Einigkeit und Recht auf Freiheit

Vor dem Spiel gegen Polen muss Deutschland noch an verschiedenen Stellschrauben drehen
© getty

Deutschlands EM-Auftakt ist geglückt. Im Spiel gegen die Ukraine wurden aber noch deutliche Schwachstellen sichtbar. Auch, wenn der Kern funktioniert, muss gegen Polen (Do., 21 Uhr im LIVETICKER) der nächste Entwicklungsschritt folgen. Defensiv wie offensiv.

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Zuordnung bei defensiven Standardsituationen:

"Wir werden uns verstärkt mit Standardsituationen beschäftigen", hatte Joachim Löw nach der Ankunft in Evian vor knapp einer Woche angekündigt. Die hatten dem Bundestrainer in den beiden Testspielen gegen die Slowakei und Ungarn überhaupt nicht gefallen. Nach dem EM-Auftakt bleibt festzustellen: In der Offensive hat sich das Training bereits ausgezahlt, defensiv gibt es weiter Luft nach oben.

Freistoß Kroos, Kopfball Mustafi, Tor. Das Einlaufen bei ruhenden Bällen und deren Genauigkeit war gegen die Ukraine deutlich besser als zuletzt. Bei deutschen Ecken und Freistößen wurde es mehrmals brenzlig im ukrainischen Strafraum, es fehlte in einigen Situationen nur noch einmal der entscheidende Punch.

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Das war auch dadurch begünstigt, dass die DFB-Elf verschiedene Varianten hatte. Besonders vielversprechend wurde es dann, wenn Kroos die Bälle direkt auf das Tor spielte und nicht vom Kasten weg. Außerdem variierten die Laufwege und Positionierungen der deutschen Spieler, sodass sich die Gegenspieler immer wieder neu einstellen mussten.

Anders sah das immer noch beim Verteidigen der Standards aus: Die Raumaufteilung stimmte zwar (Deutschland stand meist mit einer Vierer- und einer Dreierreihe aus Höwedes/Boateng/Mustafi/Hector beziehungsweise Müller/Khedira/Kroos am eigenen Fünfmeterraum gestaffelt) und es gab auch genaue Zuordnungen. Jedoch mangelte es in mehreren Situationen an Gedankenschnelligkeit und -frische, sodass sich die Ukrainer hin und wieder ungestört in die unbesetzten Räume bewegen beziehungsweise Überzahl schaffen konnten.

Gerade Löws vordere Verteidigungsreihe bewegte sich längst nicht so aktiv mit, wie die jeweiligen Gegenspieler. So passierte es, dass gelegentlich (wie zum Beispiel vor Khacheridis Großchance in der 27. Minute) Höwedes, Boateng und Mustafi gegen gleich vier oder fünf Gegenspieler standen. Vor allem Müller und Kroos blieben mehrfach einfach nur stehen.

"Wir hatten in der ersten Halbzeit einige Probleme bei Standardsituationen", gab Löw nach der Partie zu. Das gilt es intern noch einmal zu visualisieren und bei einigen Spielern in diesen Situationen eine andere Körpersprache einzufordern. Darüber müssen sich alle einig sein.