WM-Analyse des DFB: Die Erkenntnisse von Joachim Löw und Oliver Bierhoff

Von SPOX
Joachim Löw und Oliver Bierhoff haben die Erkenntnisse ihrer WM-Analyse präsentiert.
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Die Personalie Mesut Özil

Joachim Löw: "Sein Berater hat mich spätnachmittags am Sonntag angerufen und hat mir gesagt, dass Mesut gleich die dritte Erklärung herausgibt und seinen Rücktritt bekanntgibt. Der Spieler selbst hat mich nicht angerufen. Normalerweise rufen mich die Spieler bei Rücktritten an und es gibt gute Gespräche. Mesut hat sich aber für einen anderen Weg entschieden, mich nicht anzurufen. Ich habe in den letzten zwei Wochen mehrfach versucht, ihn anzurufen, aber ich habe ihn nicht erreicht. Wir haben die Situation mit dem Foto unterschätzt, auch ich habe das unterschätzt. Wir haben alles versucht, auch mit Präsident Steinmeier, um das auszuräumen. Das Thema hat Kraft gekostet. Aber das soll kein Alibi für unser Ausscheiden sein. Es war für mich aus sportlichen Gründen immer klar, dass ich Ilkay und Mesut aus sportlichen Gründen nominiere. Mit seinen Rassismus-Vorwürfen hat Mesut überzogen. Ich kann ganz klar sagen, dass im DFB niemals ein Ansatz von Rassismus vorhanden war. Die Spieler mit Migrationshintergrund haben immer gerne für uns gespielt und daran hat sich nichts geändert."

...auf die Frage nach der persönlichen Enttäuschung: "Mesut Özil war lange mein Spieler bei der Nationalmannschaft. Wir haben zusammen vieles erlebt, manche Rückschläge, aber auch viele Erfolge. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Özil einer der besten deutschen Spieler war, die es in den letzten 20, 30 Jahren gab. Das wird immer bleiben. Sicherlich wird es die Möglichkeit geben, dass ich irgendwann mit ihm ein persönliches Gespräch gibt. Ich hätte mir gewünscht, dass er sich persönlich bei mir meldet. Im ersten Moment war sicherlich eine Enttäuschung da, dass ich es nicht von ihm persönlich erfahren habe."

Oliver Bierhoff: "Ich habe mit Mesut neun wunderbare Jahre gehabt. Dass dieser Rücktritt so vollzogen wurde, schmerzt uns alle, ihn auch. Es tut uns unglaublich leid, dass diese Situation so entstanden ist. Wir haben die Situation unterschätzt, dass auch politische Reaktionen stattfinden. Ich habe mich mit unglaublich vielen Menschen unterhalten aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Und ich habe es in meinen 30 Jahren Profierfahrung nie erlebt, dass die Meinungen so weiter auseinander gehen. Eines ist klar: Ein Nationalspieler kann keine Zielscheibe für rassistische Beleidungen sein. Und ich weise den Vorwurf des Rassismus im DFB und in der Nationalmannschaft klar zurück."