Fortschritt mit negativem Touch

Thomas Müller und Mario Götze erzielten die Tore für die DFB-Elf
© getty

Deutschland rückt in Gruppe D die Verhältnisse wieder zurecht und ist auf dem besten Weg nach Frankreich. Der Sieg gegen Polen war auch spielerisch ein Schritt nach vorne, Bundestrainer Joachim Löw ist zufrieden. Es gibt aber auch kritische Aspekte.

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Die beste Nachricht des Abends machte schon vor dem Anpfiff in Frankfurt die Runde. Schottland hatte in Georgien mit 0:1 verloren. Das war sowohl für Deutschland als auch für Polen ein angenehmes Ergebnis, weil die Schotten mit einem Dreier in Tiflis den Druck auf die beiden führenden Teams zumindest aufrechterhalten hätten.

So war klar: Der Sieger der Partie Deutschland gegen Polen wird die Schotten erstmal abhängen. Am Ende durften die Deutschen jubeln und stehen am 7. Spieltag nun zum ersten Mal auf Platz eins der EM-Qualifikationsgruppe D.

Deutschland hinterließ an diesem Abend einen viel besseren Eindruck als noch in vielen Spielen der Saison 2014/15, als Personal-, Fitness- und Formprobleme das DFB-Team in eine "gewisse Drucksituation" (Löw) gebracht hatten.

Im Rückspiel passt auch das Ergebnis

Es war vielleicht nicht das beste Spiel des Weltmeisters in dieser Qualifikationsrunde, aber es war die Partie in der Spielweise und Ergebnis das beste Paar bildeten. Im Hinspiel in Warschau noch hatte Deutschland eine in der Spielanlage sehr ordentliche Leistung gezeigt, aber trotz überlegener Ballbesitzwerte und 29:5 Torschüssen mit 0:2 verloren.

Dieses Mal ging vieles einfacher. Mit den ersten beiden Schüssen aufs Tor von Lukasz Fabianski machte Deutschland auch gleich durch Thomas Müller und Mario Götze zwei Treffer. Damit kamen die Spieler der Anforderung ihres Trainers schon mal schnell näher.

"Wir hatten nur ein Ziel: das Spiel zu gewinnen. Das war das Allerwichtigste", resümierte Joachim Löw. "Insgesamt kann ich sehr zufrieden sein, die Mannschaft hat über weite Strecken sehr konzentriert gespielt."

Okay, aber mit Luft nach oben

Der Bundestrainer gab mit seiner Einschätzung die Richtung vor an diesem Abend. Insgesamt okay, aber noch mit Luft nach oben. Da gab es zum einen Szenen, wie das 1:0, bei dem der Ball zuvor über zwölf Stationen lief und dabei zehn von elf Spielern am Ball waren - nur Götze hatte seine Füße nicht im Spiel. Aber dann gab es auch unerklärliche Abspielfehler und eine zu zaghafte Rückwärtsbewegung. Unterschiedliche Sichtweisen gab es nur bei der Gewichtung der beiden Aspekte.

Kapitän Bastian Schweinsteiger stellte eher das Positive heraus. Zwar habe man teilweise zu einfache Fehler gemacht, "aber im Grunde genommen haben wir fast über 80 Minuten ein gutes Spiel gezeigt und waren immer dominant."

Thomas Müller und Mats Hummels bemängelten dagegen die fehlende Stabilität über die gesamten 90 Minuten. "Das gibt dem Spiel für mich persönlich so einen kleinen negativen Touch", sagte Müller.

Einig waren sich aber alle, dass das Passspiel zu unsauber war und die Polen dadurch Chancen zu ihren gefährlichen Umschaltaktionen bekamen. "Durch unsere Raumaufteilung stehen wir sehr breit", sagte Hummels. "Da wird's bei Ballverlusten durch Konter der Gegner schon mal brandgefährlich."

Deutschlands Fehlpässe im EM-Qualifikationsspiel gegen Polen

Götze der Profiteur des Abends

Doch über allem steht die Erkenntnis, dass Deutschland nach dem auf den WM-Titel folgenden Übergangsjahr in dieser Saison wieder Fahrt aufnimmt. Löw hatte ja schon vor der Partie darauf hingewiesen, dass seine Mannschaft da sein werde, wenn es darauf ankommt. Gegen Gibraltar oder Georgien habe dagegen die letzte Spannung gefehlt.

Großer Profiteur des Abends war natürlich der doppelte Torschütze Mario Götze. Der hatte zwar auch bei seinem Auftritt auf der Pressekonferenz am Donnerstag versucht, seiner Situation beim FC Bayern einen positiven Dreh zu verpassen. Aber am meisten helfen in der Wahrnehmung noch immer gute Leistungen und Tore.

"Umso mehr ich der Mannschaft helfen kann, umso schöner ist es. Und dann noch mit zwei Toren - hätte schlechter laufen können", sagte Götze zurückhaltend. "Mario war sehr gut, sehr beweglich, hat sich viel angeboten, hat Tiefe geschaffen. Auch wie er die Tore gemacht hat, das war schon klasse", lobte Löw.

Entscheidender Schritt in Glasgow?

Es ist davon auszugehen, dass Götze auch im Hampden Park in Glasgow wieder als Stürmer aufgeboten wird. Dort dürften Götze und das DFB-Team wieder eine andere Aufgabe mit anderen Anforderungen erwarten.

Während die Polen sehr hoch und defensiv offen agierten, werden die Schotten weniger Räume anbieten, obwohl sie aufgrund der Situation in der Gruppe zum Siegen gezwungen sind.

"Die Schotten werden aggressiv und unangenehm sein, aber nicht so viel Fußball spielen", sagte Toni Kroos. "Aber in Glasgow können wir den entscheidenden Schritt machen."

So schnell geht's: Stand die Qualifikation vor diesem Spieltag auf wackeligen Beinen, kann am Montag bei optimalem Verlauf sogar die gesicherte Teilnahme an der EURO 2016 stehen.

Deutschland - Polen: Die Statistik zum Spiel