Schily stellt sich weiter hinter Kaiser

SID
Otto Schily rückt nicht von Franz Beckenbauer ab
© getty

Der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily stellt sich in der Affäre um die WM-Vergabe 2006 weiter hinter Franz Beckenbauer (70).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"So ist der Franz, sehr authentisch, und er hat das glaube ich schon so geschildert, wie er tatsächlich ist, ganz ehrlich und rundheraus", sagte der 83-Jährige dem SID am Rande der Kuratoriumssitzung der Deutschen Sporthilfe in Bonn.

Beckenbauer hatte sich am Samstag in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) erstmals in größerem Rahmen zu den Vorgängen rund um die WM-Bewerbung geäußert. Dort hatte der Kaiser einen Stimmenkauf für die Ausrichtung der WM erneut vehement bestritten. sich aber weitgehend ahnungslos gegeben.

So habe er den dubiosen Vertragsentwurf mit dem früheren FIFA-Vize Jack Warner vom 2. Juli 2000 ungeprüft unterzeichnet. "Ich habe immer blind unterschrieben, wenn sie meine Unterschrift gebraucht haben", sagte der damalige OK-Chef Beckenbauer: "Sie glauben es nicht, aber das ist so! Wenn ich jemandem vertraue, unterschreibe ich alles. Blanko."

"Erstmal Untersuchung abwarten"

Schily ist dafür, "erstmal die Untersuchung der Anwaltskanzlei Freshfields und der Staatsanwaltschaft abzuwarten. Und dann wird sich am Ende herausstellen, ob da Vorwürfe begründet sind oder nicht. Ich jedenfalls vertraue Franz Beckenbauer, dass er die WM nur mit lauteren Mitteln erreichen wollte und da nicht unzulässige Mittel verwendet hat."

Hart ins Gericht ging Schily, der damals im Aufsichtsrat des WM-Organisationskomitees saß, mit dem früheren DFB-Chef Theo Zwanziger (70), der mit seinem Gang zum Nachrichtenmagazin Der Spiegel alles ins Rollen gebracht hatte. Zwanziger war als OK-Vize unter anderem für die Finanzen zuständig.

Rüffel für Zwanziger

Der Jurist aus Altendiez Zwanziger sei "selbst in einer Art und Weise selbst in die Dinge verwickelt ist, die ihn ja auch nicht gerade zum Heroen macht", so Schily, "er hat jedenfalls die Dinge nicht so dargestellt, wie sie sind, und das ist ein Vorgang, der nicht gut ist und erst recht nicht gut ist, wenn man nachher in der Schlussabrechnung die Dinge nicht so darstellt, wie sie wirklich gewesen sind, was natürlich dann auch zu steuerlichen Untersuchungen führt."

Das müsse ein Mann, der die Verantwortung trage und sogar aus seiner beruflichen Biografie mit Steuerdingen sehr gut vertraut gewesen sei, "eigentlich wissen und hätte dann eigentlich auch rechtzeitig eingreifen müssen und nicht erst nach vielen Jahren dann zu einem Nachrichtenmagazin laufen und da die Klagen anstimmen", sagte Schily.

Das Gewissen dieser Person sei "über viele Jahre auf merkwürdige Weise ruhiggestellt. Das ist dann nicht so die ganz fabelhafte Verhaltensweise. Das ist auch ein Eigentor", schloss der ehemalige Grünen- und SPD-Politiker.

Artikel und Videos zum Thema