Der im Gesicht blutende Mertesacker versetzte seinen Kollegen gleich zu Beginn einen Schock. Eine knappe Viertelstunde benötigte die deutsche Mannschaft, um gegen aggressiv verteidigende Gäste aus Aserbaidschan in Tritt zu kommen.

Schweinsteiger, Khedira und Özil taten sich schwer gegen ihre jeweiligen Gegenspieler, die konsequent am Mann verteidigten. Müller versuchte sich durch viele Positionswechsel aus der Umklammerung zu befreien. Nach 20 Minuten klappte die Spielverlagerung besser, das Tempo wurde erhöht.

Nach dem Führungstreffer entwickelte Deutschland viel spielerische Dominanz und kam nach teilweise brillanten Ballstafetten zu zahlreichen Chancen. Selbst die chronisch unterbeschäftigen Innenverteidiger Badstuber und Westermann waren permanent in der Nähe des Gäste-Tores zu finden.

Die DFB-Elf zog ihr gradliniges Spiel bis zum Ende durch, einige Konzentrationsschwächen beim letzten Pass und im Abschluss verhinderten einen noch höheren Sieg. Hinzu kam eine Slapstick-Aktion von Torhüter Neuer beim Gegentor.

Aserbaidschan war ein willkommener Sparringspartner für eine deutsche Mannschaft, die in der Lage ist, die beeindruckende Form der WM in Südafrika zu konservieren.

Am 8. Oktober kann Deutschland bereits eine Vorentscheidung im Kampf um den Gruppensieg gelingen, wenn die Türkei im Berliner Olympiastadion aufschlägt.

Deutschland - Aserbaidschan: Fakten zum Spiel