Stefan Böger im Interview: "Goretzka haben vom ersten Tag an alle zugeschaut und zugehört"

Stefan Böger arbeitete von 2008 bis 2013 als Nachwuchstrainer des DFB.
© getty
Cookie-Einstellungen

Mittlerweile haben Süle, Kimmich, Goretzka und Gnabry tragende Rollen in der A-Nationalmannschaft. Bei wem sind Sie am überraschtesten, dass er es geschafft hat?

Böger: Bei Goretzka war von Anfang an klar, dass er ganz nach oben kommt. Süle und Gnabry mussten einfach persönlich reifen und haben das prima geschafft. Kimmich war immer schon klar im Kopf, bei ihm war es aber fraglich, ob er sich körperlich behaupten kann. Da hatte ich zunächst Bedenken und somit bin ich von seiner Entwicklung am meisten überrascht.

Was denken Sie, wenn Sie diese Spieler heute für die A-Nationalmannschaft spielen sehen?

Böger: Ich empfinde einfach nur große Freude. Vor allem auch darüber, dass die Entwicklungskonzepte in den Nachwuchs-Leistungszentren der Vereine, in den Landesverbänden und beim DFB bei diesen und vielen anderen Spielern so nachhaltig gewirkt haben. Dieser Jahrgang 1995, aber auch 1996 waren besonders reichhaltig mit Talenten gespickt. Die Leistungsdichte war enorm hoch, man schaue sich nur mal die Entwicklungen von Timo Werner, Julian Brandt oder Jonathan Tah an. Sie alle haben sich gegenseitig gepusht.

Sie arbeiteten von 2008 bis 2014 im Nachwuchsbereich des DFB. Wie eng war der Austausch mit Bundestrainer Joachim Löw?

Böger: Als Cheftrainer der A-Nationalmannschaft ist Jogi der ranghöchste Trainer beim DFB. Zu ihm schauen alle auf, an ihm und seinen Anforderungen haben sich alle Trainer im U-Bereich zu orientieren. Wir trafen uns zu Trainersitzungen, bei denen sich die Trainerteams der A-Nationalmannschaft und der U-Mannschaften zu diversen Inhalten ausgetauscht haben. Viel intensivere Diskussionen über Spielideen und Leitlinien für unsere Jugendspieler gab es jedoch zwischen den U-Trainern von der U15 bis zur U21. Der damalige U21-Trainer Horst Hrubesch beispielsweise wusste immer ganz genau, was von unten nachkommen wird. Matthias Sammer in seiner Funktion als DFB-Sportdirektor spielte auch eine Schlüsselrolle.

Inwiefern?

Böger: Sammer war und ist ein Glücksfall für den deutschen Fußball. Er hat eine ganz eigene, stringente Art zu analysieren, zu strukturieren und zu führen. Sowohl inhaltlich, als auch personell. Er hat uns einen Rahmen vorgegeben, in dem wir Trainer uns frei entfalten konnten. In der Sache kritisch und diskussionsfreudig, im persönlichen Umgang jedoch wertschätzend und respektvoll, so habe ich ihn zu meiner DFB-Zeit erlebt.