Hinkel: Man of the Match

Von SPOX
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Am 11. Juni 2010 findet in Südafrika das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft statt. Die deutsche Nationalmannschaft befindet sich in der Qualifikationsgruppe 4 auf einem guten Weg zum nächsten großen Fußball-Event.

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Zahlreiche deutsche Profis machen sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Welttitelkämpfen, jedoch dürfen nur 23 Spieler mit nach Südafrika. Wer darf mit, wer bleibt zuhause? Bis zum Endturnier auf dem schwarzen Kontinent bewertet SPOX wöchentlich die Chancen der 41 potenziellen Kandidaten.

Wie kommt die Bewertung zustande? Hier geht's zur Erklärung!

Gonzalo Castro: War nach seiner Gelb-Roten Karte aus dem Spiel gegen Schalke in Bielefeld nicht mit von der Partie und wurde durch Hans Sarpei ersetzt. Ist aber als rechter Verteidiger in der Abwehrkette der Leverkusener gesetzt und wird beim Spitzenspiel gegen die Bayern wieder auf der angestammten Position auflaufen. Geht es um eine Berufung in die Nationalmannschaft, muss sich Castro steigern, denn momentan stehen mit Arne Friedrich, Hinkel und Fritz mindestens drei Spieler vor ihm. Auch der in Hoffenheim stark aufspielende Andreas Beck stellt bei konstant bleibenden Leistungen eine Konkurrenz für Castro dar.

Marvin Compper: Das Debüt in der A-Nationalmannschaft scheint Compper beflügelt zu haben. War im hitzigen Aufsteigerduell bester Defensivspieler der Gäste. Behielt auch in brenzligen Situationen stets kühlen Kopf. Die Länderspiel-Nominierung hat dem Ex-Gladbacher definitiv zusätzliches Selbstbewusstsein eingeflößt: "Logisch hat mich das noch einmal extra motiviert. Nur das Ergebnis im Länderspiel war nicht so schön. Aber das Erlebnis an sich war toll.  Der Verein ist ja die Basis für diese Nominierung. Da möchte man für den Verein auch vorangehen und anführen."

Arne Friedrich: Der Berliner Kapitän bot in Bochum in der Innenverteidigung mal wieder eine absolut solide Leistung. Im ersten Durchgang war Friedrich aufgrund der dominanten Spielweise der Herthaner kaum gefordert. Wenn jedoch mal ein Ball durchkam, war er stets zur Stelle. Nach vorne war von Friedrich dagegen so gut wie nichts zu sehen, seine Schwächen in der Spieleröffnung muss der 29-Jährige abstellen. Gleiches Bild unter der Woche gegen England: Nach hinten solide, nach vorne nicht existent. Profitiert im DFB-Team vor allem von der fehlenden Konkurrenz. Clemens Fritz ist defensiv zu schwach, dauerverletzt und noch nicht in der Saison angekommen. Andreas Hinkel erst wieder auf dem Sprung zurück zu einer festen Größe in der Nationalelf.

Clemens Fritz: Hatte keine Chance, seinen zuletzt ramponierten Ruf aufzupolieren, weil er nach seinem Muskelfaserriss weder zum Klassiker gegen England noch zum Bremer 1:2 in Hamburg rechtzeitig fit wurde. Verliert somit mehr und mehr den Anschluss an die Elf von Bundestrainer Joachim Löw. Könnte bei Werders überlebenswichtigem Auftritt in der Champions League in Famagusta sein Comeback feiern.

Andreas Hinkel: Zeigt seit Wochen beständig die starken Leistungen, die die Celtics-Vereinsbosse von ihm erwarteten, als sie den 26-Jährigen im Januar für rund 2,6 Millionen Euro vom FC Sevilla loseisten. Auch beim 3:1-Sieg in St. Mirren einer der besten Spieler der Bhoys. Bereitete das 1:0 durch Georgios Samaras mustergültig vor, indem er eine Flanke von der rechten Seite maßgenau auf den Kopf des griechischen Stürmers schlug. Die schottische Tageszeitung "The Scotsman" erkor ihn sogar zum "Man of the Match". Wurde von Löw zwar für das England-Spiel nominiert, sein 19. Länderspieleinsatz blieb dem Schottland-Legionär allerdings verwehrt. "Ich bin nicht hier, um mir ein paar schöne Tage zu machen und nur ein Mitläufer zu sein", sagte Hinkel noch vor dem Klassiker. Doch Arne Friedrich bekam den Vorzug auf der rechten defensiven Außenbahn. Aufgrund des Personalmangels und des Formtiefs sowie Verletzungsmisere des Konkurrenten Clemens Fritz ist Hinkel jedoch für das Länderspieljahr 2009 eine echte Alternative für die rechte Verteidigerposition in der Nationalelf.

Mats Hummels: Stand dank einer Wunderheilung nach seinem Außenbandriss im rechten Sprunggelenk in Karlsruhe wieder in der Startelf von Jürgen Klopp. Legte als Pendant zu Subotic in der Innenverteidigung über 90 Minuten ein ordentliches Comeback hin. Zeigte sich enorm zweikampfstark, mit gutem Stellungsspiel und hatte jederzeit die Lufthoheit. Wurde allerdings auch von der einzigen nominellen KSC-Spitze Kapllani wenig beschäftigt. Muss sich durch weiterhin stabile Leistungen im Verein und in der U 21 anbieten, dann winkt für den Dortmunder 2009 die Berufung in Jogi Löws Team.

Marcell Jansen: Für das Spiel gegen England unter der Woche nicht berücksichtigt, durfte der 23-Jährige gegen Werder zum zweiten Mal in Folge von Beginn an ran. Dabei zeigte er, dass er noch lange nicht wieder in Topform ist. Jansen gewann als Abwehrspieler lediglich 40 Prozent seiner Zweikämpfe. Mühte sich redlich - doch hinten stand er unsicher und vorne blieb sein Wirken Stückwerk. Er spielte zudem einen schwachen Pass, der das Foul zum 1:1 durch Diego zur Folge hatte. Die Winterpause wird Jansen sicher gut tun, da er sich hier die noch fehlende Fitness erarbeiten kann, um einen neuen Angriff auf eine Berufung in die Nationalmannschaft zu starten.

Philipp Lahm: Bildete mit Oddo gegen Cottbus ein ganz starkes Außenverteidiger-Pärchen. War immer anspielbar und mit 100 Ballkontakten enorm präsent. Zudem gewohnt passsicher: Lahm brachte 80 von 83 Zuspielen an den Mann. In der Defensive nicht gefordert. Aber auch wenn es nur Cottbus war, kann man feststellen, dass Lahm nach seiner Verletzungspause wieder schnell in Form gekommen ist. Obwohl er für das England-Spiel eine Regenerations-Pause erhalten hatte, ist der 25-Jährige unabdingbarer Bestandteil der Nationalmannschaft und auf lange Sicht  auf der Außenverteidiger-Position gesetzt.

Per Mertesacker: Agierte grundsolide, harmonierte in der Bremer Innenverteidigung gut mit Nebenmann Naldo. Beide hatten Hamburgs Stürmer Petric und Guerrero gut im Griff - auch wenn Letzterer bei seinem Treffer schneller schaltete als alle Bremer. Mertesacker hielt sich im Aufbauspiel dezent zurück, überschritt fast nie die Mittellinie und versprühte bei den Standard-Situationen keinerlei Gefahr. Ist seit seiner Verletzung zu Beginn der Saison und seiner Rotsperre bisher nicht mehr als ein durchschnittlicher Abwehrspieler, aber im DFB-Team aufgrund mangelnder Alternativen dennoch als Innenverteidiger Nummer eins gesetzt.

Christoph Metzelder: Real Madrid hält in der Primera Division weiter Kontakt zu Tabellenführer FC Barcelona. Christoph Metzelder ist daran allerdings nur mäßig beteiligt. Beim 1:0-Erfolg gegen Recreativo Huelva zog Real-Coach Bernd Schuster dem Ex-Dortmunder mit Sergio Ramos und Pepe einmal mehr zwei andere Innenverteidiger vor, obwohl Abwehrchef Fabio Cannavaro und der Argentinier Gabriel Heinze fehlten. Metzelder schaute 90 Minuten lang von der Bank der Königlichen zu. Spanischen Medienberichten zufolge soll er bereits in der Winterpause ausgeliehen oder verkauft werden. Auch die Sportzeitung "As" lässt regelmäßig kein gutes Haar am 28-Jährigen: "Er ist viel zu langsam. Aufgrund seiner Trägheit weiß er sich oft nur mit Fouls zu helfen." Ein Wechsel wäre für Metze wohl die beste Alternative, denn nur mit Einsätzen kann er sich wieder für einen Platz in der Nationalmannschaft empfehlen, von dem er momentan meilenweit entfernt ist. Denn wie schon in den Qualifikationsspielen zuvor wurde er von Löw nicht für das Freundschaftsspiel gegen England nominiert.

Christian Pander: Ähnlich wie Westermann auf der rechten Außenbahn ohne die ganz großen Offensivaktionen. Stellte sich in den Dienst der Mannschaft und ließ andere wirbeln. Seine Standards waren gewohnt gefährlich. Wäre Kuranyi derzeit besser drauf, hätte er mit einem seiner Freistöße auch einen Treffer vorbereitet. Steht im DFB-Team zusammen mit Marcell Jansen und Marcel Schäfer auf einer Stufe im Kampf um die Position hinter Philipp Lahm auf der linken defensiven Außenbahn.

Marcel Schäfer: Der junge Außenverteidiger agierte beim 4:1-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart sehr unauffällig. Nach seinem ersten Länderspiel gegen England war der Ex-Löwe fast nur in der Defensive zu sehen. Trotzdem leitete er mit seinem Gewaltschuss nach einer Ecke das zwischenzeitliche 2:1 durch Grafite ein. Die andere gute Szene hatte Schäfer in der 36. Minute, als er fast von der linken Eckfahne aus Dzeko wunderbar bediente. Wittert nach seiner erstmaligen Nominierung im DFB-Team Morgenluft, denn Pander und Jansen konnten sich bislang nicht als Backup für Philipp Lahm aufdrängen.

Serdar Tasci: Musste nach gut einem Jahr beim 1:4 in Wolfsburg wieder als rechter Außenverteidiger ran. Hatte vor allem mit Dzeko seine Probleme und wurde u.a. in der 20. und 28. Minute wie ein Schüler ausgespielt. Nach vorne konnte er keine Akzente setzen und fügte sich in der zweiten Halbzeit in die schlechte Mannschaftsleistung ein. Fast hätte es in der 71. Minute beim einzigen nennenswerten Vorstoß geklappt, aber Tasci zögerte beim Abschluss zu lang und Barzagli klärte in letzter Sekunde. Wurde im England-Spiel nach 68 Minuten für Friedrich eingewechselt und leistete sich in der Innenverteidigung keine nennenswerten Aussetzer. Bleibt derzeit wohl die beste Alternative zu Mertesacker/Westermann in der Mitte.

Heiko Westermann: Gegen Gladbach nicht so offensivfreudig wie zuletzt. Defensiv gewohnt sicher. Spielte eine eher unauffällige Partie ohne große Höhen und Tiefen, trug aber mit seiner inzwischen vorhandenen Routine zum ungefährdeten Erfolg der Königsblauen bei. Wurde durch den Ausfall von Rafinha als Rechtsverteidiger aufgeboten und fühlte sich in dieser Rolle nicht ganz so wohl wie auf der Innenverteidiger-Position, die er im Länderspiel gegen England bekleiden durfte. Aber auch dort hatte sein Auftreten Licht und Schatten. Ist momentan dennoch Stammspieler in der DFB-Elf, denn sowohl Metzelder als auch Tasci schwächeln.