"Meine Familie dreht fast durch"

Renat Dadashov ist mit 10 Länderspieltoren aktuell der erfolgreichste U17-Stürmer beim DFB
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SPOX: Sie spielen als B-Jugendlicher bereits fest in der A-Jugend von RB - als mit Abstand Jüngster im Team. In Ihren ersten acht Spielen für Leipzigs A-Jugend schossen Sie in dieser Saison neun Tore. Hatten Sie nicht das Gefühl, dass alles etwas schnell ging?

Dadashov: Zu schnell ging es mir nicht. (lacht) Es hat mich natürlich riesig gefreut, dass ich so viele Tore geschossen habe und mich so gut in die Mannschaft integrieren konnte. Als zwei Jahre jüngerer Spieler schon zur Stammelf zu gehören, war fantastisch. Ich habe großes Vertrauen vom Trainer gespürt. Das habe ich versucht, mit Toren zurückzugeben.

SPOX: Seit Ende November ist Ihnen kein Treffer mehr gelungen - weder in der A-, noch in der B-Jugend. Verzweifelt man da manchmal ein bisschen an sich selbst?

Dadashov: Ich mache mir gar nicht den ganz großen Druck. Ich habe jetzt wochenlang kein Tor mehr geschossen, aber wer weiß: Vielleicht schieße ich im nächsten Spiel drei. Ich glaube immer an die nächste Chance. Die Flaute wird wieder enden.

SPOX: Vielleicht ja schon bei der EM.

Dadashov: Das wäre auf jeden Fall schön.

SPOX: Einen Tag vor dem Halbfinale haben Sie auch Geburtstag. Beschenken Sie sich ein paar Tage später mit dem Titel?

Dadashov: Ich hoffe es. Ich bin in jedem Fall Optimist, von daher will ich es nicht ausschließen.

SPOX: Seit dieser Saison sind Sie im Internat in der Red Bull Akademie untergebracht. Was hat sich seitdem für Sie verändert?

Dadashov: Ich habe auf jeden Fall viel mehr Zeit, mich vor- und nachzubereiten. Seien das Trainingsinhalte oder schulische Dinge. Mein Zimmer befindet sich ein Stockwerk direkt über dem Kraftraum. Auch der Trainingsplatz ist nicht weit entfernt. Das erleichtert natürlich vieles - vor allem der lange Anfahrtsweg ist weggefallen.

SPOX: Ihr Alltag besteht mehr oder weniger nur aus Schule und Fußball. Fehlt es Ihnen manchmal, den jugendlichen Leichtsinn ausleben zu dürfen - so, wie es vermutlich viele Ihrer Freunde können?

Dadashov: Auf keinen Fall, sonst hätte ich mich nicht für diesen Weg entschieden. Ich habe Teile meiner Freizeit bewusst geopfert, weil ich etwas erreichen möchte. Das lag in meinen Händen und ich bin froh, dass ich diesen Weg gewählt habe.

SPOX: Vermissen Sie es als 16-Jähriger aber gar nicht, mal mit den Kumpels feiern zu gehen oder einfach mal abzuschalten?

Dadashov: Ich habe es nicht nötig, nein. Ich finde, das ist eine Frage der Disziplin. Manche brauchen das, ich dagegen brauche es nicht. Es gibt sicher Jungs in meinem Alter, die um Mitternacht noch mal losziehen. Ich bin aber derjenige, der um 22 Uhr im Bett liegt und sich auf das nächste Spiel konzentriert.

SPOX: Der nächste Schritt von der A-Jugend ist der zu den Profis - im Verein und auch in der Nationalmannschaft. Hatten Sie schon Berührungspunkte mit einigen Spielern oder Verantwortlichen?

Dadashov: In Leipzig habe ich schon einige Male bei den Profis mittrainiert und konnte viele Erfahrungen sammeln. In der Nationalmannschaft bekommen wir bei allen Lehrgängen die Ideen und das Leitbild des DFB vorgeführt, sodass wir auch hier wissen, was es braucht, um vielleicht eines Tages mal im A-Kader zu stehen. Vieles ist natürlich Einstellungssache. Das bekomme ich auch immer wieder von einzelnen Spielern mit.

SPOX: Von wem ganz besonders?

Dadashov: Emil Forsberg ist für mich ein Muster-Profi. Von ihm kann ich mir besonders viel abschauen. In der Nationalmannschaft braucht man Einzelne nicht hervorheben. Dort haben alle ihre Berechtigung, für Deutschland zu spielen, schon erbracht. Ich hoffe, in drei oder vier Jahren auch dabei zu sein.

SPOX: Sie sind schon immer Bayern-Fan gewesen. Ist die Säbener Straße ein ganz großer Traum?

Dadashov: Ich hoffe, meine Ziele in Leipzig verwirklichen zu können.

SPOX: Immerhin ist RB nun in die Bundesliga aufgestiegen. Wird es für die Nachwuchsspieler jetzt schwieriger, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen?

Dadashov: Nein, das bezweifle ich. Wenn wir uns im Training beweisen, werden wir unsere Chancen bei den Profis erhalten. Der Aufstieg ändert nichts daran.

SPOX: Und was ändert der Aufstieg für die anderen 17 Bundesligisten?

Dadashov: Ich hoffe, die anderen Teams müssen sich in Acht nehmen. (lacht) Ich denke, RB wird bald oben mitmischen. Wohin der Weg führt, muss man abwarten. Hoffentlich bin ich aber auch irgendwann ein Teil davon.

SPOX: Was wäre denn, wenn alle Stricke reißen und der ganz große Durchbruch im Fußball ausbliebe? Haben Sie schon einen Plan B?

Dadashov: Darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht. Erst einmal mache ich jetzt die Schule fertig.

Die U17-EM in der Übersicht