Löw: "Vergangenheit? Kalter Kaffee!"

Was haben wir heute also gelernt? Die Historie gegen Italien ist für den Bundestrainer kalter Kaffee, wobei er lieber einen heißen Espresso trinkt. Löw hat großen Respekt vor der italienischen Mannschaft und deren Defensivstärke, Trainer Conte und überhaupt vor der kompletten Squadra Azzurra. Eine Wunschelf gibt es nicht, die Eindrücke im Training werden entscheiden. Außerdem wird der Rat von Italien-Experte Sami Khedira im Laufe der Woche mit einbezogen. Das war es so weit von der PK. Wir treffen uns wieder, keine Frage!

So genug gefragt. Der Bundestrainer verlässt fluchtartig die Bühne. Verständlich, am Ende hat sich der gute Jogi auch fast nur noch wiederholt.

"Ich werde mit dem Sami auch mal über Juve sprechen. Er kennt die Italiener schließlich sehr gut. Er hat eine wichtige Rolle für uns. Er ist ein Führungsspieler. Er wird von Spiel zu Spiel dynamischer. Er ist klug und clever und erfüllt die Aufgaben, die man ihm gibt."

"Ist doch normal, dass so was passiert. Das sind Emotionen. Ich ärgere mich mich auch öfters. Unsere Spieler wird das nicht aus dem Konzept bringen. Die Spieler sind so fokussiert, da ist es manchmal auch für mich schwer, Anweisungen zu geben."

"Es gibt keine Wunschelf. Ich reagiere auf Spiele, auf das Training und auch auf mein Gefühl. Mario Götze hat auch gut gespielt, gegen die Slowakei hatte ich aber andere Ideen."

Die Fragen wiederholen sich gerade ein wenig. Wie war das 2012? Wie wird es taktisch angegangen? Aber der Jogi lässt sich nicht aus der Deckung locken.

"Er hat bei Juve für eine neue Ära gesorgt. Er weiß, dass man mit Catenaccio kein Turnier mehr gewinnt. Da ist sein Einfluss zu erkennen. Er ist ein großartiger Trainer. Taktisch sind die Italiener einfach überragend ausgebildet. Da sind sie ein Vorbild für jeden."

"Fpr Lukas hat es mich sehr gefreut wie er von den Fans gefeiert wurde. Er ist kein Maskottchen, das war respektlos. Die jungen Spieler schauen zu ihm und Schweinsteiger auf."

"Die Achse von Hummels, Boateng und Neuer, aber auch die anderen, die jetzt schon lange dabei sind, ist extrem wertvoll. Die Mechanismen greifen einfach bei uns. Wir brauchen uns dafür nicht so oft zu sehen, weil die Eingespieltheit einfach da ist."

"Italien spielt super hinten raus, die Spanier haben ja gut gepresst, aber das war stark. Das wird nicht leicht für uns."

"Gegen Ukraine hatte die Abstimmung noch nicht funktioniert. Wir waren hinten noch nicht so eingespielt. Das lag auch an den Ausfällen von Rüdiger und Hummels. Aber gegen Polen wurde das besser. Auch Kroos und Khedira haben da sehr gut verteidigt.

"Wir können diese Woche noch den ein oder anderen Reiz im Training setzen. Diese Pause wird kein Nachteil sein. Das Training wird wieder wertvoller. Auch wenn wir ins Finale wollen, kommen die Spiele schnell am Stück. Wir werden die Spannung nicht verlieren."

Der Abgang von Pirlo wurde gut verkraftet. Sie haben klare Automatismen. In allen Mannschaftsteile gibt es wichtige Säulen. Ich halte viel von de Rossi, der wahnsinnig intelligent ist, offensiv wie defensiv. Auch die Stürmer sind brandgefährlich. Grade im Kopf sind die Italiener stark."

"Wir machen uns Gedanken, wie Italien gegen uns spielen will. Wir lassen das auch einfließen. Wir müssen aber unsere Stärken einbringen, egal ob Dreier- oder Viererkette. Es ist nicht entscheidend. 2012 ist mein Plan nicht aufgegangen und dafür musste ich die Verantwortung übernehmen, auch wenn das Spiel vor allem durch individuelle Fehler verloren wurde. Aber es kann immer passieren, dass man sich verzockt."

"Unser Bestreben ist es, Italien zu schlagen. Aber die Gefühlschwankungen sind gerade recht groß. Gegen Polen hieß es, alles ist schlecht und gegen Slowaken war auf einmal alles super. Ich denke aber, dass die Slowakei kein Maßstab war, wenn man das Turnier gewinnen will. Aber wir können das einordnen. Wir sollten den Ball flach halten und uns konzentrieren. Ich habe ein gutes Gefühl für Italien, aber wir müssen besser werden.

"Die Rolle von Schweinsteiger außerhalb des Platzes ist sehr wichtig. Er redet viel mit den jungen Spielern. Gestern gab es ein längeres Gespräch mit Mario Götze. Bastian ist sehr aktiv innerhalb der Mannschaft und akzeptiert derzeit seine Rolle. Ich denke auch, dass er nun bereit ist, von Anfang an zu spielen."

"Thomas reflektiert viel. Er ist ein Winner-Typ, er will immer gewinnen. Er hat vielleicht grad eine Phase, wo er nicht trifft. Aber ich bin vollends zufrieden durch seine vielen Laufwege, die die Gegner verwirren. Außerdem tut er so viel für die Defensive. Seine Laufleistung ist überrragend."

"Ich habe immer an die Italiener geglaubt. Sie besitzen große Klasse aus einer guten Defensive heraus. Aber bei diesem Turnier entscheidet die Tagesform. Das Spiel wird eng. Aber wir haben Vertrauen in unsere Stärken. Das italienische Team ist stärker als 2008-2012."

"Es kann ein sehr zähes Spiel werden. Sie verteidigen sehr gut und machen das Spielfeld eng. Das können sie einfach. Sie lernen das von klein auf. Italiener freuen sich über ein 0:0. Wir haben kein Italien-Trauma. Ich halte davon nichts, wenn man Dinge aus der Vergangenheit herauszieht. Das ist kalter Kaffee, ich mag lieber einen guten Espresso." Dieser Scherzkeks

"Wie müssen variabel sein, personell und taktisch. Ich als Trainer muss Lösungen finden. Deswegen kann es auch mal Veränderungen geben. Die bislang nicht eingesetzten Spieler haben große Charakterstärke bewiesen. Sie trainieren und geben alles und spielen dann vielleicht doch nicht. Aber sie halten das Niveau im Training, einfach klasse. Wir lagen bei der Auswahl der Spieler einfach richtig."

Frech, da fragt doch jemand über ein Halbfinale gegen Island: "Ich war schon überrrascht über das Spiel gestern. Sie waren mutig gestern. Klasse. Trainer Lagerbäck ist einfach sehr erfahren."

"Es gab nur kleine Blessuren. Die Auswechslung von Boateng war eine Vorsichtsmaßnahme und er wird gegen Italien spielen. Alle Spieler sind fit. Ich vertraue in unseren medizinischen Stab. Sie arbeiten rund um die Uhr." Des Weiteren redet Löw ein wenig über medizinische Abläufe, nicht so spannend.

"Wir haben sicher ein Etappenziel erreicht, wir dürfen aber nicht in Euphorie verfallen. Bescheiden und Demut ist das Gebot der Stunde. Ich freue mich wahnsinnig auf Italien. Sie waren gestern sehr überzeugend. Sie spielen sehr gut nach vorne. Ich freue mich sehr darauf"

Kaum schreib ichs, ist der Jogi da. Es geht los!

Die Reihen der Plätze für die Journalisten füllen sich langsam. Es wird wohl pünktlich losgehen!

Die Slowakei besiegt, Italien vor der Brust. Es gibt also einiges an Gesprächsbedarf rund um den DFB und wer könnte dazu besser Rede und Antwort stehen als der Bundestrainer himself. Wir lauschen also gespannt, was Jogi Löw zu sagen hat.