Viel zu feilen

Knifflige Aufgabe: Joachim Löw muss bis zur EM 2016 Lösungen finden
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Mittelfeld

Das 4-2-3-1 und die Doppelsechs sind anders als bei der WM (4-3-3) wieder Löws bevorzugte Grundformation. Die Konstante der Qualifikation auf der Position vor der Abwehr war Toni Kroos. Allerdings musste der Real-Madrid-Profi häufig den defensiveren Part der beiden Mittelfeldspieler einnehmen, weil Bastian Schweinsteiger nur vier Spiele absolvierte. Sami Khedira kam sogar nur auf zwei Einsätze, beide gegen Gibraltar und beide Male spielte er nicht auf der Sechs, sondern auf einer offensiveren Halbposition.

Weitere Partner von Kroos, der nur in Gibraltar eine Pause bekam, waren Christoph Kramer, Matthias Ginter und Ilkay Gündogan. Allerdings offenbarte das Pärchen Kroos/Gündogan erhebliche Schwächen in der defensiven Absicherung, so dass der Dortmunder Gündogan wohl bei einem fitten Schweinsteiger aus dem Team fällt oder eine Position weiter vorne nach einem Platz suchen müsste.

Hier machte er nach seiner Einwechslung im Heimspiel gegen Polen und in Schottland seine besten Spiele. Allerdings müsste Mesut Özil dann auf den ungeliebten Flügel weichen, wo er auch in der Qualifikation das eine oder andere uninspirierte Spiel ablieferte.

Das gilt auch für viele andere Vertreter der so hochgeschätzten, feinfüßigen Offensivabteilung des DFB. Andre Schürrle steckt seit mehreren Monaten in einem tiefen Leistungsloch, Marco Reus ist eigentlich ständig damit beschäftigt, sich nach einer Verletzung wieder in Form zu bringen, Julian Draxler war ebenfalls lange verletzt und muss in Wolfsburg jetzt den nächsten Schritt seiner Entwicklung machen.

Karim Bellarabi muss sich erst noch dauerhaft auf internationalem Niveau etablieren und bei Lukas Podolski konnte man den Eindruck gewinnen, er sei nur noch dabei, weil er Lukas Podolski ist. Kurz reinschnuppern durfte auch Patrick Herrmann, zum Auftakt gegen Schottland stand sogar Sidney Sam noch im Kader.

Wären da nicht Thomas Müller (neun Tore in neun Einsätzen) und der in den entscheidenden Spielen gegen Polen und Schottland starke Mario Götze, Löw hätte noch viel mehr Grund mit der fehlenden Konsequenz seiner Offensivspieler im Abschluss zu hadern. Denn die Chancenverwertung hat der Bundestrainer als größtes Problem dieser Qualifikation ausgemacht. "Was wir an Chancen ausgelassen haben, war schon ein bisschen an der Grenze zur Arroganz", sagte Löw beispielsweise nach dem Sieg in Faro gegen Gibraltar.

Es gibt also auch in diesem Mannschaftsteil, in dem die Qualität grundsätzlich enorm ist, genügend Ansatzpunkte für Verbesserungen. Doch aktuell sind wohl zentrale Spieler wie Müller oder Schweinsteiger aufgrund ihrer herausragenden Fähigkeiten nicht zu ersetzen.

Torhüter: Das gute, alte Luxusproblem

Abwehr: Deutschland hat wieder einen Kaiser

Mittelfeld: Verschüttete Qualität

Angriff: Kommt Gomez oder nicht?

Trainer: Viel zu feilen